Behandelter Abschnitt 1Kön 13
Doch Gott ließ es sich nicht nehmen, auch diesem bösen König ein Zeugnis zu geben: „Und siehe, ein Mann Gottes kam aus Juda durch das Wort des Herrn nach Bethel, und Jerobeam stand beim Altar, um zu räuchern. Und er rief aus gegen den Altar durch das Wort des Herrn und sprach: Altar, Altar, so spricht der Herr: Siehe, ein Sohn wird dem Haus Davids geboren werden, Josia sein Name; und er wird auf dir die Priester der Höhen schlachten, die auf dir räuchern, und man wird Menschengebeine auf dir verbrennen!“ (V. 1.2). – Das ist die große Rechtfertigung Gottes gegen die böse Religion Jerobeams!
„Und er gab an jenem Tag ein Zeichen und sprach: Dies ist das Zeichen, von dem der Herr geredet hat“ (V. 3a). Diese Prophezeiung könnte auf ihre Erfüllung zu gegebener Zeit warten, aber es wird ein gegenwärtiges Zeichen gegeben, wie Gott es ständig tut – ein gegenwärtiges Unterpfand für eine zukünftige Erfüllung. „Siehe, der Altar wird reißen, und die Fettasche, die darauf ist, wird verschüttet werden“ (V. 3b). In dem Moment, in dem Jerobeam das hört, will er den Mann festnehmen lassen. Er streckt seine Hand vom Altar aus und sagt: „Greift ihn“, aber die Macht Gottes war mit dem Wort Gottes. „Da verdorrte seine Hand, die er gegen ihn ausgestreckt hatte, und er konnte sie nicht wieder an sich ziehen. Und der Altar riss, und die Fettasche wurde vom Altar verschüttet, nach dem Zeichen, das der Mann Gottes durch das Wort des Herrn gegeben hatte. Da antwortete der König und sprach zum Mann Gottes: Flehe doch den Herrn, deinen Gott, an und bete für mich, dass meine Hand mir wiedergegeben werde“ (V. 4b‒6a).
So finden wir nicht nur die Züchtigung des Volkes Gottes zu ihrem Besten, sondern auch die Bestrafung der Bösen, jedenfalls zur Warnung, um ihren stolzen Willen zu brechen; und so war es auch mit Jerobeam. „Und der Mann Gottes flehte den Herrn an, und die Hand des Königs wurde ihm wiedergegeben und war wie zuvor“ V. 6b). Doch der König blieb, wie er vorher war. Es gab keine Beugung seines Herzens vor dem Herrn. Dennoch konnte der König nicht anders, als höflich zu sein, und so sagt er zu dem Mann Gottes: „Komm mit mir ins Haus und stärke dich, und ich will dir ein Geschenk geben“ (V. 7).
Dies bringt ein Prinzip von tiefster Bedeutung für dich und für mich zum Vorschein, geliebte Freunde. „Aber der Mann Gottes sprach zum König: Wenn du mir die Hälfte deines Hauses gäbest, so würde ich nicht mit dir hineingehen; und ich werde kein Brot essen und kein Wasser trinken an diesem Ort. Denn so ist mir durch das Wort des Herrn geboten und gesagt worden: Du sollst kein Brot essen und kein Wasser trinken, und du sollst nicht auf dem Weg zurückkehren, den du gegangen bist“ (V. 8.9). Und kein Wunder. Hier wurde der Herr missachtet. Und wo? Unter den Heiden? Das wäre kein Wunder gewesen. Nein, unter seinem eigenen Volk ‒ das war direkter Abfall vom Herrn, dem Gott Israels. Hier war ein Mann, der in der Kraft des Wortes des Herrn hinausging. Absolute Absonderung war daher geboten, und Essen und Trinken wurden zu allen Zeiten zurecht als Zeichen der Gemeinschaft angesehen. Es mag sein, dass auf die ernsteste Weise Gemeinschaft zwischen Gottes Volk und dem Herrn selbst an seinem eigenen Tisch besteht; aber auch auf andere, geringere Weise sind Essen und Trinken nicht so geringfügig, wie man annimmt. „Mit einem solchen nicht einmal zu essen“ (1Kor 5,11). Mit wem? Einem Menschen, der ein Bruder genannt wird. Wenn ein Ungläubiger dich einlädt, selbst wenn der Ungläubige der schlimmste Mensch auf der Welt wäre, so steht es dir frei zu gehen, vorausgesetzt, du glaubst, dass Gott einen Auftrag für dich hat – ein Anliegen. Angenommen, es ginge um die Bekehrung des Mannes – nichts Wichtigeres –, dann steht es dir frei, zu dem allerschlimmsten Menschen auf der Welt zu gehen, wenn du Gott damit dienen kannst. Dabei soll man sich vorher sicher sein.
