Behandelter Abschnitt Esra 2
Christus und der Überrest
Dieses Kapitel stellt uns also den Überrest vor. Wir sehen deutlich, dass es ein Überrest ist, dass es noch nicht um die Gründung Israels geht – ein sehr wichtiger Grundsatz, denn davon hängt das wahre Verständnis der Prophezeiungen ab. Wenn ich mir die Prophezeiungen als Ganzes ansehe, dann zeugen sie in der Regel von der Zeit, wenn das Königreich aufgerichtet wird – wenn Israel als Ganzes gesammelt wird – wenn nicht nur die Juden, sondern die Gesamtheit der zehn Stämme unter den Herrn Jesus Christus gestellt wird. Folglich ist nichts, was in der Zeit der Nationen gekommen ist, eine Erfüllung der Prophezeiungen.
Es mögen bestimmte Prinzipien der Prophezeiungen erfüllt werden. Zum Beispiel sehen wir jetzt im Evangelium: „Jeder, den Namen des Herrn anrufen wird, wird errettet werden“ (Joel 3,5). Nun, das wird vollendet, ja erfüllt werden, wenn Jerusalem das irdische Zentrum Gottes sein wird. Aber ist irgendetwas, was wir heute kennen, die Erfüllung dieser Prophezeiung Joels? Nein. Es ist eine Folge davon; aber die Erfüllung wird stattfinden, wenn Jerusalem direkt unter die Macht und Herrlichkeit Gottes kommen wird; dann wird auf dem Berg Zion Errettung sein. Wer immer den Namen des Herrn anrufen wird, wird errettet werden, und der Herr wird den Segen auf alles Fleisch ausdehnen. Das Prinzip ist jetzt wahr, aber die tatsächliche Erfüllung davon wird dann sein.
Dieses Prinzip ist sehr wichtig. Die Propheten blicken nicht nur auf den Überrest, sondern auf das Volk; sie blicken nicht nur auf ein Ergebnis, sondern auf die Erfüllung. Im Christentum bekommen wir einen Überrest und wir bekommen ein Ergebnis und nichts weiter. Wir haben das Prinzip; aber die volle Erfüllung wartet auf die Zukunft.
Nun, im zweiten Kapitel haben wir ganz klar dieses Wesentliche zum Verständnis der Prophezeiungen des Alten Testaments – dass es nur ein Überrest war, und zwar ein unbedeutender Überrest des Volkes – etwa 43 000 oder eher weniger –, hauptsächlich aus Juda und Benjamin, die aus der babylonischen Gefangenschaft zurückgebracht wurden; es waren nur Versprengte aus den zehn Stämmen. Die große Masse der zehn Stämme war schon lange vorher nach Assyrien verschleppt worden. Es waren hauptsächlich Juden, die nach Babylon und nicht nach Assyrien verschleppt worden waren, so dass wir also sowohl in der Zahl als auch in den Personen – den Stämmen, aus denen der Überrest kam – einen Beweis dafür haben, dass es nicht die Erfüllung der Prophezeiungen war, sondern nur eine teilweise Erfüllung.
Und wir kennen den Grund dafür. Es war, um Raum für das Kommen des Herrn in Niedrigkeit zu lassen. Die Propheten erwarteten das Kommen des Herrn in Herrlichkeit. Es war notwendig, dass ein Überrest nach Jerusalem hinaufzog und dass der Herr ihnen in großer Herablassung seinerseits begegnete, in weitaus größerer Herablassung, als sie ihrerseits Demütigung aufbrachten. Das heißt, es war nur ein kleiner Überrest, und der Herr kam selbst in der tiefsten Herablassung, indem Er völlig in ihre Umstände eintrat und ihnen dort begegnete, wo sie waren, um zu zeigen, dass Er, wenn es zum Schlimmsten kommen sollte, in die tiefste aller Schande und den vollkommensten Ruin in Bezug auf alle Umstände hinabstieg. Nein, mehr noch, Er ging unter die Sünde und das Gericht selbst hinab, um auf wahrhaft göttliche Weise zu erlösen, in der ganzen Fülle der Gnade Gottes. Da dies allein in Demut geschehen konnte, so sehen wir, dass ihre schwache Rückkehr direkt dem Kommen des Herrn in Demut entsprach.
Ich will mich nicht mit den Einzelheiten aufhalten. In der Tat ist das überhaupt nicht mein Ziel in der vorliegenden Vorlesungsreihe. Es geht darum, einen allgemeinen Überblick zu geben, um den Gläubigen zu helfen, diesen Teil des Wortes Gottes gewinnbringend für sich selbst zu lesen. Aber ich möchte ein oder zwei interessante Tatsachen erwähnen, bevor ich fortfahre. Das ist zum einen die Sorgfalt, die man im Fall der Priester walten ließ. Es wurde auf ihrem Geschlechtsregister bestanden.
