Behandelter Abschnitt Hiob 15
In diesem Kapitel haben wir die zweite Debatte zwischen Hiobs Freunden und ihm selbst. Ich werde heute Abend, wenn der Herr will, den größten Teil davon in allgemeiner Form betrachten.
Obwohl Eliphas der ernsthaftere und solidere seiner Freunde war, waren sie alle mit demselben grundlegenden Fehler infiziert. Das ist eine wichtige Sache für unsere Seelen. Wir sind geneigt zu denken, dass wir nie einen wichtigen Fehler machen. Warum sollte das so sein? Sind wir völlig anders als andere? Sind wir nicht sehr anfällig dafür? Bedenken wir doch, dass dies ein praktischer Fehler ist; es ist nicht nur ein dogmatischer Fehler. Es geht hier nicht um irgendeine Irrlehre, sondern um die Anwendung der Wahrheit auf die Seele; und es ist für uns von großer Bedeutung, dass Gott uns ein sehr frühes Buch gegeben hat – Mose war wahrscheinlich der Verfasser; aber die betroffenen Personen haben weit vor Mose gelebt. Das sehen wir schon am Alter Hiobs und an all den anderen Umständen.
Es gibt keinen Hinweis auf das Gesetz Israels, auch keinen Hinweis auf die Befreiung Israels aus Ägypten. Das Buch handelt immer von einer besonders frühen Zeit. Sein großer Punkt ist der Umgang Gottes mit dem Menschen, und besonders mit den gläubigen Menschen. Es geht nicht nur um den ungläubigen Menschen; mit ihm ist es immer so ziemlich dasselbe. Seine Schuld kann nur verschlimmert werden. Tatsächlich habe ich keinen Zweifel daran, dass es keinen Menschen gibt, der jetzt so verantwortlich ist wie diejenigen, die das Evangelium hören – diejenigen, denen das Christentum in einer lebendigen Weise präsentiert wird. Sie sind in einer Hinsicht weitaus schuldiger und bedauernswerter als selbst die wilden Tartaren oder die Untertanen jenes Reiches (Tibet), das jetzt [1903] im Begriff zu sein scheint, durchdrungen zu werden – jenes praktisch verschlossene und versiegelte Reich, das jetzt im Begriff ist, geöffnet zu werden, soweit wir sehen können; sicherlich eine ziemlich ernste Betrachtung; denn es wäre schwer, eine andere zu finden. Kein Zweifel, in der Wildnis und im Zentrum Afrikas mag es viele Stämme geben, die unbekannt sind; aber dies ist eine sehr alte Zivilisation. Ihre Herrscher haben es geschafft, das Licht aus jeder Quelle vollständig auszusperren – ihre eigenen Geräte zu ihrer eigenen Zerstörung zu verfolgen. Aber Gott wird nicht zulassen, dass sie weiter fortschreitet; und obwohl wir in dem gegenwärtigen Zustand nicht viel erwarten können, mögen viele dorthin gehen, um Handel zu treiben. Vielleicht geht es auch um Politik oder um Ehrgeiz der einen oder anderen Art – dennoch mögen sich Kinder Gottes unter sie mischen, und diese können auf jeden Fall eine Botschaft von Christus geben.
Wie auch immer das sein mag, worauf ich die Aufmerksamkeit lenke, ist der interessante Charakter dieses Buches als die Offenbarung an uns jetzt (und natürlich an die alttestamentlichen Gläubigen lange vor uns), wie Gott mit gottesfürchtigen Menschen umgeht, und zwar zum Wohl ihrer Seelen, bevor es irgendeine schriftliche Offenbarung Gottes gibt. Denn dies ist eines der allerersten Bücher, die jemals geschrieben wurden, wie ich schon früher bemerkt habe. Manchmal vergessen die Leute, dass das Buch Hiob, obwohl in der Mitte in der Bibel steht, das erste Buch mit poetischem Charakter ist; die Prosabücher kommen alle vor Hiob, sie führen uns an der Gefangenschaft in Babylon vorbei und kehren dann von dort zurück; und dann gehen wir zurück zu den poetischen Büchern, und das Buch Hiob ist das erste. Es entspricht also sehr dem ersten Buch Mose; was das erste Buch Mose im ersten Teil der Bibel ist, ist Hiob im zweiten Teil. Dann haben wir die Propheten; aber es ist das erste der poetischen Bücher, die nicht die Propheten sind.