Aber es gibt noch eine andere Sache, und das ist, angenommen, ein Mensch, der ein Bruder genannt wird, lebt in Ungerechtigkeit, „mit einem solchen nicht einmal zu essen.“ Damit ist nicht der Tisch des Herrn gemeint, sondern ein gewöhnlicher Tisch, an dem man isst. Es bedeutet, dass es kein Zeichen solcher Gemeinschaft geben soll – Gemeinschaft im gewöhnlichen Leben –, denn eines der wichtigsten Mittel, um auf das Gewissen dessen, der Bruder genannt wird, einzuwirken, ist nicht nur die Trennung von ihm am Tisch des Herrn, sondern es soll das ganze gewöhnliche gesellschaftliche Leben mit ihm bestimmen. Nicht mit der Welt; es gibt keine größere Torheit, als die Welt unter Zucht zu stellen; aber es gibt nichts Wichtigeres in der Versammlung Gottes, als in heiliger Zucht zu wandeln, nicht nur am Tisch des Herrn, sondern auch zu allen anderen Zeiten.
Ich weiß, dass die Welt sich darüber lustig macht und es für äußerst lieblos hält. Ich bin mir auch bewusst, dass das Papsttum das abscheulich verdreht hat, dass man verstehen kann, warum die meisten Protestanten vor etwas, das so eng und scharf ist, eher zurückzuschrecken. Trotzdem steht es denen, die das Wort des Herrn schätzen, nicht an, vor der Gefahr zurückzuschrecken, und ich denke, dass es keinen Zweifel geben kann, dass das, was ich sage, richtig ist, wie es in 1. Korinther 5 steht. Ich weiß, dass einige es auf den Tisch des Herrn anwenden.
Ich will dazu nur ein oder zwei Gründe nennen, die entscheidend sind. Erstens hätte es keinen Sinn, von einem Menschen zu sprechen, der nur Bruder genannt wird; es hätte keinen Sinn, zu sagen, dass er kein Weltmensch ist, weil es keine Frage sein könnte, mit ihm das Abendmahl zu essen. Die Frage könnte sich zweifellos bei einem Bruder stellen. Aber wenn wir von einem Christen sprechen, der sich verirrt hat, bedeutet „nicht zu essen“, dass die Gemeinschaft nicht in solch einer kleinen Sache wie dem Essen stattfinden soll. „Nicht einmal zu essen“ bedeutet, dass es eine sehr kleine Sache war, und so ist es eine kleine Sache, eine gewöhnliche Mahlzeit einzunehmen. Wer könnte annehmen, dass der Heilige Geist das Abendmahl des Herrn als eine sehr kleine Sache behandelt? Es gibt doch nichts Wichtigeres auf der Erde, so dass ich völlig überzeugt bin, dass „nicht zu essen“ eine so kleine Sache bedeutet wie zu essen, was sofort zeigt, dass damit keineswegs das Abendmahl gemeint ist. Der Geist Gottes könnte das niemals als eine kleine Sache behandeln. Nein, es bedeutet eine gewöhnliche Mahlzeit.
Ich spreche jetzt nicht von Verwandten, denn das verändert die Lage. Angenommen, ein Christ hätte einen ungläubigen Vater oder eine ungläubige Mutter. Nun, er ist verpflichtet, sie zu ehren, auch wenn sie Ungläubige wären. Und so ist es auch mit anderen Beziehungen im Leben. Nehmen wir zum Beispiel die Frau eines Mannes, der vielleicht den Namen des Herrn verachtet. Sie muss sich als Ehefrau recht verhalten. Sie ist nicht von dieser Beziehung entbunden. Sie muss sie mit Leben füllen. Jetzt, wo sie in dieser Beziehung steht, ist sie verpflichtet, Gott darin zu verherrlichen. Aber dort, wo die Schrift so zwingend spricht, wie ich es soeben beschrieben habe, gibt es dennoch Freiheit. Es ist Eifersucht gegenüber dem Herrn, dass wir uns nicht in einer Handlung irren, die uns möglich erscheint, weil sie geringfügig ist. Es ist Eifersucht, dass wir die Herrlichkeit des Herrn nicht vergessen, wenn wir versuchen, auch das Gewissen dessen aufzurütteln, der offensichtlich in eine schwere Sünde gefallen ist.
