Behandelter Abschnitt Apg 12,1-19
Das letzte Kapitel begann mit der Freiheit für die Heiden, die in Jerusalem bestätigt wurde, und endete mit der Liebe, die von der Versammlung in Antiochien zu den Brüdern in Judäa ausströmte. Das führte Barnabas und Saulus nach Jerusalem. Gott hatte Jerusalem nicht vergessen, weil Er in Antiochien Seelen sammelte, noch war er unachtsam gegenüber den Aposteln der Beschneidung, weil er einen geeigneten und tatkräftigen Abgesandten für die Nationen erweckt hatte. Dennoch sollte sein Name nicht in derselben Weise erwähnt werden, auch nicht in der gleichen Verfolgungswelle. Die frühere hatte die Gläubigen zerstreut, mit Ausnahme der Apostel; der neue Prozess brach gegen die Apostel aus, und insbesondere gegen Jakobus und Kephas, zwei der vordersten, von denen der eine getötet und der andere verschont wurde, um später getötet zu werden: So hatte es zumindest der König beabsichtigt.
Um jene Zeit aber legte Herodes, der König, die Hände an einige derer von der Versammlung, um sie zu misshandeln; er ließ aber Jakobus, den Bruder des Johannes, mit dem Schwert töten. Als er aber sah, dass es den Juden gefiel, fuhr er fort, auch Petrus festzunehmen (es waren aber die Tage der ungesäuerten Brote). Den setzte er auch, nachdem er ihn ergriffen hatte, ins Gefängnis und überlieferte ihn zur Bewachung an vier Abteilungen von je vier Soldaten, da er gewillt war, ihn nach dem Passah dem Volk vorzuführen.
Petrus nun wurde in dem Gefängnis bewacht; aber von der Versammlung wurde anhaltend für ihn zu Gott gebetet.
Als aber Herodes ihn vorführen wollte, schlief Petrus in jener Nacht zwischen zwei Soldaten, gefesselt mit zwei Ketten, und Wächter vor der Tür bewachten das Gefängnis. Und siehe, ein Engel des Herrn trat hinzu, und ein Licht leuchtete in dem Raum; er schlug aber Petrus an die Seite, weckte ihn und sagte: Steh schnell auf! Und die Ketten fielen ihm von den Händen ab. Der Engel aber sprach zu ihm: Gürte dich und binde deine Sandalen unter. Er aber tat es so. Und er spricht zu ihm: Wirf dein Oberkleid um und folge mir. Und er ging hinaus und folgte ihm, und er wusste nicht, dass es Wirklichkeit war, was durch den Engel geschah; er meinte aber, ein Gesicht zu sehen. Als sie aber durch die erste und die zweite Wache hindurchgegangen waren, kamen sie an das eiserne Tor, das in die Stadt führte, das sich ihnen von selbst öffnete; und sie traten hinaus und gingen eine Gasse entlang, und sogleich schied der Engel von ihm. Und als Petrus zu sich selbst kam, sprach er: Nun weiß ich in Wahrheit, dass der Herr seinen Engel gesandt und mich gerettet hat aus der Hand des Herodes und aller Erwartung des Volkes der Juden. Und als er sich bedachte, kam er an das Haus der Maria, der Mutter des Johannes, der auch Markus genannt wird, wo viele versammelt waren und beteten. Als er aber an die Tür des Hoftores klopfte, kam eine Magd, mit Namen Rhode, herbei, um zu horchen. Und als sie die Stimme des Petrus erkannte, öffnete sie vor Freude das Hoftor nicht; sie lief aber hinein und berichtete, Petrus stehe vor dem Hoftor. Sie aber sprachen zu ihr: Du bist von Sinnen. Sie aber beteuerte, dass es so sei. Sie aber sprachen: Es ist sein Engel. Petrus aber fuhr fort zu klopfen. Als sie aber geöffnet hatten, sahen sie ihn und gerieten außer sich. Er aber winkte ihnen mit der Hand, zu schweigen, und erzählte ihnen, wie der Herr ihn aus dem Gefängnis herausgeführt hatte; und er sprach: Berichtet dies Jakobus und den Brüdern. Und er ging hinaus und zog an einen anderen Ort.
Als es aber Tag geworden war, war eine nicht geringe Bestürzung unter den Soldaten, was doch aus Petrus geworden sei. Als aber Herodes ihn zu sich forderte und ihn nicht fand, verhörte er die Wächter und befahl, sie abzuführen; und er ging von Judäa nach Cäsarea hinab und verweilte dort (12,1–19).