Was nun den Angriff betrifft – denn anders können wir es nicht nennen –, so ist das eine ernste Sache. Es ist nicht nur in der Neuzeit, dass die Christen ihre Differenzen haben. Wir sehen, dass sie hier radikal ist – sie gehört zum menschlichen Geist, und sie kann eine sehr gute Quelle haben; denn wir sind, wie zweifellos auch die Gläubigen des Alten Testaments, instinktiv für einander besorgt. Diese Freunde Hiobs waren außerordentlich beunruhigt über den Mann, zu dem sie alle aufgeschaut hatten; er galt in ihrem Umfeld als der gerechteste aller Menschen; und kein Wunder, Gott hatte ihn so angesprochen. Das wussten sie nicht. Es ist sehr wichtig, diese Bemerkung zu machen, dass wir in einer ganz anderen Position sind als Hiob selbst, um all diese Debatten zu hören. Wie wenig wusste Hiob, dass alles, was über ihn kam, eine Folge dessen war, was in der Gegenwart Gottes im Himmel geschah! – Alles, was im Himmel über das Kind Gottes gesprochen wurde, auch die Prüfungen! Dies sollte eine besondere Prüfung sein, aber es war alles dort geregelt. Hiob wusste nichts davon. Der Überfall dieser Chaldäer und jener, die wir „die Beduinen“ nennen, und dergleichen – all das war nur natürlich; und zweifellos war man geneigt, es nur als die Prüfungen eines rechtschaffenen Mannes und seiner Familie aus natürlichen Ursachen anzusehen.
Nein, geliebte Freunde, für den Gläubigen ist es keine bloß natürliche Ursache; er steht unter dem Auge Gottes. Das war schon immer so; jetzt ist er es noch mehr. In dieser Zeit werden wir in ein Beziehung der Bekanntschaft zu Gott gebracht, und zwar in die engste Beziehung zu Gott. Wir sind an die Stelle seiner eigenen Familie gesetzt; wir sind seine eigenen Kinder, ja, Söhne Gottes, denn dieses letztere spricht von einer Würde vor anderen; das heißt, wir sind nicht mehr Novizen, nicht mehr Säuglinge in der Krippe, wie es bei den Gläubigen im jüdischen System der Fall war. Sie waren noch nicht volljährig. Der Christ jetzt, wenn er weiß, was es heißt, ein Christ zu sein (sehr viele wissen es leider nicht, denn sie denken, dass sie den Gläubigen von früher sehr ähnlich sind, aber das ist ein Irrtum), hat weit höhere Vorrechte. Es ist eines der großen Mittel des Satans, die Menschen dazu zu bringen, den Platz, in den sie hineingebracht werden, nicht verstehen und daher auch ihre Verantwortung nicht verstehen. Wie dem auch sei, hier haben wir zweifellos Gläubige, die völlig ratlos waren in Bezug auf dieses schreckliche Unglück, diesen Schlag auf Schlag, Sturm auf Sturm, der alles wegblies, worin Hiob einst so begünstigt gewesen war. Denn Gott hat Gefallen daran, sein Volk nicht nur in geistlichen Dingen zu segnen, sondern dort, wo wir es ertragen können. Erinnerst du dich an das Wort des Apostels Johannes, in dem er wünscht, dass es Gajus so gut gehen möge, wie es seiner Seele gut geht? Wenn die Seele nicht gedeiht, kommt das Unglück als eine große Barmherzigkeit; aber wo die Seele gedeiht, empfinden wir das, und Gott hat Freude daran, seine Güte in allem zu zeigen – in familiären Umständen, ja, in allem, wenn es zu seiner Ehre ist. Er ist der Richter darüber. Aber es gibt immer wieder Dinge, die in der Weisheit Gottes auf diese oder jene Weise verborgen sind.
