Behandelter Abschnitt Apg 2,1-4
Pfingsten
Die Zwischenzeit von Ostern bis Pfingsten, die 50 Tage dauerte, war vorüber. Pfingsten, das bis dahin als großes symbolisches Fest auf einen weit größeren Tag hinwies, war nun durch die Ausgießung des Heiligen Geistes erfüllt. Was bedeutet Pfingsten? Ein kurzer Überblick über die Feste des Herrn b i s P f i n g s t e n werden hierzu belehrend dienen, obgleich Israel im ganzen sieben Feste feierte, die eine tiefe heilsgeschichtliche Bedeutung haben (3. Mose 23).
Das erste dieser Feste war das „Passahfest“, das am 14. des zweiten Monats im Andenken an die Befreiung aus Ägyptens Sklaverei gefeiert wurde (2. Mose 12,1-4; 3. Mose 23,4-5). Die wahre Erfüllung dieses Festes liegt in der Opferung des Gotteslammes.
Das zweite Fest, das am 15. desselben Monats stattfand, war das „Fest der ungesäuerten Brote“, wenn aller Sauerteig, der das Bild der Sünde ist, ausgefegt war (2. Mose 12,15-20; 3. Mose 23,6-8). Es weist auf den Wandel des Gläubigen hin, der mit Christo gestorben und begraben ist. Auch dieses Fes ist in Christo erfüllt und zwar in Seiner Grablegung
Das dritte Fest war das der „Erstlingsfrüchte“, das am 16. des zweiten Monats beobachtet wurde. Es ist erfüllt in der Auferstehung des Erstlings Christus (3. Mose 23,9-14; 1Kor 15,23).
Das vierte war das „Pfingstfest“. Die Zwischenzeit (Ostern bis Pfingsten) nannte man „Fest der Wochen“. Die verschiedenen Opfer, die an diesem Fest geopfert wurden, weisen auf die Vollgültigkeit des Opfer Christi hin.
An Pfingsten gingen in Erfüllung:
Die Weissagungen der Propheten (Joel 2,28,29Jes 44,3;
Die Vorbilder. Man denke an den Geist, der über das Totenfeld wehte und alle belebte (Hes 37).
Die Vorhersage Johannes des Täufers (Joh 1,33Lk 3,16).
Das Wort des Herrn in Johannes 7,37-39; 16,7 f Lukas 11,13.
Die Verheißung des Heiligen Geistes, auf den nach Befehl des Herrn die Jünger in Jerusalem warten sollten (Apg 1,4).
Wann diese Erfüllung stattfand Große Ähnlichkeit haben die Kapitel Lukas 1 und ; mit Apg 1 und 2. In Lk 1 lesen wir von der Ankündigung der Geburt Christi und in Apg 1 von der Verheißung des Heiligen Geistes. In Lk 2 wird die Geburt Christi und in Apostelgeschichte 2 das Herniederkommen des Heiligen Geistes beschrieben. Der Her erschien, als die Zeit erfüllet war (Gal 4,4) ; des gleichen kam der Heilige Geist, als der Tag der Pfingsten erfüllet war. Der Herr erschien, als etliche auf Ihn warteten (Lukas 2) und der Heilige Geist kam hernieder, als die Jünger Seiner harrten. Wenn damals der Geburt Christi und dem Kommen des Heiligen Geistes solches Warten vorausging, wie vielmehr sollten wir heute auf die Wiederkunft Christi warten. Der Heilige Geist kam:
Als die Gläubigen die Anweisung des Herrn erfüllt hatten (
Als sie einmütig im Gebet verharrten (Apg 1,14).
Als sie ihre besondere Ausrüstung benötigten (Lk 24,49).
Als sie wie ein zubereiteter Tempel auf den Herrn des Tempels warteten.
Nach Vollendung des Tempelbaues fiel Feuer vom Himmel und verzehrte die Opfer, die Salomo gebracht hatte und die Wolke erfüllte das Haus (1Kön 8). Ähnlich war es, als der Heilige Geist über den Tempel, das heißt über die Gemeinde kam.