Der Mann Gottes wurde also als Ehrenpunkt für einen Mann des Glaubens gesetzt. Er sollte weder Brot essen noch Wasser trinken und auch nicht den Weg gehen, den er gekommen war. Er sollte offensichtlich das Land durchziehen, nicht wie jemand, der sogar seine Fußspuren erneut auf den Weg setzt, den er zuvor gegangen war, sondern er sollte durch das Land ziehen wie jemand, der eine Mission zu erfüllen hatte, und sie dann erfüllen. Das war die Absicht Gottes damit. Es war auch ein sehr deutliches und ernstes Zeichen, denn es sollte ein Zeugnis sein, und deshalb sollte er es nicht nur vor denselben Personen wiederholen, die es gesehen hatten, sondern auch andere sollten es sehen. Dieser Mann Gottes sollte das Land durchziehen, das jetzt abtrünnig war. Und das, liebe Freunde, ist von größter Bedeutung für uns, wenn wir daran denken, dass wir es jetzt mit einem höchst schuldigen Zustand in der Christenheit zu tun haben. Ein sehr großer Teil der Christenheit befindet sich in einem Zustand des Götzendienstes. Vielleicht sehen wir in diesen Ländern nicht so viel davon, aber es nimmt gewohnheitsmäßig zu, und es nimmt die Form des Abfalls an, besonders dort, wo es Protestanten gibt. Dort kehren solche, die den Götzendienst verlassen haben, in irgendeiner Form zu ihm zurück. Es mag in sehr unbedeutenden Dingen beginnen; es mag sich in kleinen Verzierungen an der Person zeigen, aber was Satan meint, ist nicht Verzierung, sondern Götzendienst, und was Satan dadurch erreichen wird, ist Götzendienst, und es ist eine sehr kleine Sache, die die Schrift sehr deutlich zeigt, dass sowohl die Juden, die anscheinend die größten Feinde des Götzendienstes in der Welt sind, als auch die Christenheit, die ganz und gar über dem Götzendienst stehen sollte, geradewegs in den regelrechten Götzendienst zurückdriften wird.
Die Schrift ist in dieser Hinsicht völlig eindeutig, so sagte der Herr zu den Juden, dass der unreine Geist zurückkehren würde. Damit ist der Geist des Götzendienstes gemeint; und er soll nicht so zurückkehren, wie er früher war, nämlich allein, sondern er soll mit sieben anderen Geistern zurückkehren, die schlimmer sind als er selbst. Das ist das Antichristentum – die Anbetung eines Menschen als Gott –, das wird den Götzendienst der Endzeit begleiten, und zwar in Israel. Und nicht mehr und nicht weniger als das ist es, was im 2. Thessalonicherbrief über die Christenheit gelehrt wird. Denn was ist der Sinn des Abfalls und was ist der Sinn des Menschen der Sünde, der sich in den Tempel setzen wird und angebetet werden will? Nicht so ist es mit der Offenbarung, die deutlich davon spricht, dass sie Götter aus Gold und Silber und Erz anbeteten, die nicht sehen und hören konnten und so weiter. Das sind nicht nur die Juden, sondern auch die Heiden (9,20), und zwar Heiden, die einst den Namen Christi trugen und daher umso schlimmer geworden sind.
Doch obwohl dies die äußersten Dinge sind, so gibt es doch noch andere Dinge, denn das ist es, wozu wir als Christen aufgerufen sind. Die Welt selbst wird es sehen, wenn die Dinge so deutlich hervortreten, obwohl es keine Macht geben wird, sich dagegen zu wehren, denn alle Beweggründe der Menschen und aller Wohlstand der Menschen und das ganze Antlitz der Welt wird davon abhängen, dass die Menschen es dulden, und die Menschen werden den Widerspruch dagegen nicht ertragen, und solche, die ein Zeugnis geben, werden unerträglich sein. Und deshalb, geliebte Freunde, ist es jetzt unsere Aufgabe, diese Dinge (die kommen werden) in ihren Prinzipien zu beurteilen – nicht nur in dem Ergebnis, das nach und nach sichtbar wird. Aber es gibt jetzt das Wirken dessen, das dazu führen wird, und die einzige Sicherheit ist Christus, und die Art und Weise, in der Christus praktisch wirkt, liegt im Gehorsam gegenüber dem Wort Gottes.
