Behandelter Abschnitt Apg 11,22-26
Barnabas
Die Schrift nennt diesen hervorragenden Gottesdiener des öfteren, und auch wir wollen uns mit ihm und mit einem Teil seines Wirkens beschäftigen. Sein früherer Name war Joses, hernach nannte man ihn Barnabas, d. h. „Sohn des Trostes“, weil er offenbar nach dieser Richtung hin Gott besonders diente. Neue Namen sind nichts Seltenes in der Schrift. Es wäre ja auch schmerzlich, wenn die Seinen „Donnersöhne“ blieben (Mk 3,17). In jedem Fall werden alle Heiligen einen neuen Namen im Himmel haben. Dodi kommen wir zurück auf die Person des Barnabas.
Wer er war. Er war ein Levit von Cypern, stammte also aus der Familie des Mose und Aaron. Leviten hatten kein Erbteil (5. Mose 18,1-2; Josua 21). Aus diesem Grunde mag er sein Land verkauft und es zu den Füßen der Apostel gelegt haben. Er wollte ein echter Levit sein; bereit zu opfern. Junge, lebendige Gläubige sind meistens selbstlos. Er war ein einflussreicher Mann aus der besitzenden Klasse.
Er war ein Mann voll Glaubens. Die Größe des Glaubens kann oft an der Größe des Opfers erkannt werden (Lk 21,1-4). Der Eifer des Barnabas steckte gewiss andere an (2Kor 9,2).
Er war voll Heiligen Geistes. Wahrscheinlich war er deshalb sehr geschätzt. Die Apostel bestimmten ihn, nach Antiochien zu gehen, um den jungen Gläubigen zu helfen. Das war eine sehr kluge Wahl; denn auf diese Weise kam er unter seine Landsleute.
Er war ein trefflicher Mann (Vers 24). Güte durchwehte sein Leben. Er gedachte der Armen und Verkannten und diente ihnen. Als zuerst keiner dem bekehrten Saul traute, verwandte er sich für ihn.
Er war ein befähigter Lehrer des W o r t e s . Schon sein Name, Sohn des Trostes, weist auf eine wichtige Seite des Dienstes hin. Ungeahnt viele Menschen sind gerade des mitfühlenden Dienstes bedürftig; so die Kranken, Niedergeschlagenen, trauernden, Verwaisten und Heimatlosen.
Er war ein Seelengewinner. Durch seinen Dienst wurden viele hinzugetan, die er auch ermahnte am Herrn festzuhalten. Vieles ist dazu angetan, die Gläubigen vom Herrn wegzuziehen, z. B. Verfolgung, Anfechtung von innen und außen, falsche Lehren, falsche Bekenner u. a. m. Barnabas setzte aber alles daran, die Gläubigen in der Sicherheit ihres Heils zu festigen (2Pet 1,5-10), auf dass Gott verherrlicht werde Mt 5,16; 1Pet 4,11). Wie köstlich, wenn Gläubige dem Herrn mit Ausdauer, Gehorsam (Heb 5,9), Gebet (Heb 4,16) und in Abhängigkeit (l. Petr. 2, 5, 6; Jud 21, 22) anhangen.
Was er sah. Er sah die Gnade Gottes. Wir sehen in der Regel das, was uns interessiert. Der Architekt sieht Häuser, der Naturfreund die Größe der Schöpfung, der Soldat Festungen und Waffen, aber Barnabas sah wie mächtig die Gnade Gottes an verlorenen Sündern gewirkt hatte. Bekehrungen sind stets das Resultat der Tätigkeit der Gnade Gottes. Was Barnabas sah und ihn erfreute, gefällt noch lange nicht allen Menschen. Was sehen wir, Gottes- oder Menschenwerk? ‑ Der geistlich Gesinnte sieht weder Unvollkommenheit noch bestehende Mängel; er sieht Gottes Gnade.
Was er tat. Wir erwähnten bereits, dass er sein Land verkaufte, den Armen diente und Saulus half. Hier sehen wir, wie er die jungen Gläubigen belehrte. Es genügt nicht allein, gut anzufangen, sondern in diesen Linien fortzufahren. Wie wichtig ist es deshalb, die jungen Gläubigen zu befestigen, damit sie nicht ein Raub der Irrlehren werden. Als Petrus wiederhergestellt worden war, sagte ihm der Herr: „Weide meine Lämmer.“ Sie sind Seine Habe, die Er auf Erden hat. Die Menschen, die dem Herrn angehören, beschäftigen Ihn Tag und Nacht, und die, die ihnen dienen, wie Barnabas, sind Gottes besondere Freude.
Um den Segen in Antiochien recht ausnützen zu können, suchte Barnabas den Saulus in Tarsus auf und bat ihn um Mithilfe am Werke des Herrn. Er wusste, dass der Herr den Saulus zum Diener an den Nationen bestimmt hatte. Auch merkte er, dass er nicht so begabt war wie Saulus. Und, dass er gerade ihn, und nicht Hilfe in Jerusalem suchte, zeigt, wie er von Gott geleitet war. Neid und Eigenruhm kannte Barnabas nicht.
Was er fühlte. Er freute sich von Herzen über den Dienst und die Segnungen, die Gott durch diese einfachen Brüder in Antiochien geschenkt hatte. Er verdächtigte die Arbeit der andern nicht. Wie steht es bei uns? Freuen wir uns wie Paulus in Phil 1,17-18, wenn Gott andere braucht, auch wenn sie in Lehrfragen anders denken mögen als wir? Barnabas freute sich besonders, dass gerade unter seinen Landsleuten das Wort verkündigt wurde und viele zum Glauben kamen.
Was er erlebte. Vieles und Großes! Er und Saulus blieben etwa ein Jahr in Antiochien. Dort erlebten sie manches Wunder der Gnade Gottes und durften sehen, dass ständig viele Seelen hinzugetan wurden. Das Wasser des Lebens floss in Strömen und eine mächtige Gemeinde entstand.
Bald sollte Barnabas in Antiochien noch Größeres erleben, indem er mit Saulus den Ruf vernahm: „Sondert mir ab Saulus und Barnabas für den Dienst, zu dem ich sie bestimmt habe“ (Kap. 13). Es ist wunderbar, wie Gott Seine Diener erzieht. Zuerst löst Er sie vom Irdischen (Barnabas verkaufte seinen Acker). Äcker und Besitztümer binden uns, legen uns Pflichten auf. Von diesen Banden machte der Herr ihn gleich am Anfang frei zum Dienst. Er diente als tröstender Helfer zuerst den einzelnen, hernach durfte er die erste große Missionsreise mit Saulus unternehmen und sehen, wie Großes Gott da und dort zu wirken vermochte.