Aber darauf gehe ich jetzt nicht ein. Hier haben wir jedoch die Tatsache, dass die beiden Dinge in Hiob vollkommen zusammenkamen – dass es keinen Menschen auf der Erde gab, an dem Gott so viel Freude hatte wie an Hiob, und zugleich ein solcher Mensch war, der durch die tiefste Prüfung Gottes ging. Das ist eine große Schwierigkeit bei den Juden; sie können es nicht verstehen. Sie wollen daraus machen, dass Hiob ein imaginäres Wesen war, weil es ihnen so seltsam vorkommt, dass es neben Abraham, Isaak und Jakob überhaupt einen Menschen außerhalb Israels geben sollte, von dem Gott eine solch hohe Meinung hatte – und dabei war er kein Jude!! Das war also ein großer Schlag gegen ihren Stolz und ihre Engstirnigkeit. Aber waren sie nicht in Wirklichkeit alle Außenseiter? Es scheint, dass sie in gewisser Weise in der abrahamitischen Linie waren; aber sie waren nicht in der Linie der Auserwählung. Sie wissen, dass Abraham andere Kinder hatte; und sie scheinen aus einer abrahamitischen Linie hervorgegangen zu sein, aber außerhalb dieses besonderen Bundes; und wir haben keinen Grund anzunehmen, dass sie das Zeichen und Siegel dieses Bundes hatten, das die Israeliten natürlich haben.
Nein, der Punkt ist, dass Gott mit „dem Menschen“ handelt, und mit dem Herzen und dem Gewissen des Menschen. Und außerdem war es nicht wegen irgendeines besonderen Übels. Da war der radikale Fehler des Eliphas, der sich durch seine Rede zieht, die ich gerade heute Abend gelesen habe. Er kann sich nicht über den Gedanken erheben, dass Hiob alles, was in unseren und den Augen jedes anderen schön war, erschienen war, und dass er in außergewöhnlicher Weise von Gott gesegnet war. Denn er war, wie man sagt, der größte Mann in jenem Teil des Ostens. Und nun diese völlige Umkehrung, dieses Herabstoßen von dem, was ihm als seine Vortrefflichkeit erschien! Wie könnte es anders sein, als dass, da Gott ein gerechter Gott ist, dort irgendeine schreckliche Ungerechtigkeit herrschen musste? So fühlte er auch, dass, wenn es eine Ungerechtigkeit gab, Hiob sich dessen bewusst sein musste; und doch kein Wort von Hiob! Nicht ein Zeichen, dass er sich schämte oder dass er etwas zu verurteilen hatte! Es gab eine Schuld in Hiob, aber nicht die geringste, wie sie es erwartet hatten. Der Fehler in Hiob war der, dass Hiob eine gute Meinung von sich selbst hatte und dass Hiob große Freude daran hatte, dass ihn alle so hochschätzten. Ich frage mich, ob das jemand von uns hat? Ich fürchte, es ist eine sehr häufige Sache. Und das ist genau das, was die Menschen nicht herausfinden. Sie lernen nicht; sie verstehen so wenig diesen wunderbaren Spiegel des Wortes Gottes. Sie verstehen nicht, dass es hier um ihren eigenen Fall geht.
Wie auch immer, ich nehme es vielleicht vorweg. Aber wir sehen, wie stark der Ausbruch des Eliphas ist – ein milder, ernster und ernsthafter Mann – denn das war er zweifellos. Es ist nicht nötig, dass wir die drei Freunde so darstellen, als wären sie etwas sehr Ungewöhnliches. Sie waren in der Tat sehr gewöhnlich. Hiob war eher ungewöhnlich, ja, entschieden ungewöhnlich; und das ist es, was das Beispiel Hiobs so passend für den Zweck Gottes macht – dass ein Mann makellos in seinem Weg sein kann, dass ein Mann zu Recht geachtet wird, aber dass, wenn der Mann, der fromm, gottesfürchtig, betend ist und einer, der so geliebt und geschätzt und hochgejubelt wird, wie Hiob es war – wenn er es als sein Recht annimmt und große Freude daran hat, Gott ein eifersüchtiger Gott ist und das nicht zulassen wird. Und warum nicht? Der Mensch ist ein Sünder! Und Hiob, obwohl er nun ein Gläubiger war, hatte Sünde in sich, und es fehlte an Selbsteinschätzung. Wäre die Selbsteinschätzung richtig ausgeübt worden, hätte Hiob diese Prüfung nicht nötig gehabt. Und noch etwas: Wenn Gott eine Prüfung schickt, ist es die große Aufgabe des Menschen, sich ihr ohne Zweifel zu unterwerfen, ohne zu hinterfragen und Gott zuzugestehen, dass es keine ungebührliche Strenge gibt. Nun, im Gegenteil, Hiob fühlte sehr viel darüber und bemängelte Gott und dachte, dass Gott in der Tat sehr hart mit ihm umging. Daher ist die Art und Weise, wie dieses Buch manchmal seit 1500 Jahren (vielleicht mehr) behandelt wurde, ein völliger Irrtum.
