Behandelter Abschnitt Apg 16,9-12
Komm herüber und hilf uns!
Die Verse 35-41 in Kap. 15 legen uns klar wie folgenschwer ein eigener Weg von Gottesknechten sein kann. Zugleich sehen wir in unserm Abschnitt den Segen wahren Gottsuchens. Den Demütigen gibt Gott Gnade und hier strahlt sie den Aposteln wiederum hell entgegen. Gottes Gnadengaben und Berufungen sind unwiderruflich. So wusste Paulus genau, dass Er ein auserwähltes Gefäß war (Apg 9,15). Als solches wollte er unter allen Umständen dem Hausherrn brauchbar sein (2Tim 2,21). Verfehlt sich jedoch einer Seiner Diener, so macht Gott keine Ausnahme. Er muss ihn korrigieren. Dies sehen wir sehr deutlich bei Mose, den der Herr sogar seiner Vernachlässigung wegen töten wollte (2. Mose 4,26). So konnte der Herr auch den Streit zwischen Paulus und Barnabas nicht übergehen.
Das neue Gesicht. Paulus sah in einem Nachtgesicht einen mazedonischen Mann, also einen von unserm Kontinent, der ihn um Hilfe anflehte. Und obwohl die Bitte von einem Menschen kam, wusste Paulus ganz genau, dass dieser Ruf vom Herrn war. Nun konnten er und seine Mitarbeiter fröhlich ihre Straße ziehen. Jetzt hatten sie einen klaren göttlichen Ruf wie auf der ersten Reise (Kap. 13, 2). Es genügt nicht auf eine einmalige Berufung von Gott zurückblicken zu können, es braucht vielmehr für jeden neuen Dienst göttliche Weisung. Jede Evangelisation und ähnliche Dienste müssen vom Herrn geleitet sein, sollen sie fruchtbar werden. Wir dürfen uns die Orte ebenso wenig selbst wählen wie Paulus und Silas. Alles eigene Wählen und Laufen ist aus dem Fleische, deshalb von so wenig oder gar keinem Segen begleitet.
Die Bedeutung dieses Gesiebtes. Sie war für Paulus und seine Mitarbeiter eine mehrfache:
Eine große Wohltat. Auf das lange Suchen, Umherirren und vor allem auch das viele Gebet hin, wirkte das Gesicht wie eine Befreiung aus der Gefangenschaft. Der Weg war ihnen nun ebenso klar wie dem Apostel Petrus in Apg 10, als ihn die Knechte des Kornelius nach Cäsarea riefen.
Ein deutlicher Wegweiser. Wie sicher fühlt sich doch der Mensch, wenn er bei wichtigen Entscheidungen das Bewusstsein klarer, göttlicher Leitung hat. Dies ist vor allem wichtig, wenn es sich um ewige Dinge handelt. Komm und hilf! Wie vielsagend war diese Bitte. ‑ Und wie wäre es, wenn der Herr uns manchmal so lange auf Antwort warten ließe, wie wir die Hilfsbedürftigen, die sich an uns wenden? Müssen nicht manche vergeblich auf uns warten und klagen wie jener Kranke am Teiche Bethesda: „ Ich habe keinen Menschen“ (Joh 5,7; Ps 142,4). Komm! hilf! ist der Notschrei, der mehr denn je an unser Ohr dringt; aber wo sind die barmherzigen Samariter?
Komm herüber und hilf uns! Dieser Ruf hat seine Bedeutung bis heute beibehalten, sonst stünde er nicht in der Schrift. Wenn nun an dich und mich der Ruf ergeht: komm! hilf l zögern wir dann im Blick auf unser Unvermögen oder eventuellen Schwierigkeiten? Hier ist der klare Befehl des Herrn: „Ihr sollt meine Zeugen sein“! Diese Aufforderung geht alle Gotteskinder an. Der Auftrag ist bleibend und unsere Verantwortung eine beständige. Einige sind zu Evangelisten, Hirten und Lehrern berufen, andere sollen kommen die gefüllten Netze ziehen helfen. Wieder andere mögen zum Dienst an den Kindern, an den Kranken, an den Gefangenen gerufen sein, aber zu Helferdiensten sind wir alle bestimmt; denn wir sind geschaffen zu guten Werken (Eph 2,10). Im übrigen können wir noch helfen:
Durch Fürbitte. Wir sollen vor allem der Diener des Herrn, dann auch aller Mitmenschen fürbittend gedenken. Wie verlangte Paulus nach Fürbitte für seinen Dienst (Eph 6,19: Phil 1,19). Und in der Tat können wir unseren Mitgläubigen auf schweren Posten keinen größeren Dienst tun, als für sie zu beten.
Durch Gaben. In 3Joh 7-8 sagt die Schrift: wir sind schuldig denen zu helfen, die für den Namen des Herrn ausgegangen sind. Wir müssen so hinter ihnen stehen, wie ein Land, das im Kriege ist, hinter seiner Armee steht. Es ergibt sich für uns eine große Pflicht, die zugleich ein Vorrecht ist. Auch möchten wir dereinst nicht als Schuldner vor dem Herrn erscheinen müssen, die nur an sich selbst gedacht und nichts für das Werk des Herrn übrig hatten. Unsere Steuern bezahlen wir, weil wir müssen . Gibt es für uns auch ein heiliges „ Müssen“ dem Herrn gegenüber? Gebet dem Kaiser was des Kaisers ist und nicht mehr, und Gott was Gottes ist und nicht weniger. Ein schönes Beispiel hinterlassen uns die Philipper, die dem Evangelium vom ersten Tage an durch allerlei Opfer dienten (Phil 1,5; 4,14 ff.).
Die Antwort der Apostel auf diesen Notschrei (Vers 10, 11). Nachdem Paulus das Gesicht gesehen hatte, suchten sie sogleich nach Mazedonien abzureisen. Paulus war sich bewusst, dieser göttliche Befehl habe Eile und müsse unverzüglich ausgeführt werden. Handeln wir auch so prompt, wenn Hilferufe an uns ergehen? Wie ist es doch etwas Schönes um bedingungslose Bereitschaft. Die Apostel waren gute Streiter Jesu Christi (2Tim 2,3). Wer von uns hätte noch nie einen göttlichen Auftrag, sei es aus Bequemlichkeit, Selbstsucht oder gar aus Geiz, hinausgeschoben? Wie hässlich und undankbar dem Herrn gegenüber, der Sein Leben für uns dahingab! Folgen wir also ohne Bedenken irgend einem göttlichen Auftrag, der treue Gott wird alles darreichen, was zur Ausführung desselben nötig ist.
Die reiche Frucht des sofortigen Gehorsams. Die folgenden Kapitel bezeugen uns, dass Gott die Apostel auf ihrer Reise brauchte und sie segnete. Viele wurden bekehrt, andere aus Satans Banden befreit. Es entstanden herrliche Gemeinden und der Name des Herrn wurde gepriesen. Es lohnt sich also dem Herrn ungeteilten Herzens zu dienen. Vollkommen werden wir dieses aber erst am Tage Christi erkennen.