Behandelter Abschnitt Est 8,1-17
Kein Leser der alttestamentlichen Prophetie kann übersehen, dass der Fall des Feindes, der die Juden mit drohender Vernichtung aus dem Weg schaffen wollte, mit ihrer Befreiung, Freude und Ehre unter dem großen König zusammenfällt. So geht das Wort von Jesaja und vor ihm bis Maleachi; und das Neue Testament, soweit es die Zukunft der Erde offenbart (denn sein Haupt- und besonderes Zeugnis gilt Christus in der himmlischen Herrlichkeit), hat dieselbe Wirkung. Hier sehen wir die Fortsetzung des im letzten Kapitel begonnenen Vorbilds. Das Gericht geht weiter.
An jenem Tag gab der König Ahasveros der Königin Esther das Haus Hamans, des Widersachers der Juden. Und Mordokai kam vor den König, denn Esther hatte ihm mitgeteilt, was er ihr war. Und der König zog seinen Siegelring ab, den er Haman weggenommen hatte, und gab ihn Mordokai. Und Esther setzte Mordokai über das Haus Hamans.
Und Esther redete wieder vor dem König und fiel zu seinen Füßen nieder; und sie weinte und flehte ihn an, die Bosheit Hamans, des Agagiters, abzuwenden und seinen Plan, den er gegen die Juden ersonnen hatte. Und der König reichte Esther das goldene Zepter entgegen. Da erhob sich Esther und stand vor dem König; und sie sprach: Wenn es der König für gut hält und wenn ich Gnade vor ihm gefunden habe und die Sache vor dem König recht ist und ich ihm wohlgefällig bin, so werde geschrieben, die Briefe zu widerrufen, nämlich den Plan Hamans, des Sohnes Hammedatas, des Agagiters, die er geschrieben hat, um die Juden umzubringen, die in allen Landschaften des Königs sind. Denn wie könnte ich das Unglück ansehen, das mein Volk treffen wird? Und wie könnte ich den Untergang meines Geschlechts ansehen? Und der König Ahasveros sprach zur Königin Esther und zu Mordokai, dem Juden: Siehe, das Haus Hamans habe ich Esther gegeben, und ihn hat man an den Baum gehängt, weil er seine Hand an die Juden gelegt hat. So schreibt ihr nun im Namen des Königs bezüglich der Juden, wie ihr es für gut haltet, und untersiegelt es mit dem Siegelring des Königs. Denn eine Schrift, die im Namen des Königs geschrieben und mit dem Siegelring des Königs untersiegelt ist, kann nicht widerrufen werden.
Da wurden die Schreiber des Königs gerufen zu jener Zeit, im dritten Monat, das ist der Monat Siwan, am Dreiundzwanzigsten desselben; und es wurde nach allem, was Mordokai gebot, an die Juden geschrieben und an die Satrapen und die Statthalter und die Fürsten der Landschaften, die von Indien bis Äthiopien waren, 127 Landschaften, in der Schrift jeder einzelnen Landschaft und in der Sprache jedes einzelnen Volkes; und auch an die Juden in ihrer Schrift und in ihrer Sprache. Und er schrieb im Namen des Königs Ahasveros und untersiegelte mit dem Siegelring des Königs; und er sandte durch die berittenen Eilboten, die auf den Rennern der königlichen Gestüte ritten, Briefe, worin der König den Juden, die in jeder einzelnen Stadt waren, gestattete, sich zu versammeln und für ihr Leben einzustehen, zu vertilgen, zu töten und umzubringen alle Heeresmacht von Volk und Landschaft, die sie, ihre kleinen Kinder und Frauen bedrängen würden, und ihre Habe zu plündern: an einem Tag in allen Landschaften des Königs Ahasveros, am dreizehnten Tag des zwölften Monats, das ist der Monat Adar. Und damit die Anordnung in jeder einzelnen Landschaft erlassen würde, wurde eine Abschrift des Schreibens allen Völkern bekannt gemacht, und zwar damit die Juden auf diesen Tag bereit wären, sich an ihren Feinden zu rächen. Die Eilboten, die auf den königlichen Rennern ritten, zogen auf das Wort des Königs schleunigst und unverzüglich aus. Und die Anordnung wurde in der Burg Susan erlassen.
Und Mordokai ging vom König hinaus in königlicher Kleidung von purpurblauer und weißer Baumwolle und mit einer großen goldenen Krone und in einem Mantel aus Byssus und Purpur; und die Stadt Susan jauchzte und war fröhlich. Den Juden war Licht und Freude und Wonne und Ehre zuteilgeworden. Und in jeder einzelnen Landschaft und in jeder einzelnen Stadt, überall, wohin das Wort des Königs und seine Anordnung gelangte, war Freude und Wonne bei den Juden, Gastmahl und Festtag. Und viele aus den Völkern des Landes wurden Juden, denn die Furcht vor den Juden war auf sie gefallen (V. 1–17).
Mordokai bleibt nicht mehr am Tor des Hofes, sondern wird nach einem höchst wertvollen Dienst gegen die Verräter würdig zur Verwaltung des Reiches hier auf der Erde eingesetzt.
