Behandelter Abschnitt 2Chr 3
Dann lesen wir in diesem Kapitel: „Und Salomo fing an, das Haus des Herrn zu bauen in Jerusalem, auf dem Berg Morija, wo er seinem Vater David erschienen war, an dem Ort, den David bereitet hatte, auf der Tenne Ornans, des Jebusiters“ (V. 1).
Hier sieht man wieder den Zusammenhang. Die Herrlichkeit ist auf Leiden aufgebaut. Es war dort, wo das Opfer dargebracht wurde, dort, wo die Hand des zerstörenden Engels aufgehalten wurde, und zwar auf dem Berg Moria. Es war dort, auf der Tenne des Heiden, weil es diese Verbindung geben muss. Siehst du, es war durch die Hände von gesetzlosen Menschen, dass die Juden ihren eigenen Messias kreuzigten. Und dementsprechend war es auf der Tenne Ornans, des Jebusiters, dem Feind, der Jerusalem in Besitz genommen hatte. Wir finden die wunderbare Weisheit Gottes, die dieses Vorbild kennzeichnet. Das Haus wird also mit aller Pracht errichtet; aber ich gebe nicht auf alle Einzelheiten ein.
Es ist immer eine große Sache, wenn man die Schrift betrachtet, nie über das hinauszugehen, was man weiß. Das gibt Festigkeit, denn ein Mensch, der vorgibt, mehr zu wissen, als er weiß, muss schließlich, wenn er ein ehrlicher Mensch ist, dies bis zu einem gewissen Grad zugeben. Er kann kaum Ehrlichkeit vortäuschen, wenn er es verheimlicht. Aber es ist eine große Sache, nicht über unser Maß hinauszugehen, denn dann können wir deutlich sprechen; während wir sonst bestenfalls etwas zweideutig sein müssen oder – was ein sehr großer Fehler im Umgang mit dem Wort Gottes ist – unüberlegt. Oh, es ist eine ernste Sache, Gott etwas zu unterstellen, was Er nicht gesagt hat, und das Risiko einzugehen, den Gott der Wahrheit als Lügner erscheinen zu lassen. Und so wird es sein, wo Menschen raten, anstatt zu warten, um zu lernen; aber dann müssen wir immer warten, um zu lernen, und ich glaube, dass, wo wir den Glauben haben, zu warten, Gott uns geben wird, zu lernen.
Ich enthalte mich daher in diesem Fall absichtlich, einige Dinge zu sagen, über die ich ein Urteil habe, die aber nicht notwendig sind. Es gibt nur einen Punkt von besonderem Interesse, von dem ich sprechen werde, und das ist der Unterschied zwischen den Cherubim hier und denen auf der Bundeslade im Zelt der Zusammenkunft. Als die Lade hier in den Tempel gebracht wurde, schauten die Flügel der Cherubim zum Haus hinaus; das heißt, anstatt „nach innen“ zu schauen – was in unserer Version ein Fehler ist – schauten sie wirklich nach außen. Im Zelt der Zusammenkunft dagegen schauten die Cherubim auf das Blut, das auf dem Gnadenstuhl war. Ihre ganze Aufmerksamkeit war darauf gerichtet. Die Cherubim waren das Sinnbild für Gottes richterliche Autorität. Und genau das ist der Unterschied. Die Gerechtigkeit ist jetzt so vollkommen zufriedengestellt, dass sie keine andere Aufgabe hat, als die Größe des Sieges zu verkünden, den Christus für uns errungen hat – keine andere Arbeit, soweit es uns betrifft, als uns mit dem besten Gewand zu bekleiden. Wie kostbar ist das für uns! Die Gerechtigkeit Gottes ist die, die bewahrt, denn da ist kein Schwert in der Hand. Im Garten Eden hatten die Cherubim ein flammendes Schwert. Es sollte den Menschen bewachen und fernhalten. Aber in der Stiftshütte sind die Cherubim einfach die Zeugen der Wirksamkeit der Gnade. Sie haben nichts zu tun. Sie bewachen, nicht um den Menschen davor zu bewahren, sondern sie halten sozusagen Wache über die Vollkommenheit dessen, was die Gnade für den sündigen Menschen getan hat. Aber im Tempel ist es eine andere Sache. Dort blicken die Cherubim, die Zeugen der richterlichen Macht Gottes, nach außen. Jetzt geht es um das gerechte Regieren.