Worauf ich mich beziehe, ist dies: dass Hiob in seinem Leiden als eine Art Vorbild für Christus angesehen wurde. Nichts dergleichen. Ganz im Gegenteil. Schauen Sie sich z. B. Psalm 38 und Psalm 39 an. Dort haben Sie nicht gerade Christus persönlich, sondern den Geist Christi im Israeliten, und das wird sich am zukünftigen Tag vollenden, wenn es einen Überrest von Juden geben wird, der durch und durch vom Geist Christi geprägt ist, und der uns nach der Entrückung in den Himmel folgen wird. Sie werden durch eine gewaltige Prüfung gehen, und der Überrest wird diesen Geist Christi haben. Diese Psalmen sind prophetisch für sie geschrieben. Zweifellos wurde alles für uns geschrieben. Die ganze Bibel wurde für den Christen geschrieben, und zu seinem Gebrauch, Segen und Genuss. Aber es dreht sich nicht alles um uns. Das ist der Fehler, den viele Menschen machen, dass, weil alles zu unserem Nutzen und zu unserem geistlichen Geschmack und Vergnügen ist, wir also die Personen sind, die darin gemeint sind! Dem ist nicht so. Es ist genau das, was verfälscht wurde – dieser Versuch, das Muster Christi darin zu finden! während der eigentliche Punkt der Kontrast ist, der durch den rebellischen Geist von Hiob gezeigt wird. Denn da ist das. Er wirft Gott vor, sein Feind zu sein, ihn zu zerreißen und zu stürzen, ihn zum Gegenstand des Spottes für alle zu machen. Hiob unterstellt Gott. Nun, zweifellos hatte Gott das alles zugelassen; ohne ihn hätte es nicht sein können. Aber es war nicht Gottes, es war Hiobs eigener Fehler; und es war auch Hiob, der das am quälendsten zu spüren bekam, weil er die Schande nicht ertragen konnte, dass seine Freunde kamen. Er ertrug das alles wunderbar, bis seine Freunde auf der Bildfläche erschienen. Ein Mann, wenn er allein ist, kann es ertragen; aber wenn da Leute sind, die kein Mitgefühl und kein Verständnis zeigen, bricht er los und lässt sich aus und schleudert sehr unpassende Worte über seine Freunde – vielleicht haben sie es verdient, aber sicher, sicher nicht Gott. Und seine Freunde waren sich dessen bewusst. Sie konnten sehen, dass er unanständig über Gott sprach; so dass er sich da ganz ins Unrecht setzte.