So lesen wir von den Zwölfen, die berufen sind, in noch höherer Ehre, wenn „die Wiedergeburt“ kommt, auf zwölf Thronen zu sitzen und die zwölf Stämme Israels zu richten (Mt 19,28). Welche Bedeutung hat das für die, die nichts anderes sehen als das Evangelium, gefolgt vom Gericht der Toten und der Ewigkeit? Sie sollten die tausendjährige Herrschaft nicht ignorieren, die sich von der Gegenwart ebenso unterscheidet wie von dem unveränderlichen Tag, der nach dem großen weißen Thron ist. Es ist diese Zwischenzeit des Segens, in die Israel eintritt, nachdem sie gesagt haben: „Gepriesen sei, der da kommt im Namen des Herrnerrn“ (Mt 23,39). Jerusalem wird von den Nationen zertreten, aber nur, bis ihre Zeiten erfüllt sind (Lk 21,24).
In Apostelgeschichte 3,19-21 (vgl. Apg 1,6) haben wir eine schöne Vorwegnahme jenes Tages der Herrlichkeit für alle Dinge, im Gegensatz zum Heiligen Geist, der jetzt gekommen ist und durch sein Kommen am Pfingsttag Zeugnis ablegt. Dann erst werden die Worte der heiligen Propheten Gottes erfüllt werden, wenn „ganz Israel errettet werden wird“, statt nur ein Überrest jetzt bei der Berufung der heidnischen Ergänzung (Röm 11,25-32). Dann wird nicht nur der Messias, sondern werden auch die Heiligen aus der Höhe die Welt und die Engel richten (1Kor 6). Auch 1. Korinther 15,54 liefert Erklärungen für die Zeit zwischen dem Kommen des Herrn, um die Gläubigen von den Toten aufzuerwecken, und der Wiederherstellung Israels auf nationaler, aber auch geistlicher Ebene zu Ehre und Herrlichkeit im Land der Verheißung (vgl. Jes 25-27).
Gott wird alles „zusammenbringen in dem Christus, das, was in den
Himmels und das, was auf der Erde ist, in ihm, in dem auch wir ein
Erbteil erlangt haben“ (Eph 1,10.11). Denn wir sind Erben Gottes und
Miterben Christi (Röm 8; Gal 4), dem Versöhner aller Dinge mit sich
selbst, seien es irdische oder himmlische Dinge (Kol 1,20). Das ist
nicht die Ewigkeit, sondern der vorhergehende und vorhergesagte Segen
des Königreichs, der wiederum ganz im Gegensatz zu dem Wandel des
Glaubens und des Leidens unter dem Evangelium steht, während Satan
regiert. Jetzt ist es das Reich und das Ausharren in Jesus (Off 1,9),
dann aber das Weltreich unseres Herrn und seines Christus (Off 11,15),
das kommende Zeitalter und die kommende bewohnbare Welt von
Behandelter Abschnitt Est 8
Aber das war noch nicht alles. Nicht nur, dass Gott auf diese Weise den grausamen Widersacher seines Volkes vollständig in seine Schranken wies, sondern Gott sorgte auch für die Juden im gesamten Herrschaftsgebiet des Königs, wo sie noch immer zum Tod verurteilt waren. Die Befreiung war noch nicht vollständig. Der Hauptfeind war vernichtet, aber sie waren immer noch in Gefahr: „Und Mordokai kam vor den König, denn Esther hatte ihm mitgeteilt, was er ihr war“ (V. 1).
Der König nimmt seinen Ring ab und gibt ihn Mordokai. Der Jude kommt also nun an die Stelle der Regierung auf der Erde. Ihre Feinde sind vernichtet, aber sie müssen noch rehabilitiert und im ganzen Reich befreit werden. Und Esther fällt dem König zu Füßen und fleht ihn unter Tränen an, das Unheil Hamans zu beseitigen, und der König hält wieder das goldene Zepter hin, und Esther erklärt, dass die Boten, die mit den Briefen des Königs ausgegangen waren, den Juden in seinen Provinzen Verderben brachten. Der König antwortet: „Siehe, das Haus Hamans habe ich Esther gegeben, und ihn hat man an den Baum gehängt, weil er seine Hand an die Juden gelegt hat. So schreibt ihr nun im Namen des Königs bezüglich der Juden, wie ihr es für gut haltet, und untersiegelt es mit dem Siegelring des Königs. Denn eine Schrift, die im Namen des Königs geschrieben und mit dem Siegelring des Königs untersiegelt ist, kann nicht widerrufen werden“ (V. 7.8).
Wie sollte die Sache also gelöst werden? Auf diese Weise: Im ganzen Reich sollten durch eine neue Post Briefe verschickt werden, „worin der König den Juden, die in jeder einzelnen Stadt waren, gestattete, sich zu versammeln und für ihr Leben einzustehen, zu vertilgen, zu töten und umzubringen alle Heeresmacht von Volk und Landschaft, die sie, ihre kleinen Kinder und Frauen bedrängen würden, und ihre Habe zu plündern“ (V. 11). Und so geschah es. „Und Mordokai ging vom König hinaus“ (V. 15), nun mit allen Zeichen echter Ehre. „Den Juden war Licht und Freude und Wonne und Ehre zuteilgeworden. Und in jeder einzelnen Landschaft und in jeder einzelnen Stadt, überall, wohin das Wort des Königs und seine Anordnung gelangte, war Freude und Wonne bei den Juden, Gastmahl und Festtag“ (V. 16.17).