Behandelter Abschnitt Hiob 34
Elihu fährt fort und tadelt Hiob erneut. Er sagt: „Hört, ihr Weisen, meine Worte, und ihr Kundigen, gebt mir Gehör! Denn das Ohr prüft die Worte, wie der Gaumen die Speise kostet. Erwählen wir für uns, was recht, erkennen wir unter uns, was gut ist! Denn Hiob hat gesagt: Ich bin gerecht, und Gott hat mir mein Recht entzogen“ (V. 2–5). Und er war es, in dem Sinn, wie es seine drei Freunde leugneten; aber er war nicht gerecht, da er Gott nicht verherrlichte. Nein, er fand Fehler bei Gott. „Denn Hiob hat gesagt: Ich bin gerecht, und Gott hat mir mein Recht entzogen. Trotz meines Rechts soll ich lügen; meine Wunde ist unheilbar, ohne dass ich übertreten habe“ (V. 5.6). Nun, sagt er, das ist unerträglich; eine solche Sprache ist höchst unpassend. „Wer ist ein Mann wie Hiob, der Hohn trinkt wie Wasser?“ In Hiob kam nämlich eine ganze Menge des Stolzes seines Herzens zum Vorschein. „... und in Gesellschaft geht mit denen, die Frevel tun, und mit gottlosen Menschen Umgang hat“ (V. 7). Er sagt: „Es ist schlimm genug für ungläubige Menschen, so etwas zu sagen; aber du – Hiob! Darum höre auf mich“ und so weiter. Nun appelliert er an Hiob. „Wer hat ihm die Erde anvertraut? Und wer hat den ganzen Erdkreis gegründet?“ (V. 13). Wer ist es, der Ihm aufgetragen hat, über die ganze Welt zu herrschen? Wer hat das im Blick auf Gott getan? „Wenn er sein Herz nur auf sich selbst richtete, seinen Geist und seinen Odem an sich zurückzöge“ (V. 14). – Wenn Er den Menschen verlässt, geht dieser zugrunde.
Sehen wir, dass Elihu nicht im Geringsten diese Vorstellung hatte, die viele gottesfürchtige Menschen jetzt haben, dass die ganze Welt durch das Prinzip der Gravitation funktioniert. Nun, es gibt keinen Zweifel, dass Gott allen Himmelskörpern die Existenz gibt, dazu gehört auch die Erde. Er gab ihnen ihre Bewegung; aber dann ist es Gott, der sie aufrechterhält. Die Menschen führen dies auf zweite Ursachen zurück. Aber es liegt nicht in der Art der Bewegung, dass sie ewig ist. Das ist alles ein großer Irrtum; so etwas gibt es nicht, und Gott ist es, der alles in Bewegung hält, und wenn Gott für einen Augenblick die unmittelbare Wirkung seiner Macht zurückziehen würde, würde alles zusammenbrechen.
Das ist es, was Elihu hier lehrt. „Wenn er sein Herz nur auf sich selbst richtete, seinen Geist und seinen Odem an sich zurückzöge, so würde alles Fleisch insgesamt verscheiden und der Mensch zum Staub zurückkehren. Und wenn du doch dies einsehen und hören, der Stimme meiner Worte Gehör schenken wolltest! Sollte auch herrschen, wer das Recht hasst?“ (V. 14‒17a). Das heißt, er zeigt die Ungeheuerlichkeit, mit der Hiob an Gott Kritik übt. „Oder willst du den Allgerechten verdammen?“ (V. 17b) „Nun“, sagt er, „es geziemt sich nicht, das über einen König zu sagen.“ Ein König mag seine Fehler haben, aber sein Amt verlangt von den Menschen Ehrfurcht. Wir sollen nicht nur Gott fürchten, sondern auch den König ehren. Hier finden wir das. Er war alles andere als das, was man heutzutage einen „Liberalen“ nennt. „Sagt man zu einem König: Belial, zu Edlen: Gottloser? Wie viel weniger zu ihm, der die Person der Fürsten nicht ansieht und den Vornehmen nicht vor dem Geringen berücksichtigt! Denn sie alle sind das Werk seiner Hände. In einem Augenblick sterben sie; und in der Mitte der Nacht wird ein Volk erschüttert und vergeht, und Mächtige werden beseitigt ohne Menschenhand. Denn seine Augen sind auf die Wege des Menschen gerichtet, und er sieht alle seine Schritte“ (V. 18–21). Ab und zu lässt Gott das zu, und was ist die Folge davon? Eine Revolution. Die Menschen wissen nicht, warum das so ist; aber wenn die Menschen immer nach einer Veränderung oder nach etwas Neuem schreien, lässt Gott es zu, und dann werden sie überwältigt. Es ist genau das, was sie nicht wollen; denn das Ergebnis einer Revolution von Menschen gegen die Regierung ist fast immer, dass eine schlechtere Regierung folgt. Aber es gibt einen wahren Despoten, der gleichzeitig dem Volk schmeichelt, während er es auf jede mögliche Weise ausnutzt. „Denn er braucht nicht lange auf einen Menschen Acht zu geben, damit er vor Gott ins Gericht komme. Er zerschmettert Gewaltige ohne Untersuchung und setzt andere an ihre Stelle. Daher kennt er ihre Handlungen und kehrt sie um über Nacht, und sie werden zermalmt. Er schlägt sie wie Übeltäter auf öffentlichem Platz, weil sie von seiner Nachfolge abgewichen sind und alle seine Wege nicht bedacht haben“ (V. 23–27).
Dann zeigt er eine andere Seite, wenn Gott Ruhe gibt. Gott ist nämlich trotz der rastlosen Bosheit des Teufels immer über ihm. Nicht nur über den Menschen, sondern über Satan und seine ganze Macht. „Schafft er Ruhe, wer will beunruhigen? Und verbirgt er das Angesicht, wer kann ihn schauen? So handelt er sowohl gegen ein Volk als auch ebenso gegen einen Menschen, damit der ruchlose Mensch nicht regiere, damit sie nicht Fallstricke des Volkes seien. Denn hat er wohl zu Gott gesagt: Ich trage meine Strafe, ich will nicht mehr Böses tun; was ich nicht sehe, zeige du mir; wenn ich Unrecht verübt habe, so will ich es nicht mehr tun? Soll er es nach deinem Sinn vergelten? Denn du hast seine Vergeltung verworfen, und so musst du wählen, und nicht ich; was du weißt, rede denn! Männer mit Verstand werden zu mir sagen, und ein weiser Mann, der mir zuhört: Hiob redet nicht mit Erkenntnis, und seine Worte sind ohne Einsicht. Ach, dass doch Hiob immerfort geprüft würde wegen seiner Antworten nach Frevlerart!“ (V. 29–36). Hiob hatte sehr unvorsichtig gesprochen. „Denn er fügt seiner Sünde Übertretung hinzu, klatscht unter uns in die Hände und mehrt seine Worte gegen Gott“ (V. 37).