„Sollte ein weiser Mann eitles Wissen äußern“, denn sie waren sich durchaus bewusst, dass in dem, was Hiob sagte, etwas sehr Fähiges lag – sie nannten das eitles Wissen – „und seinen Bauch mit dem Ostwind füllen?“ Zweifellos hatte er sich gewaltig geirrt. „Sollte er mit unfruchtbarem Gerede vernünftig sein oder mit Reden, mit denen er nichts Gutes tun kann? Ja, du wirfst die Furcht ab und hältst das Gebet vor Gott zurück.“ Nun tat er nichts dergleichen; Hiob klammerte sich immer an Gott, schaute immer zu Gott auf, aber er sagte: „Ich kann Ihn nicht finden; Er hat mich ausgeschlossen, beschäftigt mich mit dieser Qual, die ich gerade durchmache, so dass ich nicht zu Ihm gelangen kann. Ich weiß, wenn ich nur dorthin gelangen könnte, würde ich Güte und Barmherzigkeit finden.' Das war zweifellos sehr widersprüchlich; aber das ist immer der Fall beim armen Menschen, wenn er nicht in der Gegenwart Gottes ist. Das war einer der großen Punkte, die alle hatten. Hiob lebte, für einen Mann des Glaubens, zu sehr in der guten Meinung anderer Menschen wie auch in seiner eigenen guten Meinung. Das ist der Punkt, wo er ganz falsch lag. Und da ist der Punkt, wo Christus und das Christentum uns in die Schranken weist, wenn wir gläubig sind – nämlich, dass wir einer feindlichen Welt gegenüberstehen; dass wir nicht nur einer feindlichen Welt gegenüberstehen, sondern vielleicht sogar Mitchristen, die, wenn sie nicht gläubig sind, wütend sind gegen alle Menschen, die gläubig sind; denn das tadelt sie selbst. Das müssen wir ertragen, und deshalb sind wir jetzt hier in der Wahrheit der Dinge und leiden mit Christus. Das ist es, was Christus gelitten hat.
Ich spreche jetzt nicht vom Leiden für Christus. Leiden für Christus ist dort, wo ein entschiedener Bruch gemacht wird. Vielleicht werden wir zu Unrecht ins Gefängnis geworfen, oder es wird zu Unrecht transportiert, oder zu Unrecht als Märtyrer hingerichtet und dergleichen – das ist Leiden für Christus. Aber es gibt noch eine andere Art von Leiden, die zum Christen gehört – Leiden mit Christus. Nehmen wir zum Beispiel an, es gäbe eine königliche Prinzessin von England, die wirklich zu Gott gebracht wurde und die wirklich an die Stelle des Christen getreten ist – was wäre dann der Fall dieser jungen Prinzessin? Sie würde immer leiden. Und warum? Weil alles, was sie umgab, im Gegensatz zu dem stehen würde, was zu ihrer Seele und zu ihrer Stellung gehörte. Und warum? Weil sie von der Welt ist, und zwar von der Welt in ihrer großartigsten Form, und folglich würde sie die Gegensätzlichkeit markieren. Was ist die Stellung des Christen? Er ist nicht von der Welt. Wie weit nicht von der Welt? Na, wie Christus. Was hat Christus mit der Welt gemacht? Wo hat Christus jemals auch nur ein Jota zu dem beigetragen, was die Welt mag und schätzt? Christus schien für die Welt der nutzloseste aller Menschen zu sein. Er hat nie eine Rede über Wissenschaft gehalten; er hat nie eine Lektion in Gelehrsamkeit oder Literatur beigetragen. Er gab nie eine Stimme ab – wenn ich von Abstimmungen oder etwas in dieser Art sprechen darf. Er hat nie auch nur das Geringste in dieser Richtung getan. Er würde nicht einmal einen Fall beurteilen oder schlichten, selbst wenn sie wollten, dass er auf diese informelle Weise urteilt; folglich gab es nie eine Person, die mehr außerhalb der Welt stand, während sie durch sie hindurchging. Das ist es, wo der Christ ist. Ich sage daher, je höher man in der Welt steht, desto mehr findet man die Schwierigkeit, treu zu sein. Und das ist das Leiden mit Christus, wo man es spürt. Es gibt einige Menschen, die leicht durch die Dinge kommen. Das ist nicht zu bewundern; es ist eine Art Opiat – sich ständig mit Opiaten zuzudröhnen, um das Gefühl zu ertränken, und alles ganz bequem zu nehmen, egal, was es ist, und völlig aus den Augen zu verlieren, dass wir nicht zu diesen Dingen gehören, an denen wir teilnehmen.
