Behandelter Abschnitt Est 10,1-3
Und der König Ahasveros legte dem Land und den Inseln des Meeres eine Abgabe auf. Und alle Taten seiner Gewalt und seiner Macht und die Beschreibung der Größe Mordokais, zu der der König ihn erhob, sind sie nicht geschrieben im Buch der Chroniken der Könige der Meder und Perser? Denn Mordokai, der Jude, war der Zweite nach dem König Ahasveros und groß bei den Juden und wohlgefällig der Menge seiner Brüder; er suchte das Wohl seines Volkes und redete zum Frieden seines ganzen Geschlechts (V. 1–3).
Das Buch endet mit einer wunderschönen Aussicht auf den großen König, dessen Autorität sich über das Land und die Inseln des Meeres erstreckte. In der Hand des Menschen ist dies untrennbar mit einer Tributzahlung verbunden, die allen Untertanen auferlegt wird, die notwendigerweise eher ihm gegeben wird als er sie ihnen gibt. Niemals wird, niemals kann das gerechte Gleichgewicht zur Ehre Gottes erreicht werden, bis Er den Platz des Gebers offenkundig und unbestreitbar ausfüllt, wie Er es sicher in Christus, dem Herrn, zu tun beabsichtigt und tun wird; der es bereits für das Leben und die ewige Erlösung bewiesen hat, so wird Er kommen, um es in Kürze im Königreich zu zeigen. Denn der verachtete Messias muss als der herrliche Sohn des Menschen wiederkommen, um alle Verheißungen einzulösen und alle Prophezeiungen zu erfüllen.
Hier ist die Vorahnung, als Israel zusammenbrach und unter die Nationen zerstreut wurde. So lieferte Joseph, der in Ägypten erhöht wurde, eine weitere Vorahnung, bevor sie in das Land hinabzogen, das ein Land der Knechtschaft und Unterdrückung sein sollte. Nicht nur, dass Mordokai zur Größe emporgehoben wurde: er war „nach dem König Ahasveros und groß bei den Juden“ (V. 3). Wie unvergleichlich mehr wird dies in Ihm bestätigt werden, den sie einst bis zum Äußersten verwarfen!
Es ist ein schönes Bild eines Königs, groß in Macht und Stärke, moralisch größer in der treuen Verwaltung des Ministerpräsidenten, der nie vergaß, dass er „Mordokai, der Jude“ war, und, wenn er dem König untergeordnet war, weder einen Favoriten noch eine Partei suchte, aber dennoch war er „groß bei den Juden und wohlgefällig der Menge seiner Brüder“ (V. 3). Es war der Glaube an das Unsichtbare, der ihn trug und leitete. Daher suchte er keine persönliche Vermehrung seiner Größe, sondern das Wohl seines Volkes, und er „redete zum Frieden seines ganzen Geschlechts“. Der Tag kommt näher, an dem der Sohn des Menschen weit mehr und Besseres für das Universum zur Ehre Gottes, des Vaters, tun wird.
Weiterer Vortrag über das Buch Esther
(Gehalten in Woolwich, Dienstagabend, 18. März 1873)
Behandelter Abschnitt Est 10
Das Buch schließt im letzten Kapitel mit einem Bericht über die Größe des Reiches des Königs und auch über Mordokai, seinen Diener. „Denn Mordokai, der Jude, war der Zweite nach dem König Ahasveros und groß bei den Juden und wohlgefällig der Menge seiner Brüder; er suchte das Wohl seines Volkes und redete zum Frieden seines ganzen Geschlechts“ (V. 3). So schließt dieses höchst bemerkenswerte Buch würdig ab. Der Jude, der aus all seinen Nöten befreit ist, wird in die unmittelbare Nähe des großen Königs gebracht, und anstatt selbst Opfer des Hasses der Heiden zu werden, hat er die Vollmacht darüber, Rache an allen zu üben, die die Nachkommen Abrahams töten wollen.
Möge der Herr uns die Freude an den Wegen Gottes schenken! Mögen wir sein Wort lesen und von seinem Wort in aller Weisheit und geistlichem Verständnis profitieren! Wir werden nicht deshalb weniger Nutzen aus dem Buch ziehen, wenn wir es recht verstehen. Wenn wir es auf uns selbst anwenden, täuschen wir uns nur selbst. Wir sehen die Stellung des alten Volkes Gottes, wenn der stolze Heide wegen seines Ungehorsams gerichtet wird und wenn der Jude in all der Lieblichkeit, die Gott ihm verleihen kann, an seinen eigenen Platz vor der gesamten Erde gebracht wird.
Das sind die Aussichten, die uns dieses Buch gibt. Doch nicht nur das, sondern die schöne Eigenschaft, denke ich, werden wir von Anfang bis Ende vollständig erhalten sehen ‒ dass all dies während des Tages der Wolke, der Finsternis, der Zerstreuung und der Nichtanerkennung des Juden gegeben wurde. Der Name Gottes kommt in diesem überhaupt nicht vor. Es ist die geheime Macht Gottes, die durch Umstände wirkt, die vielleicht unangenehm erscheinen.
Aber welch ein Trost ist das für uns! Auch wir haben es mit der gleichen Vorsehung Gottes zu tun, wenn auch nicht mit dem gleichen Ziel. Denn es geht Gott nicht darum, dass wir uns an unseren Feinden rächen, nicht darum, uns zu irdischer Größe zu erheben, aber wir haben es mit dem gleichen Gott zu tun: Dafür sei Gott Dank! Er verleugnet uns nicht. Er hat uns in eine Beziehung gebracht, die niemals verlorengehen kann, eine Beziehung, die von Christus abhängt und die durch den Heiligen Geist versiegelt ist. Folglich lehnt Er es niemals ab, dass wir ihn als „unseren Gott und Vater“ anrufen; noch lehnt Er es jemals ab, uns als Kinder seiner Liebe zu besitzen.
Ihr seht also, dass das Buch Esther nicht im Geringsten auf uns zutrifft. Und doch wir sind berechtigt, allen Trost aus Gottes mächtiger Hand anzunehmen. Wo die Menschen nur auf die Umstände sehen, die um uns herum geschehen, wissen wir, dass „denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Guten mitwirken, denen, die nach Vorsatz berufen sind“ (Röm 8,28). Wir mögen den Weg nicht sehen, aber wir kennen und sehen Gott, wir können uns Ihm nahen, der alle Dinge zu unseren Gunsten lenkt.
Kurz zusammengefasst: Die Vorsehung Gottes ist eine allgemeine Wahrheit, bis der Tag kommt, an dem das Handeln Gottes öffentlich und offenkundig sein wird und sein Name über seinem Volk genannt werden wird. In der Zwischenzeit können wir uns für Israel darauf verlassen. Wir wissen, dass sie jetzt zerstreut sind und sich in einem völlig unnormalen Zustand befinden, aber der Tag wird kommen, an dem Gott die Heiden beiseitelässt und Israel wieder zu ehren bringt, und unsere Herzen können sich daran erfreuen. Es wäre kein Verlust für uns, selbst wenn dies der Grund wäre. Aber in der Tat wird es für uns kein Verlust sein. Wir werden bei dem Herrn Jesus im Himmel sein, und erst danach wird Gott die Heiden richten und die Juden zurückrufen.