Behandelter Abschnitt Apg 8,6-8
Philippus in Samaria
Der erste Teil der Apostelgeschichte schließt ab mit dem gewaltigen öffentlichen Zeugnis des Stephanus an seine Nation. Er musste die Folgen ihrer hartnäckigen Ablehnung an seinem eigenen Leibe erfahren.
Mit diesem Abschnitt beginnt nun der zweite Teil des Buches. Er führt uns auf einen neuen Schauplatz der Tätigkeit der Apostel und der Gemeinde. Bisher bewegten sich die Apostel in Jerusalem, der Hauptstadt des Landes und der Provinz Judäa. Nun aber tritt Samaria für kurze Zeit in den Vordergrund. Ob die Auffassung begründet ist, dass es sich hier um eine Art Übergangstätigkeit von der bisherigen Wirksamkeit auf dem Boden des Judentums und der späteren im Bereich des Heidentums handelt, lassen wir dahingestellt. Eins aber ist unzweideutig klar, dass es sich hier um die Befolgung der Marschroute handelt, die der Auferstandene Seinen Zeugen gegeben hatte: Jerusalem ‑Judäa ‑ Samaria (Kap. 1, 8).
Schon Vers 4 zeigt, dass die ganze Gemeinde an der Arbeit war; also nicht nur etliche Apostel und Diakonen. Keiner verkroch sich in der Verfolgungszeit, vielmehr verkündigte jeder den Namen des Herrn. Unter den Verfolgten lernen wir besonders Philippus und seine Tätigkeit kennen.
Ein großer Evangelist. Es handelt sich hier nicht um den Apostel Philippus, von dessen Bekehrung wir in Johannes 1 lesen, sondern um einen der sieben Diakonen, von welchen Stephanus einer war. Philippus fürchtete sich aber nicht vor denen, die den Leib töten, vielmehr achtete er auf den Befehl des Herrn, nach Samaria zu gehen (Kap. 1, 8). Treue Zeugen wie Stephanus mögen getötet werden, damit stirbt aber niemals das Werk selbst.
Philippus hatte ein gutes Zeugnis (Kap. 6, 3). Er erfüllte alle jene
Bedingungen, die Paulus später für Diener Gottes niederlegte (
Eben sahen wir die äußeren Voraussetzungen, nun werden die inneren genannt. Voll Heiligen Geistes und Weisheit sein, ist die Grundbedingung, um Frucht zu tragen. Solche Männer kann Gott brauchen.
Er kann sie senden wohin Er will (Vers 26; 16, 9).
Sie hören auf die Weisungen des Geistes (Apg 16,7; Röm 8,14).
Sie benützen jede Gelegenheit (Vers 30; 1Kor 16,9;
Ihr einziger Leitfaden im Dienst ist die Schrift, durch die sie Suchende zum Herrn weisen (Vers 35).
Die Zuhörer. Sie waren Samariter, unter denen schon
der Herr selbst mit großem Erfolg gewirkt hatte. Wie wird jenes
Häuflein, worunter vielleicht auch die bekannte Samariterin (Joh 4),
die in Sichar wohnte, die Ankunft des Philippus begrüßt haben. Die
Zuhörer waren sehr zahlreich. Zudem brachte man Leidende, damit sie
geheilt würden. Es geschahen große Zeichen und Wunder. Kranke wurden
gesund, Besessene frei und Dämonen wurden ausgetrieben. Selbst der
Zauberer Simon, der die Samariter bis dahin so schnöde betrog, erschien.
Alle hörten einmütig zu. Die Geschichte Samarias ist aus dem Alten
Testament wohl bekannt. Hier blühte der Götzendienst (
Die Botschaft (Vers 5). Er verkündigte ihnen „Christus“, auf den, wie schon die Samariterin bezeugte, sie lange gewartet hatten (Joh 4,25). Philippus sprach nicht in formvollendeter Rede, noch in menschlicher Weisheit von irgendeiner Tugend oder Selbstheiligung, sondern seine Botschaft war der ganze Christus; Seine göttliche Person, Sein Werk, Sein Leiden, Sein sühnendes Opfer auf Golgatha, Seine Auferstehung und Seine Wiederkunft. Das ist die Botschaft des rechten Dieners, die hier in einem Wort „Christus“ zusammengezogen ist. Wir wollen darauf achten. Mit Politisieren und Schimpfen, wozu Philippus so viel Ursache gehabt hätte, wegen der Gottlosigkeit des Hohen Rates, der ganz Jerusalem ins Elend versetzt hatte, ist nichts getan. „Christus Jesus“ muss der Inhalt der Botschaft sein.
Von Aufführungen, Bazars, Konzerten und dergleichen wussten die Apostel nichts. Gläubige sind Herausgerufene (Gal 1,4) und tragen die Methoden der Welt nicht wieder in die Gemeinde hinein. Das Wort Gottes allein ist das Mittel zur Wiedergeburt und die Anziehungskraft ist der Gekreuzigte (Joh 12,32). Absicht und Zweck der Predigt war damals, und muss auch in unsern Tagen noch sein, Menschen zur Wiedergeburt zu bringen (2. Kor, 5, 17). Obwohl Philippus große Zeichen und Wunder tat, die seine Botschaft, als eines Lehrers von Gott gesandt, bestätigten (Joh 3,2), so war doch „Christus“ allein der Mittelpunkt seines Redens und Handelns.
Der große Erfolg (Vers 8). Es war große Freude in der Stadt; das Volk war froh und beglückt ob der guten Botschaft, die ihnen gebracht worden war, dass nämlich ihre Sünden vergeben waren (l. Joh 2,12), sie Frieden mit Gott hatten (Röm 5,1; Eph 2,14), viele Kranke geheilt und der Betrug des Simon aufgedeckt worden war. Großes war geschehen in Samaria. Der Wunsch des Herrn war erfüllt worden (Joh 4,35 f.). Die Samariterin, eine einst große Sünderin in jener Gegend, hatte gesät. Sie war nach ihrer Begegnung mit Jesus mit der Botschaft des Herrn in ihr Dorf gegangen und hatte schon damals die ganze Gegend aufgeweckt, so dass der Herr vier Tage daselbst bleiben musste. Nun aber durfte erst recht Philippus ernten und viele reife Garben für die himmlischen Scheuern einsammeln. So wird es immer bleiben, einer pflanzt, der andere begießt, aber Gott selbst schenkt das Gedeihen (l. Kor. 3, 6-8).