Oh, geliebte Freunde, das ist nicht der Weg. Unsere Berufung ist es, aktiv für Christus und in Übereinstimmung mit Christus teilzunehmen. Unsere Berufung ist die völlige Absonderung für den Herrn. Angenommen, nebenan brennt ein Haus, dann wäre es unsere Aufgabe, sofort alles zu tun, was wir können, um zu helfen und sowohl Leben als auch Eigentum zu retten. Das ist nicht weltlich; aber es wäre weltlich, vor Gericht zu gehen und für unsere Rechte zu kämpfen oder uns zu weigern, unsere Beiträge zu zahlen, wenn wir dazu aufgefordert werden. All das ist nicht nur weltlich, sondern es ist rebellisch. Ich weiß, wie sie sich selbst nennen – Passive Resisters – aber ich verstehe diese Sprache nicht. Sie sind aktive Verweigerer des Gesetzes; und wenn sie irgendeinen Sinn für Anstand hätten, würden sie ihr Geld ruhig bezahlen, oder die Leute ihre Güter ruhig nehmen lassen, und so ein Ende machen. Ich erwähne das jetzt nur, um zu zeigen, wie sehr die Kinder Gottes den Sinn dafür verloren haben, was es heißt, ein Christ zu sein. Ich spreche jetzt praktisch. Ich könnte noch weiter gehen. Ich behaupte, dass die Christen die Lehre darüber, was ein Christ ist, verloren haben. Es ist nicht so, dass es einen bestimmten gesegneten Standard gibt, den wir alle als das anerkennen, was ein Christ ist, und dass wir in der Praxis dahinter zurückbleiben. Ich glaube, es wird sich herausstellen, dass sie in Bezug auf den Standard genauso falsch liegen wie in Bezug auf die Praxis; und eines kann ich für mich selbst ehrlich und wahrhaftig sagen: Was mich mein ganzes Leben lang beschäftigt hat, ist das Festhalten an dem, was ich als den christlichen Weg und die christliche Pflicht erkannt habe, und das Bemühen, anderen zu helfen, die Wahrheit und die Seligkeit dessen zu erkennen und treu danach zu handeln. Ich bin sicher, ich habe viel, wofür ich mich selbst richten muss; aber ich danke Gott für jede Prüfung und alles, was nichts aus mir gemacht hat. Und genau das musste Hiob in Bezug auf sich selbst lernen. Er wusste nicht, dass Gott all das zu Hiobs eigenem großen Wohl wirkte und sogar das zuließ, was Gott am meisten abstieß – die Krankheit und das Wegfegen seiner Familie. Das war alles das Werk des Teufels; aber Gott ließ es zu Hiobs Wohl geschehen, und Hiob hatte keine Ahnung von all dem. Hätte Hiob das kommende Ende verstanden und den Anfang, der vor der ganzen Prüfung lag, verstanden, hätte er einen großen Teil des Segens verloren, und warum? Weil damals wie heute das Kind Gottes im Glauben wandeln soll.
Die Menschen wandeln gerne nach dem Augenschein, und das war der große Irrtum, der unter all den Reden dieser drei Freunde lag. Sie sahen Hiob an; sie sahen an, was er war; und sie sahen an, was er jetzt ist, in all diesem schrecklichen Zermalmen zum Staub, und sie sagten im Grunde: „Nun, Gott ist ein gerechter Gott, und wenn nicht irgendetwas Schreckliches hinter all dem stecken würde, hätte Gott es nie zugelassen. Sie lagen völlig falsch, und Hiob hatte völlig recht, als er sagte: 'Nein, ich weiß, dass es nicht so ist, und all euer Gerede kann die Tatsache nicht beseitigen, dass es in der Welt, wie sie jetzt ist, höchst böse Menschen gibt, die am besten gedeihen, und gottesfürchtige Menschen, die außerordentlich leiden.' Wie kommt das? Weil Satan hier aktiv am Werk ist; weil Satan derjenige ist, dem die Menschen folgen, ohne es zu wissen. Sie sind Sklaven und Gefangene des Teufels; und diejenigen, die nicht Sklaven des Teufels sind, sind die Objekte seiner Rache und seines Hasses. Gott beseitigt das nicht; er setzt den Satan noch nicht ab; ihm ist sein Weg erlaubt. Und nie gab es einen größeren Beweis dafür, als dass er die Welt und das jüdische Volk dazu brachte, ihren eigenen Messias, den Herrn der Herrlichkeit, zu kreuzigen. Gab es hier irgendeinen Fehler? Hier haben Sie den entscheidenden Beweis. Hier war der absolut sündlose Eine und niemals ein solcher Leidtragender.