Die Empfänger der Taufe mit Heiligem Geist. Es waren nicht die Obersten des Volkes, auch nicht die neugierigen Zuschauer (Vers 5-12), noch weniger die Leichtfertigen (Vers 13), sondern einmütig auf den Herrn wartende Gläubige. Also nicht nur die Apostel. Nicht immer waren die Jünger einmütig beieinander. Wie konnten sie einst darüber streiten, wer wohl der Größte unter ihnen sei? Diesbezüglich sind die Jünger v o r Pfingsten so recht ein Bild der heutigen Gemeinde, die sich fast mehr durch Streitigkeiten und Trennungen, als durch einmütiges Bitten um Segnungen, auszeichnet. In der Folge missachtet die Gemeinde, welche die Lehrerin der Fürstentümer in den himmlischen Welten sein sollte (Eph 3,10) ihre großen Vorzüge. Wer die Gemeinde Jesu Christi nur vom Standpunkt seiner Kirche und Erkenntnis aus beurteilt, verkennt Gottes Gedanken und sündigt; denn solche Gläubige bewahren nicht das Band der Einheit (Eph 4,3).
Wie das Erfülltsein vor sich ging. Es geschah:
Plötzlich. Ganz überraschend fiel der Heilige Geist auf diese Versammelten und unterbrach die zu Jerusalem betende Gemeinde durch Sein Herniederkommen. So kam auch die Flut in einer unerwarteten Stunde. Und die Städte Sodom und Gomorra wurden plötzlich durch Feuer vom Himmel zerstört. Ähnlich wird es sein bei Christi Wiederkunft. Er wird zu einer Stunde kommen, da die Menschen es nicht meinen (Mk 13,35,36). Gottes Fußtritte sind nicht im voraus hörbar (Psalm 77,19). Schon vor der Himmelfahrt blies der Herr die Jünger an und sie empfingen Heiligen Geist, nun aber wurden sie mit Heiligem Geist g e t a u f t. Taufen heißt untertauchen, darin untergehen.
Durch ein Brausen. Ein Engelchor leitete die Geburt Christi ein und ein Brausen ging der Ankunft des Heiligen Geistes voran. Auch wird ein Posaunenschall die Wiederkunft Christi ankündigen (1Thes 4,16). Das himmlische Brausen war gleich einem Echo aus dem Himmel auf die Gebete der Versammelten (Joh 3,8; Hes 37,9).
Gleich einem mächtigen Winde. Dass der Wind gewaltig war, weist auf die belebende Kraft des Geistes hin (Hes 37,9).
Durch Zungen wie von Feuer. Die Zungen waren nicht Feuer, sondern w i e von Feuer, die sie zum Zeugendienst befähigten und die auf alle (nicht nur auf die Apostel) hernieder kamen. A 11 e waren zu Zeugen berufen. Nur feurige Zungen werden kalte Herzen erwärmen. Diese Zungen bedurften auch keiner Auslegung, denn alle fremdsprachigen Zuhörer verstanden das Wort in ihrer eigenen Mundart.
Geist vom Vater, taue, taue
Segen auf die dürre Flur,
Dass Dein Liebeswirken preise
Die erquickte Kreatur.
Zwei lehrreiche Symbole
Als das Gesetz auf Sinai gegeben wurde, war es in Verbindung mit Blitz und Donner und einem rauchenden Berg. Alle, selbst Moses waren mit Furcht und Beben erfüllt (Heb 12,21). Als aber an Pfingsten der Heilige Geist hernieder kam, war trotz dem Brausen des gewaltigen Sturmwindes, der das Haus erfüllte, keine Furcht; vielmehr war große Freude in jedem Herzen. Der Heilige Geist kam auf alle und wohnte in ihnen. Dieser Heilige Geist ist nie zum Vater zurückgekehrt, sondern Er bleibt bei uns, wie der Herr gesagt hat und deshalb dürfen wir noch heute Sein mächtiges Wehen da und dort verspüren.
Die verschiedenen Symbole des Heiligen Geistes. Die Schrift kennt ihrer sieben. In unserem Text werden allerdings nur zwei genannt, nämlich Wind und Feuer.
Wind, das Bild der Kraft des Geistes (Apg 2,2; Joh 3,8).
Feuer, das Bild der Reinigung, des Verzehrens (Apg 2,3).
Öl, das Bild der Salbung des Geistes (Apg 1,5; 1Kor 1,21).
Wasser, das Bild der Taufe des Geistes (Apg 1,5; Joh 7,38).
Die Taube, das Bild der Sanftmut und Reinheit (Mt 3,16).
Das Siegel, das Bild der Sicherheit (Eph 1,13; 4,30).
Das Unterpfand, das Bild des gewissen Besitzes (Eph 1,14).