Das war es, wozu der Mann Gottes damals aufgerufen war – die entschiedenste Trennung von dem abgefallenen Volk, und das, weil sie als Volk Gottes jetzt Götzendiener waren. Aber ein alter Prophet wohnte damals in Bethel – ach, diese alten Propheten sind gefährliche Leute! „Ein alter Prophet aber wohnte in Bethel; und einer seiner Söhne kam und erzählte ihm alles, was der Mann Gottes an dem Tag in Bethel getan hatte; die Worte, die er zum König geredet hatte, die erzählten sie auch ihrem Vater. Und ihr Vater sprach zu ihnen: Welchen Weg ist er gegangen? Und seine Söhne hatten den Weg gesehen, den der Mann Gottes gegangen war, der aus Juda gekommen war. Da sprach er zu seinen Söhnen: Sattelt mir den Esel! Und sie sattelten ihm den Esel, und er ritt darauf. Und er zog dem Mann Gottes nach und fand ihn unter der Terebinthe sitzen“ (V. 11‒14a). Ihm wurde nicht gesagt, er solle unter einer Terebinthe sitzen.
Das war der Anfang, das war sein erstes Versagen, und es gibt kein Versagen und damit auch kein Verderben, das mit einem Mal stattfindet. Es gibt immer ein Abweichen vom Wort des Herrn, das unter der Macht des Teufels steht, und es ist nicht zuerst, ich wiederhole, die Macht Satans. Es ist zuerst unser eigenes Versagen, unsere eigene Sünde, unser eigener Ungehorsam. Er saß also dort. Ihm war gesagt worden, er solle nicht auf demselben Weg zurückkehren, auf dem er gekommen war. Er sollte offensichtlich so schnell wie möglich zurückkehren. Ein Mann, dem es verboten ist, zu essen und zu trinken, sollte nicht unter einem Baum sitzen. Aber dieser alte Prophet fand ihn unter einer Terebinthe sitzend, „und er sprach zu ihm: Bist du der Mann Gottes, der aus Juda gekommen ist?“ (V. 14b).
Nichts könnte offenbar eine gründlichere Anerkennung seines Auftrags und seines Werkes von Gott sein. Er war ein Diener des höchsten Gottes, der zweifellos gekommen war, um ihnen den rechten Weg zu zeigen. Es herrschte großer Respekt. „Und er sprach: Ich bin es. Da sprach er zu ihm: Komm mit mir nach Hause und iss Brot. Er aber sprach: Ich kann nicht mit dir umkehren und mit dir hineingehen, und ich werde kein Brot essen und kein Wasser mit dir trinken an diesem Ort. Denn ein Wort ist an mich ergangen durch das Wort des Herrn: Du sollst kein Brot essen und kein Wasser dort trinken; du sollst nicht auf dem Weg zurückkehren, auf dem du gegangen bist“ (V. 14c‒17).
Er kommt jetzt nicht in der gleichen Kraft. Als er kam, war es nicht nur so. Das ist ein stärkerer Ausdruck. Aber darauf will ich jetzt nicht näher eingehen. „Du sollst kein Brot essen“, wiederholt er wie zuvor, „und kein Wasser trinken, du sollst nicht auf dem Weg zurückkehren, auf dem du gegangen bist.“
„Und er sprach zu ihm: Auch ich bin ein Prophet wie du; und ein Engel hat zu mir geredet durch das Wort des Herrn und gesagt: Bring ihn mit dir in dein Haus zurück, dass er Brot esse und Wasser trinke. Er belog ihn. Da kehrte er mit ihm zurück und aß Brot in seinem Haus und trank Wasser“ (V. 18). Und da wurde sein Zeugnis und sein Schwert in seiner Hand zerstört, denn es war nicht bloß ein Wort, zu dem er berufen war, sondern zu Taten, und die Menschen werden sich wenig um dein Wort kümmern, wenn du ihnen nicht durch Taten zeigst, dass du das Wort ernstnimmst, das du ihnen feierlich vorstellen willst. Es gibt nichts, was die Menschen nicht ertragen können, wenn du es sagst, wenn du es nicht in die Tat umsetzt; denn das ist es, was nicht nur die Welt, sondern noch mehr die alten Propheten immer beunruhigt – denn sie sind das Volk, das fühlt. Der alte Prophet konnte die Tatsache nicht ertragen, denn wenn dies bei dem Mann Gottes der Fall war, wo war der alte Prophet?
