Behandelter Abschnitt Off 1,13-16
Ein Blick auf Den verherrlichten Christus (Kap. 1, 13-16)
Eben sah Johannes die sieben goldenen Leuchter und Christus in deren Mitte, und nun beschreibt er uns den Herrn in zehn Einzelheiten. Jesus sehen ist das höchste Vorrecht, und jeder, der Ihn gesehen und erkannt hat, wird mit Philippus sagen: «Komm und sieh» (Joh 1,46). Die Heilige Schrift offenbart uns den Herrn in sehr verschiedener Gestalt. Die Hirten, Simeon und die Weisen sahen Ihn in der Gestalt eines Kindes, und dieser Anblick machte sie überglücklich. Johannes, der Täufer, sah Ihn als das Lamm Gottes. Und Johannes, der Apostel, kannte den Herrn als innigen Freund, an dessen Brust er sich so gerne legte. Auch sah er Ihn zusammen mit Petrus und Jakobus als den Verherrlichten auf dem Berge der Verklärung. In Gethsemane und auf Golgatha sah er Ihn als den Sündenträger, der Sein Blut zur Errettung der Sünder vergoss. Ferner sah er Ihn als den siegreich Auferstandenen und den zum Himmel Auffahrenden. Hier aber sieht er den Herrn in richterlicher Gestalt. In diesem Zusammenhang finden wir in der Schrift nur eine ganz ähnliche Stelle, und zwar in Dan 10,5-6. Es ist offenbar, dass es sich in beiden Fällen um ein und dasselbe Gesicht handelt. Ein Vergleich macht dies jedem Leser klar. Der Prophet Daniel sieht einen Mann, und Johannes sieht jemand, gleich dem Sohne des Menschen. Person, Art der Erscheinung und Wirkung des Gesichtes sind in beiden Fällen gleich. Dies lässt uns die engen Beziehungen der beiden Bücher erkennen, und dass sie ein und dasselbe Volk angehen: Israel und nicht die Gemeinde. Nun beachten wir kurz das Zehnfache, das Johannes am Herrn sah.
Der Menschensohn. Auf Erden war der Herr Menschensohn, wie Er sich selbst wiederholte Male nannte. Nun ist Er im Himmel der verherrlichte Menschensohn; denn Er ist als Mensch mit durchbohrten Händen und Füßen und mit der Wunde in Seiner Seite (die ewigen Zeichen satanischer und menschlicher Untaten) droben eingegangen, um die Menschheit vor Gott zu, vertreten. Dieser Menschensohn, obwohl auf Erden erniedrigt, ist nun mit Ehre, Herrlichkeit und Pracht gekrönt (Ps 8,5-6) und schämt sich nicht, uns Brüder zu nennen. Anbetungswürdig ist Er!
Sein Gewand. Das lange Gewand (gleich einem Talar) bringt Seine Würde und Amtstätigkeit als Richter zum Ausdruck. Johannes sah den Herrn hier nicht im Priestergewand.
Sein Gürtel (Sinnbild des Dienstes). Der Gürtel war von Gold und nicht wie der des Priesters (2. Mose 39,5). Jesaja sagt: «Gerechtigkeit ist der Gürtel Seiner Lenden und Wahrheit der Gürtel Seiner Hüfte (Jes 11,5). Jahre zuvor sah Johannes den Herrn in Niedrigkeit zum demütigen Dienst der Fußwaschung umgürtet, hier aber steht Er als Beurteiler der Gemeinden in Hoheit Seines Amtes vor ihm.
Sein Haupt. Es ist weiß wie Schnee. Weiß ist das
Symbol der Reinheit, des Sieges, der Gereiftheit, des Alters. Der Herr
steht vor Johannes wie einst vor Daniel als der «Alte an Tagen» (
Seine Augen. Sie gleichen einer Feuerflamme und durchdringen alles. Schon hier auf Erden kannte Er die verborgenen Herzensgedanken der Pharisäer, ihre Heuchelei und Lästerungen. Er wusste um die Sünden der Samariterin und um die zwei Scherflein jener armen Witwe. Auch die Neigungen eines Judas und die Gefahren für Petrus sah Er. Und die tiefe Buße der Gefallenen entging Seinen Augen nicht. Vor Ihm ist alles aufgedeckt (Heb 4,13). Mit Recht konnte Er sagen: «Ich kenne deine Werke.» Niemand braucht Ihn zu unterweisen, Er weiß, was im Menschen ist (Joh 2,25). Nicht umsonst bittet der Psalmist: «Erforsche mich, Gott, und durchschaue mein Herz, prüfe mich und erkenne meine Gedanken» (Ps 139,23). Dieselben Augen, die hier Johannes sah, weinten einst voll Mitleid am Grabe des Lazarus und über Jerusalem.