Es heißt: „Und von den Söhnen der Priester: die Söhne Habajas, die Söhne des Hakkoz, die Söhne Barsillais, der eine Frau von den Töchtern Barsillais, des Gileaditers, genommen hatte und nach ihrem Namen genannt wurde. Diese suchten ihr Geschlechtsregister-Verzeichnis, aber es wurde nicht gefunden; und sie wurden vom Priesteramt als unrein ausgeschlossen. Und der Tirsatha [persischer Titel des Statthalters] sagte zu ihnen, dass sie vom Hochheiligen nicht essen dürften“ – das heißt, sie sollten nicht den vollen Genuss des priesterlichen Vorrechts haben – „bis ein Priester für die Urim und Tummim aufstände“ (Kap. 2,61–63). Das heißt, bis der Herr Jesus schließlich kommt, der zweifellos der König sein wird und auch in der vollen Macht des Priestertums handeln wird, der Macht der Urim und Tummim, im Licht der Vollkommenheiten Gottes, und der dann die ganze Verwirrung entwirren und alles, was noch fehlt, ergänzen wird.
Schwäche entschuldigt keine Nachlässigkeit
Aber worauf ich die Aufmerksamkeit lenke, ist das Prinzip, dass, obwohl es ein Tag der Schwachheit und Niedrigkeit war, es nicht ein Tag der Nachlässigkeit, sondern der größten Sorgfalt sein sollte. Es sollte ein Tag sein, an dem Gottes Volk so wachsam und aufmerksam für seinen Namen sein sollte, wie wenn die Dinge in der vollen Kraft und Schönheit der göttlichen Ordnung wären. Das halte ich für uns jetzt für sehr wertvoll. In der gegenwärtigen Verwirrung der Christenheit sind wir aufgerufen, die größte Sorgfalt in Bezug auf solche zu üben, die den Namen des Herrn bekennen – die, die den Platz einnehmen, Gott nahe zu sein, was natürlich das Teil aller sein sollte, die Glieder des Leibes Christi sind – als wahre Anbeter, die zu seinem Namen zusammenkommen. Und deshalb sind wir berechtigt, zu verlangen, dass sie ihre Abstammung nachweisen sollen. Der Grund dafür ist einfach, weil jetzt Menschen im Allgemeinen den Platz von Christen einnehmen, ohne dass dies der Realität entspricht. Wir sind verpflichtet, zu verlangen, dass sie den Beweis erbringen, dass sie wirklich das sind, was sie zu sein behaupten, das heißt, wir dürfen uns nicht mit einem bloßen allgemeinen Bekenntnis zufriedengeben. Einerseits erkennen wir die Tatsache an, andererseits brauchen wir aber einen angemessenen Beweis, der überzeugt.
Diese Vorsicht war in den frühesten Tagen nicht so notwendig. Damals kam der Geist Gottes in Kraft herab. Es war etwas Neues und bedeutungsvoll für den Menschen, alle seine alten Verbindungen abzubrechen und zum Namen des Herrn Jesus zusammenzukommen. Das hielt Menschen zum Teil zurück, wenn sie nicht wirklich von Gott geführt waren. Wenn es sich um eine skrupellose Person ohne Gewissen handelte, die die Kraft sah, die sie zu ihren eigenen selbstsüchtigen Zwecken ausnutzen konnte, konnte sie aus einem falschen Motiv kommen. Ich beziehe mich jetzt auf Simon den Zauberer (Apg 8); doch in der Regel, ich wiederhole es, kamen die Leute nicht, wenn sie nicht echt waren. Aber in diesen Tagen ist es nicht so, und wir wissen gut, dass die Menschen sich selbst betrügen – dass die Menschen nicht wissen, was es wirklich bedeutet, zu Gott bekehrt zu sein – was es bedeutet, Glieder des Leibes Christi zu sein. Sie sind falsch gelehrt worden: sie sind in einer ungesunden und verderblichen Atmosphäre aufgewachsen; und deshalb ist es notwendig, ich wiederhole, dass wir erwarten, dass ihre Abstammung offenbar wird; das heißt, dass es einen vollen Beweis dafür geben muss, dass sie wirklich im wahren und richtigen Sinne des Wortes zu Christus gehören – dass sie zu Gott gebracht wurden.
Nun mag es in der Gegenwart Personen geben, die zwar im Himmel sein werden, aber solche, die wir auf der Erde nicht annehmen sollten. Es mag Personen geben, die abgelehnt werden müssen, weil sie ihre Abstammung nicht nachweisen können. Der Herr mag inmitten von vielem, was sehr schmerzlich ist, sehen, was echt ist, aber wir müssen auf Gott schauen, einfach nach dem Beurteilungsvermögen, das Er gibt.