Es wird nicht gesagt, dass er ein falscher Prophet war. Der Ausgang der Geschichte scheint eher das Gegenteil zu zeigen. Aber der alte Prophet war entschlossen, den Mann Gottes zu prüfen und zu sehen, ob er ihn nicht genauso untreu machen könnte wie er selbst war, denn das wäre eine erbärmliche Salbe für ein schlechtes Gewissen gewesen. Es gibt nichts, was Christen, die nicht mit Gott wandeln, so beunruhigt, wie wenn es solche gibt, die es tun; und es gibt nichts, was so wichtig ist wie nicht nur das Zeugnis, sondern das lebendige Zeugnis, der Wandel, der den Worten entspricht.
Daher war dies der Punkt, an dem er ansetzte. „Kann ich ihn nicht dazu bringen, Brot zu essen und Wasser zu trinken?“ Also gibt er vor, er hätte eine neue Botschaft durch einen Engel Gottes. Worum ging es dem Mann Gottes? Sagt Gott einmal das und ein anderes Mal das Gegenteil? Wenn es so wäre, hätten wir überhaupt keinen Maßstab, keine Gewissheit, und was würde aus den armen Kindern werden, wenn es so etwas gäbe. Ich weiß, dass der Unglaube das ständig sagt und versucht, von der Bibel zu behaupten, dass sie sich selbst widerspricht, aber dann sind solche, die so sprechen, schuldig. So war auch der alte Prophet der Lüge schuldig: „Er belog ihn“ (V. 18). Trotzdem hörte der Mann Gottes zu. Er hatte unter der Terebinthe gesessen, wo ihn der alte Propheten fand. Er hörte dem alten Propheten zu und unterhielt sich mit ihm.
Der Unfug zeigt Wirkung. Der Mann Gottes kehrt zurück und bricht das Wort des Herrn in seiner eigenen Person, aber nicht ohne die ausgestreckte Hand Gottes gegen ihn. Wenn der Mann Gottes Gott untreu wäre, würde Gott dem Mann Gottes treu sein, und zwar auf eine höchst schmerzliche Weise; und merkt, liebe Freunde, höchst gerecht; aber es ist eine Gerechtigkeit nach Gott, denn wir in unserer Torheit gedacht hätten: „Sicherlich ist der alte Prophet der Mann, der dafür sterben wird.“ Nicht so, sondern der Mann Gottes stirbt. Denn es sind die, die es am besten wissen sollten, wenn sie versagen, die Gott am meisten züchtigt. Wundere dich nicht, wenn dieselben Dinge anderswo getan werden und scheinbar ohne eine Züchtigung von Gott oder ohne eine sehr direkte Bloßstellung vorbeigehen. Solche Dinge können nicht getan werden, wo das Wort des Herrn in der Regel beachtet wird.
Der Mann Gottes hört also jetzt das Wort, und dieses Wort gab ihm der alte Prophet. „Und er rief dem Mann Gottes zu, der aus Juda gekommen war, und sprach: So spricht der Herr: Weil du gegen den Befehl des Herrn widerspenstig gewesen bist und das Gebot, das der Herr, dein Gott, dir geboten hat, nicht gehalten hast und bist umgekehrt und hast Brot gegessen und Wasser getrunken an dem Ort, von dem er zu dir geredet hat: Iss kein Brot und trink kein Wasser!, so soll dein Leichnam nicht in das Grab deiner Väter kommen“ (V. 21.22). Es ist nicht so, dass sein Geist nicht zum Herrn gegangen wäre. Wir sind sicher, dass er es tat, aber dennoch kam sein Körper nicht zum Grab seiner Väter. Der Herr handelte mit ihm, und zwar mit dem Körper, „damit der Geist errettet werde am Tag des Herrn Jesus“ (vgl. 1Kor 5,5).
„Und es geschah, nachdem er Brot gegessen und nachdem er getrunken hatte, da sattelte er ihm, dem Propheten, den er zurückgebracht hatte, den Esel. Und er zog fort; und ein Löwe fand ihn auf dem Weg und tötete ihn. Und sein Leichnam lag hingestreckt auf dem Weg, und der Esel stand daneben, und der Löwe stand neben dem Leichnam“ (V. 23.24).