Seine Füße. Sie sind gleich glänzendem Kupfer, als glühten sie im Ofen. Kupfer ist unter den Metallen der Stiftshütte das Sinnbild des Gerichtes, der absoluten Gerechtigkeit und Heiligkeit, denn es steht geschrieben: «Unser Gott ist ein verzehrend Feuer.» Die glühenden Füße besagen, dass Heu und Stroh unter ihnen keinen Bestand haben (1Kor 3,12-15). Sie weisen aber auch auf Macht, Stärke und Sicherheit hin. Niemand wird diesen ehernen Füßen widerstehen können. Sie werden selbst den mächtigen Antichrist zermalmen und die Kelter des Zornes Gottes treten (Off 19,15). Wir möchten nicht außer acht lassen, dass dieselben Füße einst das Kreuz nach Golgatha hinaufgetragen haben, nun aber den Verächtern des Kreuzes begegnen.
Seine Stimme. Sie ist wie das Rauschen vieler Wasser, alles übertönend, gewaltig (Hiob 37 5; Hes 43,2). Auf Erden fürchteten die Teufel Seine Stimme und Menschen sagten: «Er redet gewaltig.» Wind und Meer gehorchten ihr, und Tote wurden durch sie aus dem Grabe gerufen. Hier aber redet die Stimme des Richters zuerst zu Seiner Gemeinde. Wie ernst! Dies sollte uns alle zu heiligem Wandel anspornen (2Pet 3,11).
Seine Hand. «Und Er hatte in Seiner rechten Hand sieben Sterne.» Die Schrift macht hier einen Unterschied zwischen Leuchter (Gemeinde) und Sternen (Diener). Letztere sind in des Herrn Hand besonders gehalten und geehrt. Sterne erhellen die Nacht. Dies ist also die Aufgabe der Diener. Sie strahlen Seine Herrlichkeit aus. Sind sie aber untreu, so verfallen sie dem strengen Urteil des Herrn (Lk 12,46).
Sein Mund. Aus diesem geht ein scharfes, zweischneidiges Schwert hervor. Das Schwert ist das Symbol der Strafe und Rache (Röm 13,3.4). Der Herr trägt es, wenn Er auf weißem Pferde kommt (Kap. 19, 11-15). Bei Ihm geht das Schwert aus Seinem Munde hervor; es ist also Sein Wort (Heb 4,12). Zittern und Furcht wird die Feinde erfassen, wenn Er dereinst reden wird; denn Sein Wort ist schärfer als jedes zweischneidige Schwert, es ist Richter der Gedanken und der Absichten des Herzens (Heb 4,12). Wer könnte da bestehen, wenn nicht das reinigende Blut Jesu Christi für uns reden würde?
Sein Angesicht. Es strahlte wie die Sonne in ihrer ganzen Kraft. Die Gemeinde ist der Leuchter, der Lichtträger; die Diener sind die Sterne, die in der Finsternis scheinen; der Herr aber ist die Sonne. Von ihr hängt alles Leben und Gedeihen ab; desgleichen ist uns der Herr im Glaubensleben das, was die Sonne dem natürlichen Wachstum. Er ist uns Licht, Wärme und Kraft. Aus Ihm haben wir die ganze Fülle des Lebens und des Lichts. Ja, ganze Nationen werden geschlossen in Seinem Lichte wandeln (Kap. 21, 23. 24). Auch das himmlische Jerusalem wird keiner Sonne zur Erleuchtung mehr bedürfen, denn seine Leuchte wird das Lamm sein, das Johannes in Kap. 21, 23 sah. Etwas von dieser Herrlichkeit sahen die Jünger schon auf Tabor (Mt 17,2).