Behandelter Abschnitt Apg 9,10-18
Ananias
Wie grundverschieden können Menschen gleichen Namens sein. In Kap. 5 wurde ein Ananias genannt, der aber seinem bedeutungsvollen Namen (Gnade Gottes) wenig Ehre machte, sondern wider den Heiligen Geist log und mit seinem Weibe in Sünden starb. Ebenso verhält es sich mit Saul. Schon das Alte Testament bringt einen Mann namens Saul, der, wie der Saul der Apostelgeschichte, auch ein Verfolger war und David zu töten versuchte, und doch, wie verschieden sind diese zwei Männer!
Ananias wohnte in Damaskus und gehörte zu jener Gemeinde von Gläubigen, die wohl ihren Anfang mit Pfingsten genommen hatte, als auch ausländische Juden die großen Taten Gottes hörten. Durch die große Verfolgung in Jerusalem waren viele Gläubige nach Damaskus geflohen. Ananias selbst war kaum ein Flüchtling; denn er hatte von allen in Damaskus ein gutes Zeugnis, war also Bürger daselbst. Er tritt nur in Verbindung mit der Bekehrung des Saulus hervor, anderes wird nicht von ihm erwähnt. Aber die wenigen Worte über ihn sind der Beachtung wert.
Seine Person. Allen Beschreibungen nach scheint er ein ganz einfacher Mann gewesen zu sein, ohne besondere Bedeutung. Doch war er Gottes Werkzeug, um im Glaubensleben des größten Apostels den Grund zu legen. Es braucht viel Takt und Weisheit, jemanden die ersten Schritte im Glaubensleben zu zeigen, weil sie oft ausschlaggebend für das ganze spätere Leben sind.
E r war ein Jünger (Vers 10), das heißt ein Schüler. Anfangs nannte man die Bekehrten „Jünger, Heilige oder Gläubige“. Später, in Antiochien, ‑ gab man ihnen den Namen „Christen“. Diesem Namen sollten wir alle entsprechen und Jünger sein, die zu Jesu Füßen sitzen und Seinen Worten lauschen (5. Mose 33,3).
Er war fromm und gottesfürchtig (Kap. 22, 12). Wahre Frömmigkeit oder Gottseligkeit ist etwas Köstliches und eine Wirkung des Heiligen Geistes. Frömmigkeit wirkt sich aus im Wandel mit Gott, wie das bei Henoch oder Noah so schön hervortritt (1. Mose 5,24; 6,9).
Er hatte ein gutes Zeugnis (Kap. 22, 12). Dieses Zeugnis beginnt im Herzen des Gläubigen (Röm 8,16) und wirkt sich nach außen hin aus. Gott kann nur Gläubige mit gutem Zeugnis für sich brauchen, auch müssen sie einen guten Ruf. vor der Welt, d. h. vor den Unbekehrten haben (1Tim 3,7).
Er nahm herzlichen Anteil am Wohl und Wehe der Gemeinde (Vers 13, 14). So trauerte er, als er von den Verfolgungen Sauls hörte. Die Gemeinde muss das Hauptinteresse des Gläubigen sein, nicht sein Geschäft oder Beruf. So war es später bei Paulus. Das Wohl um die Einzelnen und um die Gemeinde beschäftigte ihn Tag und Nacht (Apg 20). Für die Gemeinde opferte er sein Leben, sein alles.
Seine Bereitschaft. Ananias ließ sich, wie der Herr selbst, das Ohr öffnen (Jes 50,4). Wie ein Samuel sprach er: „Rede Herr, dein Knecht höret“, oder wie ein Abraham, der sagte: „Hier bin ich.“ Ananias gehörte zu jenen, die sich von Gottes Augen leiten lassen (Ps 32). Gehören wir auch zu dieser Klasse? Oft kann Gott nicht mit uns reden, weil wir nicht gewillt sind, auf Seine Stimme zu hören. Der Herr m u ß die Tauben übergehen, obwohl Er sie gern für sich brauchen möchte. Sie sind ohne Offenbarungen wie Eli (1Sam 3,1). Weshalb? Weil der Herr ihnen anvertrauen wollte: den Armen, den Kranken, der Sonntagsschule und andern zu dienen; aber ihre Zeit, Gaben und Mittel gehörten ihnen selbst, und nicht Gott. Sie haben keine Zeit zum Gebet, zum Lesen der Schrift, zur Versammlung. Anders war es bei Ananias, er war zu allem bereit.
Seine Aufträge. Kaum hatte sich Ananias bereit erklärt, und schon gab ihm Gott einen Auftrag. Er tat ihm den Namen, die Straße und das Haus jenes suchenden, betenden Saulus kund, der nach Hilfe ausschaute. Der Herr sagte zu Ananias «stehe auf»; und trotzdem die Vision, durch welche der Herr zu ihm sprach, in der Nacht war, erhob er sich ohne zu zögern. Die Einwände, die Ananias machte, waren begreiflich. Es kam ihm vor, als sollte er in den Löwengraben gehen. Bei der Erwähnung des schrecklichen Namens „Saul“ mag Ananias das: „Siehe er betet“, überhört haben. Wie wir, dachte er nur an die Vergangenheit des Saulus, und nicht daran, was Gott in jedem Menschen zu tun vermag. Der Glaube schrickt aber keineswegs vor dem Hoffnungslosesten zurück.
Seine Treue. Ananias ging nicht nur eilends zu Saulus, sondern er verrichtete seinen Dienst ganz nach Befehl. Er diente genau so, wie es Saulus, und auch er selbst, im Gesicht gesehen hatten.
Er diente mit viel Liebe. Ananias dachte nicht mehr an die Verfolgungen durch Saul, denn er betete ja, und war ein auserwähltes Gefäß für den Herrn. Auch sprach er ihn mit «Bruder» an. Begegnen wir unsern Feinden auch mit solcher Liebe?
Er handelte sehr weislich. Weder sprach er von Sauls Vergangenheit, noch Zukunft, sondern er verkündigte ihm den Weg des Heils, den Saulus gern und ohne zu überlegen beschritt. Dazu kam die Handauflegung, die ihm das Augenlicht wieder gab.
Er ermunterte Saulus. Es ist als sage er, der Herr hat dich angenommen, dir vergeben, nun greif mutig nach Seiner Gnade, stehe auf, lass dich taufen und abwaschen von deinen Sünden.
Der reiche Segen, der folgte. Davon zeugt das ganze Leben des Apostels Paulus. Saulus ward geheilt, erhielt Vergebung, wurde ein neuer Mensch und der größte aller Zeugen Gottes. Dazu durfte Ananias, der unbekannte Jünger, das Werkzeug sein.