Wenn also einer der Söhne des Zebedäus als letzter der Zwölf bewahrt bleiben sollte, fiel der andere dem Schwert des Herodes Agrippa zum Opfer, dem ersten Märtyrer unter den Aposteln. Der König war keineswegs ein gewalttätiger willkürlicher Herrscher wie sein Großvater, Herodes der Große; aber wie er sich bei den Römern einzuschmeicheln suchte, so tat es dieser sein Enkel bei den Juden. Und die, die als Säulen in der Versammlung angesehen wurden, boten die leichtesten Mittel und Objekte, um die jüdische Bosheit zu befriedigen. Aber Gottes Gedanken sind nicht wie die der Menschen, und obwohl der Herr bereits gezeigt hatte, durch welchen Tod Petrus Gott verherrlichen sollte, war die Zeit noch nicht gekommen: „Wenn du aber alt geworden bist, wirst du deine Hände ausstrecken, und ein anderer wird dich gürten und hinbringen, wohin du nicht willst“ (Joh 21,18). Herodes wollte Petrus nicht nur einkerkern, sondern ihn dem Volk vorführen, vielleicht zur Verurteilung, sicher aber zur Hinrichtung als öffentliches Exempel. Aber das Passahfest kam dazwischen; und Herodes war ein zu gewissenhafter Anhänger, um die Tage der ungesäuerten Brote zu missachten.
Währenddessen betete die Versammlung inständig, während der König ihn vier Abteilungen von je vier Soldaten zur Bewachung übergab. Die Befreiung war nahe, die die Versammlung kaum mehr erwartete als der König sie fürchtete. Wie immer war es kurz vor dem kritischen Augenblick. „Zur Zeit des Abends, da wird es Licht sein“ (Sach 14,7). In dieser Nacht schlief Petrus zwischen zwei Soldaten, an die er mit zwei Ketten gefesselt war. Außerdem standen Wächter vor der Tür, die das Gefängnis bewachten. Alles schien sicher auf der Seite der Welt, und auf der anderen Seite ruhte Petrus in Frieden durch die Gnade des Herrn, der weder schläft noch schlummert. Da trat ein Engel herzu, weckte ihn, befreite Petrus von seinen Ketten und leitete ihn genau an, der, wie in einer Vision, jedes Wort befolgte, wie ihm befohlen wurde. Er kam auch nicht zu sich selbst, bis sie die doppelte Wache passiert hatten und das eiserne Tor sich von selbst öffnete, nicht um den Engel hereinzulassen, sondern um Petrus hinauszulassen; und sie waren eine Straße weiter gegangen, als der Engel sich entfernte.
Da wurde Petrus sich seiner Befreiung völlig bewusst und ging zu Maria, wo viele zum Gebet versammelt waren, um für ihn zu beten – wir brauchen sicher nicht daran zweifeln –, der an die Tür klopfte. Es war auch nicht Angst, sondern Freude, als die Magd Rhode (oder wie wir sagen würden, Rose), die die bekannte Stimme hörte, zurücklief und die Nachricht verkündete, dass Petrus draußen stehe. Lukas, der die Wahrheit durchweg anschaulich darstellt, verschweigt keineswegs den dürftigen Glauben der Heiligen, die kaum vergessen haben konnten, wie der Engel des Herrn bereits zuvor die Gefängnistüren öffnete und die Apostel herausholte, als sie von dem neidischen Hohenpriester und seiner sadduzäischen Partei in öffentliche Haft genommen wurden. Der Glaube macht sich etwas zu eigen und erinnert sich daran in der gegenwärtigen Not.
Nun war es weder der Priester noch das Volk, sondern der König, der den Juden gefallen wollte; aber was war mit Gott? Wenn Er durch den Tod des Jakobus verherrlicht wurde, so würde er noch mehr dadurch verherrlicht werden, dass Er Petrus am Leben erhielt, was auch immer dem Volk oder seinen Herrschern gefallen würde. Das Zeugnis war bereits vollständig gegeben worden, sogar im Tempel; und es gab jetzt keinen Befehl, dort zu stehen und „alle Worte dieses Lebens“ zu verkündigen. Sie hatten das Evangelium von Ihm, dem Auferstandenen und Verherrlichten, den sie verworfen und gekreuzigt hatten, gehört und verachtet. Deshalb sollte Petrus jetzt nicht in ähnlicher Weise auftreten, obwohl das Wunder genauso groß war, sondern nach der allgemeinen Anweisung des Herrn, wenn jemand in dieser Stadt verfolgt wurde, sollte er in eine andere Stadtfliehen, wie er es jetzt tut, nachdem er der erstaunten Gesellschaft alles erklärt hat.
Kardinal Baronius behandelt mit kluger Zurückhaltung die Geschichte im Brevier der Predigt des Jakobus in Spanien (wo Compostella sein Begräbnis beansprucht!) mit einem ebenso knappen Hinweis auf das, was im römischen Martyrologium vermerkt ist („quae consulat qui haec cupit“33); aber er hat viel zu sagen über die angebliche Geschichte der anderen Apostel und vor allem des Petrus zu diesem Zeitpunkt, da sie praktische Zwecke für das Papsttum verfolgte. Dass er damals nach Rom gegangen sei und dort sein erstes Regierungsjahr von fünfundzwanzig Jahren als Papst begonnen habe, ist der wildeste aller Träume, der nicht nur ohne den geringsten Schriftbeweis ist, sondern auf das schärfste durch alles, was die Schrift uns sagt, widerlegt wird. Denn Gott, der die eitlen und selbstsüchtigen Wünsche der Menschen vorausgesehen hat, hat dafür gesorgt, nicht so sehr, dass Aberglaube und Unglaube ihre verschiedenen Wege des schamlosen und verhängnisvollen Eigenwillens nicht verfolgen können, sondern um den Gläubigen reichliche Beweise zu geben, damit den Widersacher zu widerlegen und alle, die sein eigenes geschriebenes Wort ehren, in Wahrheit und Frieden zu befestigen.