Wir betrachten kurz „Wind“ und „Feuer“. a) W i n d. Der Wind am Pfingstfest war von einem gewaltigen Brausen begleitet. Gott wirkt sehr verschieden; einmal im stillen sanften Säuseln und ein anderes Mal in einem gewaltigen Sturm, der Felsen zerschmettert (1Kön 19,11-12).
Wind wirkt belebend. In der Vision Hesekiels wehte der Wind über die Totengebeine und belebte sie (Hes 37). Gewöhnlich kommt der Wind aus seitlicher Richtung; an Pfingsten aber kam er direkt von oben. Der Heilige Geist kommt also nicht aus irgendeiner Gegend, sondern von oben. Er ist vom Vater gesandt.
Wind wirkt reinigend. Er weht alle unangenehmen Gerüche hinweg, reinigt die Luft und durchdringt alles. Wir öffnen die Fenster und alsbald erfüllt frische Luft den Raum. Der Wind von oben wehte alles Faule bei den Jüngern hinweg und machte ganz neue Menschen aus ihnen. Das tut Er noch heute bei allen Heiligen.
Wind wirkt erquickend und befruchtend. Wie angenehm ist ein Lüftlein in der drückenden Schwüle. Göttlicher Wind von oben vermag auch alles Dumpfe und Schläfrige in den Gemeinden zu beseitigen und zu neuer Geistesfrische zu führen. b) F e u e r. Es wirkt verzehrend. Unser Gott ist ein verzehrendes Feuer das vernichtet, was ihm missfällt. Die Epheser übergaben ihre Zauberbücher dem Feuer (Apg 19,19).
Feuer wirkt läuternd. Jesajas Zunge wurde von der Kohle des Altars berührt und gereinigt (Jes 6,7). Kein Glied unseres Leibes benötigt so sehr der Reinigung wie die Zunge (Jak 3,1-12).
Feuer wirkt erweichend. Es schmilzt das Wachs und scheidet das Böse aus (Ps 68,2).
Feuer wirkt erwärmend. Wie erwärmte das Feuer des Geistes jene Jüngerschar! Wie waren sie doch so ganz andere geworden und steckten ganz Jerusalem in Brand. Früher stritten sie darüber, wer unter ihnen der Größte sei, nun aber rühmten und ehrten alle den auferstandenen Christus.
Feuer wirkt erleuchtend. So wie Feuer die Nacht erhellt, so erleuchtete das empfangene Licht der Jünger ihre Volksgenossen. Die einst Unwissenden waren jetzt mächtige Lehrer, so dass viele über ihre Weisheit zum Staunen gebracht wurden. Das göttliche Feuer entfachte in ihnen die Liebe Christi (Röm 5,5) und sie waren fortan voll göttlichen Eifers; bereit zu jedem guten Werk. Mit brennenden Herzen überredeten sie die Menschen, Buße zu tun. Nur mit diesem himmlischen Feuer vermögen auch wir, andere zu entzünden. Gott will, dass Seine Kinder eine zeugende, bekennende Gemeinde seien, ‑ nicht durch vorübergehende menschliche Begeisterung, sondern von oben entflammt.
Lasst uns bedenken, dass, wenn die zwei Symbole „Wind“ und „Feuer“ zusammenwirken, es einen ungeheuren Brand gibt. So war es an Pfingsten.
Die unmittelbaren Folgen des Pfingstereignisses.
a) Alle wurden mit Heiligem Geist erfüllt. Sie hatten ein so volles Maß erhalten, dass die Kraft des Heiligen Geistes nach allen Seiten hin von ihnen ausging. Selbst die Gegner wurden durch sie zum Schweigen gebracht. b) Sie verkündigten die großen Taten Gottes. Dieselben Jünger, die zuvor hinter verschlossenen Türen sich fürchteten, teilten nun allen unerschrocken mit und bezeugten, dass Gott Seinen eingeborenen Sohn zum Heil der Welt dahingegeben hat. Sie redeten nicht von sich selbst, sondern von ihrem Herrn.
Die Botschaft dieser Zeugen. Einen herrlichen Einblick in dieselben gibt die Predigt des Apostels Petrus. Hervorstehend sind:
Die Verkündigung der großen Taten Gottes (Vs. 11).
Das Kreuz Christi nach Gottes Ratschluss (Vers 23). Die Auferstehung des Herrn (Vers 32).
Buße und Taufe, als der Weg zu Christo (Vers 38).
Vergebung, als Folge der Buße (Vers 38).