Behandelter Abschnitt Apg 12,1-2
Jakobus
Apostelgeschichte 12,1-2 „Um jene Zeit legte Herodes die Hände an etliche aus der Gemeinde, sie zu misshandeln.“ Unter ihnen befand sich auch Jakobus, der Apostel. Wer die übrigen „etlichen“ waren, wissen wir nicht; außer Petrus, der ins Gefängnis kam, aber später wieder befreit wurde. Als der Herr die Zwölfe aussandte, sagte Er ihnen: „Ich bin nicht gekommen Frieden zu bringen, sondern das Schwert“ (Mt 10,34). Dies hat Jakobus erfahren und mit ihm noch viele andere Jesusnachfolger (Heb 11,37). Man nimmt ja auch an, Paulus sei in Rom durch das Schwert des Nero gefallen.
Der Name Jakobus. Diesen Namen tragen drei verschiedene Männer im Neuen Testament. Zwei von ihnen waren Apostel mit dem Beinamen „der Ältere“ und „der Jüngere“.
Jakobus der Ältere, mit dem wir uns hier beschäftigen wollen, war der Sohn des Zebedäus und der Bruder des Apostels Johannes.
Dann finden wir Jakobus, den Sohn des Alphäus, der auch von den Zwölfen war und wohl derselbe ist, der in Mk 15,40, „der Kleine“ genannt wird. Von ihm wird nicht mehr erwähnt als sein Name. Er war einer der vielen Stillen im Lande, die aber dem Herrn nicht weniger teuer sind wie Petrus, Johannes oder Paulus, die immer im Vordergrund standen.
Als dritter wird Jakobus, der leibliche Bruder des Herrn, erwähnt. Er war eine Säule in der Gemeinde zu Jerusalem, eine bedeutende Persönlichkeit und der Verfasser des Jakobusbriefes; doch wird er nicht zu den zwölf Aposteln gezählt.
Aus früheren Tagen. Der Jakobus dieses Abschnittes,
der sein Leben lassen musste, war von Beruf Fischer. Sein Vater war
Inhaber einer größeren Fischerei und hatte auch Angestellte. Seine
Mutter hieß Salome, eine jener hervorragenden Frauen, die dem Herrn mit
ihrem Besitz dienten (Lk 8,3). Der Herr hatte Jakobus und seinen
Bruder Johannes zur gleichen Zeit von den Netzen weg in Seine Nachfolge
gerufen (Mt 4,21,22). Sie waren es wohl, die am meisten um des
Herrn willen drangegeben hatten, und alle, die das gleiche tun, sind
stets die Gewinnenden. Schon hienieden gewinnen sie Christum (
Die besonderen Vorrechte des Jakobus. Ein Apostel Jesu Christi zu sein, ist an und für sich ein großes Vorrecht, denn der Herr erwählte für diesen Dienst nur zwölf Männer, und nach Seiner Himmelfahrt berief Er noch Paulus zum Apostel der Nationen. Evangelisten, Hirten und Lehrer werden bis zum Ende des Zeitalters sein, weil sie zur Auferbauung der Gemeinde dienen. A p o s t e 1 hingegen hat es n u r e i n m a 1 gegeben. Sie haben den Grund zum Hause Gottes gelegt, und den Grund eines Hauses legt man bekanntlich nur einmal. Als einer der Zwölfe genoss Jakobus besondere Vorrechte, und er wird zu wiederholten Malen in Verbindung mit Petrus und Johannes genannt. So war er beispielsweise im Hause des Petrus, wo der Herr die Schwiegermutter des Petrus heilte, Zeuge der Heilung (Mk 1,29).
Auch wohnte er der ersten Totenauferweckung bei, die das Neue Testament erwähnt. Und als Jesus das Töchterlein des Jairus auferweckte, war er wieder unter den bevorzugten Augenzeugen; denn außer ihm durfte niemand den Herrn begleiten, als allein die Eltern des Kindes, ferner Petrus und Johannes (Mk 5,37).
Dann sah Jakobus auch die Verklärung Christi und wurde somit Zeuge der Herrlichkeit des Herrn, als jene Mächtigen, Mose und Elias, dem Herrn erschienen (Mt 17).
Ferner war Jakobus einer der drei auserwählten Jünger, die mit dem Herrn im Garten Gethsemane wachen und beten durften.
Sein Eifer und seine Strebsamkeit. Jakobus war ein ganzer Mann. Wir finden in Jehu seinesgleichen, der ebenfalls ein großer Eiferer war (2Kön 9 f.). Wie überaus groß sein Eifer war, zeigt der Fall mit den Samaritern, die er und sein Bruder Johannes mit Feuer vom Himmel ausrotten wollten, weil sie sich nicht bereit erklärten seinen Herrn aufzunehmen. Sie vergaßen, dass der Herr zu retten und nicht zu richten gekommen war (Lk 9,54). Wohl aus diesem und ähnlichen Vorkommnissen musste ihnen der Herr den Namen „Söhne des Donners“ geben (Mk 3,17).
Neben seinem Eifer trat auch seine Strebsamkeit sehr hervor. Er wollte herrschen im kommenden Reiche Jesu Christi (Mt 20,20-28). Seine Absicht war gewiss gut, aber er kannte den Weg noch nicht, der zum Herrschen führt (2Tim 2,12). „Könnt ihr den Kelch trinken?“ fragte der Herr den Jakobus und seinen Bruder. Mit diesen Worten zeigte der Herr sowohl dem Jakobus als auch seinem Bruder Johannes Sein Sterben an.
Sein Tod. Die Gemeinde zu Jerusalem war seit den Verfolgungen, die mit der Steinigung des Stephanus entstanden waren, nie mehr so recht zur Ruhe gekommen. Jakobus hatte zwar schon manchen allgemeinen Sturm mitgemacht, diesmal sollte er aber ganz persönlichen Anteil daran haben. Herodes, der sich bei den Juden beliebt machen wollte, ließ Jakobus mit dem Schwert hinrichten. Ob noch ein anderer Grund von seiten des Herodes zur Ermordung des Jakobus vorlag, wissen wir nicht. Hat dieser „Donnersohn“ etwa gar dem Herodes die Wahrheit gesagt? Hat er ihm vielleicht, wie Johannes der Täufer, ein „Es ist nicht recht!“ zugerufen, und hat Herodes deshalb Rache geübt? Die Tatsache, dass Herodes zuerst den Jakobus abtat, zeigt, dass Jakobus sehr einflussreich war und in großem Ansehen in der Gemeinde stand.
Jakobus suchte einen Thron; der Herr aber gab ihm einen Leidenskelch, den er bis zum letzten Tropfen trinken musste. Er trachtete nach Macht, aber er wurde ein Sklave Jesu Christi. Und als den Donnersohn das Schwert des Herodes traf, gelangte er zum vollkommenen Dienste ‑ zu jenem Herrschen mit Christo (Off 22,3). Sein Todestag war zugleich sein Krönungstag; denn die Märtyrer werden die Krone des Lebens davontragen (Jak 1,12; Off 2,10).