Der Apostel Paulus schreibt lange nach 44 n. Chr (15 oder 16 Jahre später). an die Römer in Ausdrücken, die andeuten, dass noch kein Apostel die Hauptstadt der heidnischen Welt besucht hatte, in Ausdrücken, die seinen eigenen sehnlichen Wunsch verraten, den Gläubigen dort „etwas geistliche Gnadengabe mitzuteilen“ (Röm 1,11), als jemand, der nicht auf dem Fundament eines anderen baute, sondern in Rom einen Teil der bemessenen Provinz erkannte, die Gott ihm zuwies. Dies, das nur ein einziges Zeugnis von mehreren ist, genügt, um die Erzählung in Luft aufzulösen. Wie können aufrechte Christen auch nur das geringste Gewicht auf Eusebius von Cäsarea legen, der die Fabel von einem „anderen Kephas“ aufstellt, um den Apostel der Beschneidung vor der widerstrebenden, aber notwendigen und lehrreichen Zensur des Apostels der Heiden zu schützen? Und dies ist nur ein Beispiel für sein Abweichen von der klaren Schrift oder seinem Widerspruch zu ihr. Das Wort schweigt, wohin Petrus ging; und obwohl man nicht mit dem verstorbenen Dekan Alford übereinstimmen mag, dass der Ausdruck am Ende von Vers 17 nur andeutet, dass Petrus das Haus Marias verließ und vielleicht heimlich in Jerusalem blieb, können wir an Andeutungen von Orten denken, nicht nur in Israel, sondern auch unter den Heiden, wo der Apostel nach dem Neuen Testament bekannt war. Aber für Gläubige ist es schlimmer als müßig, auf Vermutungen zu bauen, und sie neigen dazu, die solide Wahrheit in den Händen derer zu erschüttern, die sich am wenigsten eine solche Lizenz erlauben sollten. Dass die natürlichen Menschen am meisten zu sagen haben, wo die Schrift zurückhaltend ist, kann man nur zu gut verstehen: Sie nehmen die Dinge des Geistes Gottes nicht auf und können sie nicht erkennen, weil sie geistlich beurteilt werden.
Es ist schön, die Wege Gottes mit seinen Dienern zu sehen, die bereits in diesem kurzen Buch erkennbar sind. Zuerst sehen wir in Kapitel 4 Petrus und Johannes im Gefängnis, und es ist kein Wunder, das die Zeit abkürzt. Als Nächstes werden die Zwölf eingekerkert; doch in der Nacht öffnete der Engel des Herrn die Tür und führte sie hinaus, damit sie im Tempel Zeugnis für den erhöhten Jesus abzulegen (Kap. 5); von dort werden sie vor das Synedrium gebracht, geschlagen und entlassen, wobei sie sich freuen, dass sie gewürdigt wurden, für den Namen Schmach zu leiden. Nun wird ein Apostel mit dem Schwert erschlagen, und ein anderer wird vom Engel des Herrn am Vorabend eines ähnlichen Vorhabens eines König befreit, dessen gewohnte Milde gegenüber dem Volk (wenn wir Josephus34 Glauben schenken dürfen) eine extreme Verfolgung der Wahrheit nicht sicher verhinderte, als sein religiöser Eifer und seine politische Eitelkeit beleidigt wurden. Und sein Zorn brach unbarmherzig über die Wachen herein, wie wir in den Versen 18 und 19 erfahren, obwohl nicht der geringste Beweis auf eine schuldige Mitwisserschaft ihrerseits an der Flucht des Gefangenen hinwies. Kein Wunder, dass er es für angebracht hielt, von Judäa nach Cäsarea hinab zugehen.
Aber das ist noch nicht alles.
33 Diejenigen, die dies wünschen, mögen selbst nachsehen.↩︎
34 Viel näher an der Wahrheit ist der Bericht des Dion Cassius (H. R. 59,24, ed. Sturz, iii. 700), der über die Befürchtung in Rom berichtet, dass die Grausamkeit und unzüchtige Gewalt des Caius Caligula nicht eingedämmt, sondern von eben diesem Agrippa und Antiochus (IV. von Commagene) in der Kunst der Tyrannei gefördert wurde – τοὺς βασιλέας, ὤσπερ τινὰς τυραννoδιδασκάλους.↩︎