Welch ein Zeugnis! Es ist nicht so, dass sich die Löwen gewöhnlich so verhalten. Das war an sich schon ein Wunder. Der Leichnam des Mannes Gottes lag da, der Esel stand daneben, der Löwe auf der anderen Seite, alles ganz friedlich. Das Werk war vollbracht. Gott war gerecht dabei und vollbrachte das, was Ihm gefiel, aber der Löwe hatte keinen Auftrag mehr zu tun, und es war vor allen Menschen offensichtlich, dass die Hand Gottes gemäß dem Wort Gottes dort war. „Als nun der Prophet, der ihn vom Weg zurückgeführt hatte, es hörte, sprach er: Das ist der Mann Gottes.“ Er wusste ganz genau, wessen Leichnam dort war. „Das ist der Mann Gottes, der gegen den Befehl des Herrn widerspenstig gewesen ist; und so hat der Herr ihn dem Löwen preisgegeben, der ihn zerrissen und getötet hat, nach dem Wort des Herrn, das er zu ihm geredet hat“ (V. 26).
Und so geht der Prophet hin und findet den Esel und den Löwen bei dem Aas stehen. „Der Löwe hatte den Leichnam nicht gefressen und den Esel nicht zerrissen. Und der Prophet hob den Leichnam des Mannes Gottes auf und legte ihn auf den Esel und brachte ihn zurück. Und er kam in die Stadt des alten Propheten, um ihn zu beklagen und zu begraben. Und er legte seinen Leichnam in sein eigenes Grab; und man klagte über ihn: Ach, mein Bruder!“ (V. 28–30).
Welch eine Geschichte! Wie wahr und wie voll von Belehrung, aber wie feierlich und ernst, an den Mann Gottes zu denken, aber ach, was sollen wir über den alten Propheten sagen? Was sollen wir von denen sagen, die die Männer, die von Gott sind und die in ihrem Auftrag treu waren, dazu verleiten, von dem Wort des Herrn abzuweichen, und einen elenden Trost für sich selbst zu haben, um ihr eigenes Leben in gewohnheitsmäßigem Ungehorsam, in gewohnheitsmäßiger Bequemlichkeit zu dulden, wo dem Mann Gottes verboten wurde, vom Brot zu essen oder vom Wasser zu trinken? Es gibt nichts, was das Herz so verhärtet, und es gibt nichts, was das Gewissen so verhärtet, wie gewohnheitsmäßiger Ungehorsam gegenüber dem Wort des Herrn – nicht in groben Sünden, sondern in religiöser Gleichgültigkeit.
Das war es, was den alten Propheten kennzeichnete. Er tröstete sich damit, dass er Respekt vor dem Herrn hatte – Respekt vor dem Mann Gottes. Er wurde auf die Probe gestellt. Er war das Werkzeug Satans, und dieser brachte zweifellos die Schwäche des Gefäßes zum Vorschein, das Gott so stark gegen König Jerobeam gemacht hatte. Er wusste, dass er vor den Verlockungen des alten Propheten völlig schwach war. Oh, hütet euch vor solchen! Hütet euch vor denen, die ihr Alter oder ihre Stellung oder irgendetwas anderes benutzen, um die Kinder Gottes in ihrem Gehorsam gegenüber dem Wort des Herrn zu schwächen.
Dies ist also die zutiefst bemerkenswerte und lehrreiche Begebenheit des wahren Weges der Gläubigen Gottes inmitten derer, die von der Schrift abgewichen sind – abgewichen vom Herrn.
Eine andere Sache, die wir auch lernen, ist diese, dass Jerobeam nach dieser Sache nicht von seinem bösen Weg zurückkehrte. Er konnte den Propheten, den Mann Gottes, anflehen, und der Mann Gottes konnte den Herrn anflehen, und das nicht ohne Antwort, aber es hatte keine Wirkung auf sein Gewissen. Es wird nichts Gutes bewirkt, wenn das Gewissen nicht in der Gegenwart Gottes erreicht wird: „und er machte wieder aus dem gesamten Volk Priester der Höhen: Wer Lust hatte, den weihte er“ (V. 33). Es war nicht nur der Wille Jerobeams am Werk, sondern der Wille jedes Einzelnen: „Wer Lust hatte, den weihte er, dass er ein Priester der Höhen würde. Und diese Sache wurde dem Haus Jerobeams zur Sünde und zur Vertilgung und zur Vernichtung vom Erdboden weg“ (V. 33.34).