Behandelter Abschnitt 1Mo 22
Danach beginnt eine noch tiefere Ordnung der Dinge, in der man das deutliche Licht Gottes leuchten sieht, man könnte fast sagen, auf jedem Schritt. Hier überblicken wir ein Vorbild, vor dem fast jeder andere selbst in diesem kostbaren Buch vergleichsweise als eine Kleinigkeit betrachtet werden kann. Es wirft einen Schatten auf eine solche Liebe, wie Gott selbst nichts finden kann, das sie übertrifft, wenn nicht sogar mit ihr zu vergleichen ist. Es ist das auserwählte Bild seiner eigenen Liebe, und dies nicht nur in der Gabe, sondern im Tod seines Sohnes, der sich bereiterklärte, auch für uns das Lamm Gottes zu sein, das die Sünde der Welt wegnimmt (Joh 1,29). Eine zugleich so einfache und doch so tiefgründige Begebenheit verlangt wenig und wird in der Tat nicht viele Worte von uns hervorbringen über das, was glücklicherweise allen Christen am vertrautesten von allen Vorbildern ist, da es, moralisch gesehen, ein unvergleichlicher Ruf an unsere Herzen ist. Denn wir dürfen nicht übersehen, dass es eine höchst reale Prüfung des Glaubens Abrahams war, und außerdem eine so tiefgründige Offenbarung der eigenen Liebe Gottes. Denn wenn Isaak der Schlag erspart blieb, dem ihn Abraham im Vertrauen darauf, dass Gott ihn wieder auferwecken würde, um die Linie der Verheißung zu erfüllen, völlig auslieferte, so wurde das Vorbild des Opfertodes durch den Ersatz des Widders, der im Dickicht gefangen und vom Vater geschlachtet wurde, völlig erfüllt.
Dann folgt der darauf gegründete Schwur des Herrn, von dem der Apostel Paulus im Galaterbrief so eindrucksvoll zitiert, wo er den bemerkenswerten Gegensatz zwischen dem einen Nachkommen und den vielen zieht. Wenn der Nachkomme Christus ist, wo die Zahl nicht ausgedrückt wird, haben wir den Segen der Heiden; während, wenn wir von den Nachkommen hören, die so zahlreich sind wie die Sterne und der Sand, der Zusammenhang unbestreitbar mit der Überlegenheit der Juden über ihre Feinde ist. Wenn wir die Stelle genau untersuchen, kann man sie leicht in ihrer ganzen Kraft erkennen. „Ich schwöre bei mir selbst, spricht der Herr, dass, weil du dies getan und deinen Sohn, deinen einzigen, mir nicht vorenthalten hast, ich dich reichlich segnen und deine Nachkommen sehr mehren werde wie die Sterne des Himmel und wie den Sand, der am Ufer des Meeres ist“ (V. 16.17a).
Hier geht es ausdrücklich um die zahlreichen Nachkommen; und was folgt? Gibt es hier irgendeine Verheißung des Segens für die Heiden? Im Gegenteil, es ist eine spezifisch jüdische Hoffnung: „und deine Nachkommen werden das Tor ihrer Feinde besitzen“ (V. 17b).
Ist dies die besondere Stellung Christi? Ist es seine Beziehung zu uns, die jetzt unter den Heiden ist? Das genaue Gegenteil. Das wird verwirklicht werden, wenn Er als das Haupt Israels regiert, und Er wird ihnen Macht und Herrschaft über ihre Feinde geben. An diesem Tag wird das so geschehen.
Doch was zitiert der Apostel, und zu welchem Zweck? Nicht diesen, sondern den nächsten Vers, der von ganz anderer Natur ist: „und in deinem Nachkommen werden sich segnen alle Nationen der Erde“ (V. 18). Die Kraft des Arguments des Apostels besteht darin, dass dort, wo die erwähnte Schriftstelle nichts über die Anzahl sagt, sondern nur „deinen Nachkommen“ als solchen benennt, dort die Segnung der Heiden zugesichert wird. Wo er hingegen von den Nachkommen spricht, die sich nach den eindrucksvollsten Bildern unzähliger Anzahl vervielfältigt, da verspricht der Herr die irdische Erhöhung und die Macht der Juden über ihre Feinde – ein Segen, der im Gegensatz zu dem des Evangeliums und dem Argument im Galaterbrief steht. Es ist diese Unterscheidung, die der Apostel mit einer solchen Tiefe der Einsicht auf das Thema anwendet. Die Schlussfolgerung ist offensichtlich. Die Galater hatten es nicht nötig, Juden zu werden, um den Segen zu erhalten. Warum sollten sie sich dann beschneiden lassen? Was Gott ihnen im Evangelium gibt und was sie durch den Glauben empfangen haben, ist Christus, gestorben und auferstanden, so wie Isaak es im Vorbild war (vgl. Heb 11,17-19). Von diesem Nachkommen spricht Er nicht als von vielen, sondern als von einem: Dieser Nachkomme sichert den Segen der Heiden als Heiden. Daher ist dort, wo Gott von Abrahams Nachkommen unabhängig von der Zahl spricht (V. 18), der Segen für die Heiden. Das ist das, was wir wirklich brauchen; aber es ist das, was wir in Christus haben.
Nach und nach wird es die zahlreichen Nachkommen geben, von denen in Vers 17 die Rede ist. Das werden die Juden sein; und dann wird die auserwählte Nation das Tor ihrer Feinde besitzen. Ich kann mir an sich nichts Bewundernswerteres vorstellen oder eine vollständigere Widerlegung der Judaisten, die gern das Evangelium verfälschten und die Galater zu bloßen Heiden gemacht hätten, die zu ihren jüdischen Vorgesetzten aufschauen, indem sie die Beschneidung suchen, nachdem sie einen auferstandenen Christus hatten. Aber die Wahrheit ist, dass beide göttlich sind, die alttestamentliche Tatsache und der neutestamentliche Kommentar. Und so wie die Tatsache selbst höchst auffällig war, so ist die Anwendung durch den Apostel nicht weniger tiefgründig.