Das ist jetzt im Evangelium nicht der Fall. Die Gerechtigkeit regiert nicht. Im Friedensreich wird die Gerechtigkeit durch Gnade regieren. Das ist ein völlig anderer Zustand der Dinge. Ich meine nicht das Werk Christi, denn das ist immer das gleiche Werk, egal wann und wo. Das Werk Christi ist immer Gnade, die durch Gerechtigkeit regiert. Aber ich spreche jetzt von dem Charakter der tausendjährigen Herrschaft. Das große Unterscheidungsmerkmal wird dann nicht die Gnade sein, die regiert, sondern die Gerechtigkeit: „Siehe, ein König wird regieren in Gerechtigkeit; und die Fürsten, sie werden nach Recht herrschen“ (Jes 32,1).
Das ist der springende Punkt; und daher, wie wir in diesem Fall von Salomo sehen, handelte er auch so. Nach diesem Prinzip erschlug er Joab, so ging er auch mit Simri um, der zur Zeit Davids, von dem Mann der Gnade, dem Zeugen der Gnade, verschont geblieben war. Aber unter Salomo konnte das nicht der Fall sein. Es war vollkommen richtig, dass sie sterben sollten. Es war kein Fehler; es entsprach dem Prinzip, das damals galt; genauso wie der Herr Jesus, als Er hier auf der Erde war, sagte: „Denn ich bin nicht gekommen, um die Welt zu richten, sondern um die Welt zu erretten“ (Joh 12,47). Aber wenn Er in Herrlichkeit kommt, wird Er zerstören; und es wird dann genauso richtig sein, zu zerstören, wie es jetzt seine Herrlichkeit ist, zu erretten.
Daher müssen wir also unterscheiden. Wenn wir das nicht tun, wird das Wort Gottes für uns nur verwirrend sein, oder wir werden furchtbare Verwechslungen damit anstellen, was genau das ist, was die Menschen tun. Das heißt, sie teilen das Wort der Wahrheit nicht recht (vgl. 2Tim 2,15). Wenn wir aber nur die Heilige Schrift verstehen, wird alles an seinem Platz sein – alles zu seiner Zeit und in seiner Ordnung. Das ist es, was ich versuche, den Christen durch die Vorschläge, die ich zu diesen Büchern mache, zu helfen; das heißt, ihnen zu helfen, das kostbare Wort Gottes richtig anzuwenden, ob es nun vorbildlich ist oder etwas anderes.
Ich sage also, dass die Cherubim nach außen schauten; sie schauten auf das Haus, und das ist der große Punkt. Es ist das alte Haus, denn es war das Zeichen der gerichtlichen Macht Gottes, die sich überall auf der Erde mit ihrem Zentrum in Jerusalem ausbreitete. Aber Gottes Macht handelte nun von diesem Zentrum aus nach außen; und obwohl es einen inneren Kreis Israels gab, war der Umfang des Segens die Erde selbst – ich könnte sagen, das Universum, nur schauen wir hier einfach auf die Erde.
Und weiter, beachten wir, dass es zwei Säulen gab, das Zeichen für göttliche Stabilität. Dieses Reich, wenn es in den Händen des Herrn Jesus liegen wird, wird nicht nur ein Vorbild sein, sondern eine Realität. Es wird sich niemals durch die Schwäche des Menschen auflösen. Es wird nicht anderen überlassen werden. Deshalb gab es als Zeugen dafür zwei Säulen – Jakin und Boas. Diese sind ein Bild, sie sind Zeugen: „Damit durch den Mund von zwei oder drei Zeugen jede Sache bestätigt werde“ (Mt 16,18).