Die ganze Theorie der drei Freunde war also von Anfang bis Ende eine Unwahrheit. Und doch ist es genau das, was die meisten Menschen bis zum heutigen Tag denken. Sie haben die Vorstellung, dass etwas ganz und gar nicht in Ordnung sein muss, wenn sie Menschen sehen, die durch übermäßig tiefe Gewässer gehen. Nun gab es etwas, das Hiob nicht hatte, und das war, sich in der Gegenwart Gottes zu messen; und Gott hörte nicht auf, bis Er ihn in seine Gegenwart brachte. Er griff auf die bemerkenswerteste Weise ein; aber ich darf nicht vorgreifen. Eliphas, nachdem er sich heftig über Hiob ausgelassen hat, fällt nun auf das zurück, was ein sehr verbreitetes Gefühl war, vor allem bei den Ersteren. Eliphas war ein Mann, der stark für den großen Wert der Erfahrung stand. Wie wissen, dass es Menschen gibt, die sehr viel von der Erfahrung halten, und dementsprechend, was die großen und guten Männer, die früher lebten – ist das ein Standard? Niemand leugnet die Ehre, die den Ältesten gebührt, zumindest kein Mensch mit Anstand. Aber Eliphas benutzte es in einer falschen Art und Weise und sagte zu Hiob: „Warum, gehst du gegen alles vor, was von den besten Männern, die jemals gewesen sind, für gut befunden wurde? Bist du der erste Mensch, bist du so alt wie die Berge, wenn du so redest, als ob du es besser wüsstest als alle diese ausgezeichneten Männer, die älter sind als dein Vater? Und du stellst dich auf diese Weise auf.“ Nun, er führt das eine Zeit lang weiter, und er kommt zu dem, was sein muss. „Wie viel abscheulicher und schmutziger ist der Mensch, der die Ungerechtigkeit wie Wasser trinkt? Ich will es dir zeigen, höre mich, und was ich gesehen habe, will ich verkünden.“ Er meinte damit besonders Hiob. „Ich will dir zeigen, höre mich, und was ich gesehen habe, will ich verkünden, was die Weisen von ihren Vätern erzählt und nicht verborgen haben.“ Er schaut also auf alte Erfahrungen und auf die besten der Menschen, als die Menschen noch nicht so schlecht waren wie zu seiner Zeit. Denn das ist ganz wahr; der Mensch wird immer schlechter, und selbst er hatte es bemerkt.
Ein berühmter Dichter, den ich als Knabe zu lesen pflegte – ein heidnischer Dichter – sagt genau dasselbe, dass keine Generation so schlecht gewesen sei wie die jetzige, die Kinder gebären wird, die schlimmer sein werden als ihre Väter. Jedenfalls sind sie nicht so schlecht wie die Leute, die glauben, dass die Welt besser werden wird, denn diese irren sich bedauerlicherweise sehr. Es wird eine große Veränderung geben; aber was diese Veränderung herbeiführen wird, sind weder Prediger, noch Traktate, noch Bücher, noch Erziehung; nein, nicht einmal die Bibel, obwohl sie das Wort Gottes ist. Aber die Bibel verlangt mehr als das. Sie verlangt, dass die Menschen aus Gott geboren werden; und selbst bei den Menschen, die aus Gott geboren sind, sind sie aufgerufen, sich selbst zu richten, so wie Hiob, der allerbeste von ihnen. Das ist es, wozu er gebracht worden ist, und wozu er am langsamsten gekommen ist. Deshalb war diese ganze Argumentation völlig fehl am Platz, und der größere Teil des Kapitels ist die Beschreibung, dass, wenn ein Mensch so weitermacht, es sein muss, dass er immer in Furcht vor dem ist, was kommt. Damit lag Eliphas falsch. Hiob hatte keinen solchen Gedanken. Hiob war ganz sicher, wenn er nur Gott finden könnte, dass alles gut werden würde, und dass Er zu ihm sprechen würde, und Gott würde alles tun, was gut ist. Aber er wusste, dass Gott auf die eine oder andere Weise handelte, indem er zuließ, dass ihm all diese schrecklichen Dinge widerfuhren – warum, wusste er nicht, und zu welchem Zweck, wusste er nicht.