Behandelter Abschnitt Apg 11,19-21
Antiochien
In Jerusalem hatte man sich nicht nur durch die Erklärung des Apostels Petrus beruhigt, sondern man war voll Lob darüber, dass Gott den Nationen Buße geschenkt hatte. Allen war ein neues Licht aufgegangen, und sie werden sicher an des Herrn Befehl in Kap. 1, 8 gedacht haben. Gott hatte somit eine weitere Etappe Seines großen Werkes in Gnaden eröffnet. In Bälde sollte die angefangene Arbeit unter reichen Segnungen fortschreiten. Selbst das große geistliche Zentrum, Jerusalem, wurde fortan weitgehend durch Antiochien übertroffen.
Antiochien. Eine mächtige Stadt! Die Hauptstadt von Syrien mit etwa 500 000 Einwohnern und die drittgrößte im römischen Reiche, war überaus berühmt durch ihren Handel, ihre Kunst, aber auch durch ein schreckliches Lasterleben. Diese große Sündenstadt sollte fortan das große Missionszentrum werden, von wo aus die Boten Gottes, Paulus und Barnabas, bis an „ der Welt Enden“ gehen sollten, um das ihnen befohlene herrliche Werk in Angriff zu nehmen. Interessant ist, dass Cäsarea, wo das Werk begann, nicht mehr genannt wird, resp. über die Weiterentwicklung nichts mehr gesagt wird, während Antiochien in den Vordergrund tritt.
Neue Werkzeuge. Hier sind es keine besonderen
Männer, die als Lehrer gesandt waren, sondern einfache „Brüder“, die auf
ihrer Flucht das Wort verkündeten. Ähnlich wie die jungen Gläubigen in
Thessalonich, die der Herr als Seine Diener brauchte (
Der Beweggrund der Reise. Die Gläubigen, die bei einer früheren Verfolgungszeit aus Jerusalem vertrieben worden waren, suchten ein neues Heim und es kamen etliche bis nach Antiochien. Gott kann sich auch die Wut Satans dienstbar machen und Sein Reich bauen. Die Zerstreuten, die um des Herrn willen Haus und Hof verloren hatten, schwiegen nicht, vielmehr verkündigten sie überall Christus. Menschen mögen Böses planen -man denke an die Worte des Josef (1. Mose 50,20) ‑, aber Gott schafft Gutes. Nebukadnezar warf drei Heilige in den Feuerofen, um die Religion auszutilgen, Gott aber zündete dadurch ein Feuer in Babylon an. Nebukadnezar selbst konnte nicht umhin, den Gott des Himmels anzuerkennen und Ihm öffentlich zu huldigen.
Eine vergessene Wahrheit. Die Wahrheit des allgemeinen Priestertums ist heute leider vielerorts in den Hintergrund gestellt. Man übersieht die einfachen Brüder und meint, es müssen allenthalben ausgebildete Prediger sein, um das Wort zu verkündigen. Studierten wir gerade den Anfang der heidenchristlichen Bewegung etwas gründlicher, so würden wir die e i n f a ch e n Bauleute entdecken, die mit den Grund legten und ein Werk taten, keineswegs geringer als das der Apostel. „Zurück zur Schrift“ muss auch hierin wiederum maßgebend sein. Alle Gläubigen sind zum Dienst berufen, alle haben Gaben des Geistes empfangen und sollen Gott damit dienen.
Sie predigten das Wort. Das Wort Gottes allein war das Mittel, dessen sich diese Zerstreuten bedienten als sie die ganze Gegend durchzogen, und bis nach Phönicien und Cypern kamen. „Predige das Wort zur gelegenen Zeit und zur Unzeit“, befahl Paulus dem Timotheus. Heute bedient man sich vieler anderer: Mittel, um Menschen zu ziehen. Damit bezeugt man, dass man den Glauben in die Macht des Wortes aufgegeben hat. Die Verheißung liegt aber nicht auf menschlichen Mitteln, sondern ausschließlich auf dem Worte Gottes, das lebendig und kräftig ist. Die Zerstreuten redeten nicht von ihren Leiden und Entbehrungen, die sie erdulden mussten, sondern vom Herrn. Diese Art war gewiss nach dem Muster der Apostel. Sie zeugten unerschrocken vom Leben, Sterben und von der Auferstehung Christi. Sie predigten den Herrn, der nach Seiner großen Liebe Sünden vergibt, neue Herzen schafft und alle ganz aus Gnaden aufnimmt. Das Feuer der Liebe brannte trotz der erlittenen Verluste von Hab und Gut mächtig in diesen Zerstreuten. Das Wort zu verkündigen war ihnen eine Notwendigkeit wie Paulus bezeugt, indem er sagte: „Wehe mir, wenn ich es nicht verkündige.“ Diese Männer hatten keinerlei Auftrag' von Menschen, sondern die Liebe Christi trieb sie zum Dienst.
Zuerst verkündigten sie das Wort unter den Juden, dies nach dem Grundsatz der Schrift, „den Juden zuerst“ (Röm 1,16), danach den Griechen. Doch wird von keinem Erfolg der Arbeit unter den Juden berichtet. Israel hatte als Nation seinen Messias abgelehnt und nun lag die Decke auf ihren Augen; ja, sosehr, dass sie bis heute das helle Licht des Evangeliums nicht erkennen. Menschen, die das Heil ablehnen, bekommen ein verhärtetes Herz. Weil sie die Liebe zur Wahrheit nicht annehmen, kommen sie in Irrtum (2Thes 2,10-11).
Die Hand des Herrn war mit ihnen. Der mächtige Helfer war der Herr. Er ist der Wirkende in der Apostelgeschichte und dies bis in unsere Tage. Es ist nicht unsere Rede die etwas ausrichtet, sondern Seine Rechte handelt. Die Instrumente sind menschlich, aber die Kraft ist aus Gott. Es ist wie bei der Feldbestellung, der eine pflanzt, der andere begießt, aber Gott gibt das Gedeihen (l. Kor. 3, 5-9).
Die herrlichen Resultate (Vers 21). Zweierlei wird gesagt:
Des Herrn Hand war mit ihnen. Nehemia sagte einige Male in seinen großen Schwierigkeiten: „Die gute Hand unseres Gottes war mit mir.“ Und in Josefs Geschichte lesen wir fünfmal den Ausdruck: „Aber der Herr war mit Josef.“ Ist der Herr mit den Seinen, dann fließt reicher Segen. Wo aber Gott sich wegen der Sünde Seiner Kinder zurückziehen muss, kehrt der Tod ein.
Viele glaubten und bekehrten sich z u m H e r r n . Wenn Gottes Winde wehen, dann ist es selige Zeit. Wie kinderlose Familien aussterben, so die Gemeinden, in denen der Herr nicht hinzutun kann. Wo aber der Geist Gottes an der Arbeit ist, werden immer wieder Kinder geboren wie der Tau aus der Morgenröte.