Behandelter Abschnitt 1Mo 41
Der Pharao hatte nun einen Traum; aber es gab niemanden, der ihn hätte deuten können. Es vergingen zwei Jahre – eine lange Zeit des Wartens, besonders in einem Kerker; aber der Oberste der Mundschenken erinnerte sich an seine Sünden und bekannte sie und berichtet seinem Herrn von dem jungen Hebräer im Gefängnis, dem Diener des Hauptmanns der Wache, der so wahrhaftig den Traum gedeutet hatte.
„Da sandte der Pharao hin und ließ Joseph rufen, und sie holten ihn schnell aus dem Kerker“ (V. 14) und stellten ihn auf eine passende Weise dem König vor. Seine Auslegung trug ihr eigenes Licht und ihre eigenen Beweise mit sich; und der Pharao erkannte die Weisheit Gottes nicht nur darin, sondern auch in dem Rat, den Joseph gab. Und welcher weisere Mann als Joseph könnte den kritischen Fall Ägyptens in die Hand nehmen, seine Vorräte während der sieben Jahre des Überflusses zu verwalten und die Vorräte während der sieben Jahre der Hungersnot, die sicherlich folgen würden? Das empfand der König sofort, und seine Diener auch, trotz der üblichen Eifersucht eines Hofes. Joseph war der Mann, der ausführen sollte, was Gott ihm im Voraus gezeigt hatte. Joseph wird dementsprechend Herrscher neben dem Pharao über das ganze Land Ägypten.
„Und der Pharao sprach zu Joseph: Nachdem Gott dir dies alles kundgetan hat, ist keiner so verständig und weise wie du. Du sollst über mein Haus sein, und deinem Befehl soll mein ganzes Volk sich fügen; nur um den Thron will ich größer sein als du. Und der Pharao sprach zu Joseph: Siehe, ich habe dich über das ganze Land Ägypten gesetzt. Und der Pharao nahm seinen Siegelring von seiner Hand und tat ihn an die Hand Josephs, und er kleidete ihn in Kleider aus Byssus und legte die goldene Kette um seinen Hals. Und er ließ ihn auf dem zweiten Wagen fahren, den er hatte, und man rief vor ihm her: Werft euch nieder! – Und er setzte ihn über das ganze Land Ägypten. Und der Pharao sprach zu Joseph: Ich bin der Pharao, und ohne dich soll kein Mensch seine Hand oder seinen Fuß aufheben im ganzen Land Ägypten. Und der Pharao gab Joseph den Namen Zaphnat-Pahneach und gab ihm Asnat, die Tochter Potipheras, des Priesters von On, zur Frau. Und Joseph zog aus in das Land Ägypten. Und Joseph war dreißig Jahre alt, als er vor dem Pharao, dem König von Ägypten, stand. Und Joseph ging weg vom Pharao und zog durch das ganze Land Ägypten.
Und das Land trug in den sieben Jahren des Überflusses Hände voll. Und er sammelte alle Speise der sieben Jahre, die im Land Ägypten waren, und brachte die Speise in die Städte; die Speise der Felder, die im Umkreis der Stadt waren, brachte er dort hinein. Und Joseph schüttete Getreide auf wie Sand des Meeres, über die Maßen viel, bis man aufhörte zu zählen, denn es war ohne Zahl.
Und Joseph wurden zwei Söhne geboren, ehe das Jahr der Hungersnot kam, die Asnat ihm gebar, die Tochter Potipheras, des Priesters von On. Und Joseph gab dem Erstgeborenen den Namen Manasse: Denn Gott hat mich vergessen lassen all meine Mühsal und das ganze Haus meines Vaters. Und dem Zweiten gab er den Namen Ephraim: Denn Gott hat mich fruchtbar gemacht im Land meines Elends.
Und die sieben Jahre des Überflusses, der im Land Ägypten gewesen war, gingen zu Ende. Und die sieben Jahre der Hungersnot begannen zu kommen, so wie Joseph gesagt hatte. Und es war Hungersnot in allen Ländern, aber im ganzen Land Ägypten war Brot. Und das ganze Land Ägypten hungerte; und das Volk schrie zum Pharao um Brot. Da sprach der Pharao zu allen Ägyptern: Geht zu Joseph; tut, was er euch sagt! Und die Hungersnot war auf der ganzen Erde; und Joseph öffnete alles, worin Getreide war, und verkaufte es den Ägyptern; und die Hungersnot war stark im Land Ägypten. Und alle Welt kam nach Ägypten zu Joseph, um Getreide zu kaufen; denn die Hungersnot war stark auf der ganzen Erde“ (V. 39–57).
Dann kommt ein weiteres wunderbares Wirken Gottes. Die Garben hatten noch nicht gestanden und sich verbeugt; die Sonne, der Mond und die Sterne hatten sich noch nicht verneigt; aber alles sollte nicht lange danach folgen. Die Hungersnot lag schwer auf dem Land, in dem Jakob sich aufhielt, während Joseph in Ägypten mit einer neuen Familie war, Kindern der Braut, die der König ihm gab, was offensichtlich der Stellung Christi entspricht, der von Israel verstoßen und von den Heiden verkauft wurde, aber an einen neuen Ort und in eine neue Herrlichkeit erhoben wurde, wo auch er während seiner Verwerfung und Trennung von Israel sagen kann: „Siehe, ich und die Kinder, die mir der Herr gegeben hat“ (Jes 8,18). Nichts kann einleuchtender sein als die Anwendung des Vorbilds.