Behandelter Abschnitt Apg 1,4-8
Verheißung und Auftrag
Die letzte Frage der versammelten Jünger an den Herrn war, wann Er
dem Volke Israel das Reich wiederherstellen werde? Gemeint war damit das
Tausendjährige Reich. Der Herr wurde als „Sohn Davids“ geboren und
sollte in dieser Eigenschaft auf dessen Thron sitzen (Lk 1,31-33).
Mit dieser Hoffnung waren die Jünger erfüllt (Lk 24,21). Sie gingen
durchaus nicht irre in ihrer Annahme, jedoch kannten sie Gottes Gedanken
bezüglich des Zeitpunktes nicht. Die Antwort des Herrn lautete, dass sie
das jetzt nicht zu wissen brauchten; denn dieses Reich sollte späteren
Generationen zuteil werden. Die Frage der Jünger berührte die großen
Königreichsgedanken und Ziele Gottes mit Seinem Volke. Vielen Gläubigen
unserer Tage sind die herrlichen Gnadenabsichten Gottes mit dem Volke
Israel unbekannt. Aber es ist bestimmt Gott wohlgefällig, wenn wir uns
in der Jetztzeit, da sich weltumfassende Ereignisse mit äußerster
Schnelligkeit vollziehen, mit den Plänen Gottes beschäftigen und lernen,
was für Absichten Gott mit Israel, mit der Gemeinde und mit der
Völkerwelt hat. Wenn nötig, sollten wir liebgewonnene, aber dennoch
schriftwidrige Lehren aufgeben. In 2Pet 1,19 sagt der Apostel, dass
wir das feste und prophetische Wort haben und dass es leuchte; also
folgen wir dem Licht der Schrift. Gott sagt uns in Seinem Wort deutlich,
was für Zukunftsabsichten Er hat und gebietet uns Sein Wort zu
erforschen ohne Feststellungen über Zeitpunkte zu machen. Viele sind im
Blick auf Vers 7 dann zu weit gegangen, indem sie meinten, dass wir uns
überhaupt nicht mit diesen Fragen beschäftigen sollten, weil wir sie ja
doch nicht verstehen könnten. Das aber ist bestimmt gegen Gottes Willen.
Andere sind in noch größere Fehler verfallen, indem sie die klaren
Weissagungen bezüglich Israel vergeistigten und auf die Gemeinde Christi
anwandten. Dadurch haben sie dem Volke Gottes einen schlechten Dienst
erwiesen. Die Fragen der Jünger zeugten von tiefem Herzensinteresse und
wir wollen auch lernen wie sie (Mt 17,10-13;
Die große Verheißung. „Ihr werdet Kraft empfangen.“ Schon in Vers 4 sprach der Herr von der Verheißung des Vaters, die ehedem durch die Propheten angekündigt und nun vom Herrn bestätigt wurde (Joel 2,28; Jes 44,3; Joh 14,16,26; 15,26; 16,7-15). In Vers 8 liegt noch eine Erweiterung. Da ist nicht nur die Rede vom Tröster oder Sachwalter, sondern vom Heiligen Geiste als einer mächtigen Kraft, die die Jünger zu Zeugen befähigte. Weil die Aufgabe eine übermenschliche war, benötigten die Apostel auch übernatürliche Kraft. Wollten sie ins Reich des Starken eindringen, so mussten sie die Stärkeren sein. Die Jünger waren durch ihr Versagen und durch ihre Niederlagen endlich unten angekommen, und darum in der rechten Verfassung, die Kraft von oben zu erlangen. Sie rühmten nicht mehr sich selbst wie ehemals, dass ihnen sogar die Teufel untertan waren; denn ihr ganzes Zukurz kommen verbot ihnen jedes Sich‑brüsten. Wenige Tage nach der Verheißung erhielten die Jünger die Kraft des Heiligen Geistes, welche sie zum Zeugendienst und zum Leiden befähigte (Röm 8,15).
Der große Auftrag. „Ihr sollt meine Zeugen sein.“ Sie sollten von dem Herrn zeugen, den man kurz zuvor gekreuzigt hatte und den alle Welt hasste. Das war nicht leicht, deshalb benötigten sie die volle Ausrüstung durch den Heiligen Geist.
Wer ist ein Zeuge? Jede Person, die aus eigenem Erleben oder Anschauen zuverlässige Auskunft geben kann. So können auch nur Menschen, die Jesus erlebt haben und aus Gott geboren sind, Seine Zeugen sein (1Joh 1,1; 4,14). Also nicht das Wissen an sich, noch theologisches Studium befähigen zum Zeugendienst, sondern die Wiedergeburt, die göttliche Berufung und Salbung.
Es gibt aber auch stille Zeugen, die allein durch ihren Wandel ein Bekenntnis zu Christo ablegen. Die Schrift redet in gewissem Sinn davon, dass wir Ebenbilder Gottes sein sollen. Diejenigen, die neue Kreaturen geworden sind, wandeln in Neuheit des Lebens (2Kor 5,17; Röm 6,4). Unsere Umgebung muss die große Umwandlung sehen können, nämlich, dass aus einem reißenden Löwen ein stilles Lamm, oder aus einem Raben eine Taube geworden ist (1Pet 2,9-11). Der gottesfürchtige Wandel ist eine deutliche Sprache vor der Welt und muss mit dem mündlichen Bekenntnis Schritt halten.
Die Dauer dieses Auftrages. Er ist ein bleibender für das ganze Zeitalter. Er wurde mit gleichem Eifer von dem Apostel Paulus wie von dem Apostel Petrus ausgeführt. Die Lehre, dass heute nicht die Zeit der Evangeliumsverkündigung sei, sondern die des Aufbaues der Gemeinde, ist unzutreffend. Hier gilt es auch: das eine tun und das andere nicht lassen. Bis zur Vollendung dieses Zeitalters haben wir laut der Schrift Evangelisten, Hirten und Lehrer. Das zeigt, dass der Evangelist bis zuletzt mitwirkt.
Das große Arbeitsfeld. Der Herr stand auf dem Ölberg. Wie ein Feldherr überblickte Er das weite Arbeitsfeld. Es ist als sage Er: die Menschheit benötigt mich, darum gehet hin und zeuget von mir. Da sah Jesus zunächst Jerusalem zu Seinen Füßen liegen. Jene Mörderstadt, die Ihn selbst und die Propheten getötet und über die Er bitterlich geweint hatte. Gehet und beginnet daselbst euren Zeugendienst! Jerusalem war das nächstliegende Arbeitsfeld. Des Gläubigen Zeugnis fängt stets daheim an. Viele wollen ihr Jerusalem übergehen, das heißt ihre Aufgabe daheim, und gleich in China oder Afrika wirken. Wer daheim kein Zeuge ist, kann es nie in der Ferne sein. Und wenn der Herr für dich keinen Auftrag in der Ferne hat, dann ahme die Philipper nach, die dazu beitrugen, die Gottesknechte zu versorgen (Phil 4,10-20). Von Jerusalem aus blickte der Herr nach Judäa, weiter entfernt lag Samaria, wo schon einmal ein Feuer zu brennen begonnen hatte (Joh 4,41). Schließlich durchwanderte Er im Geiste die ganze Welt und sagte: sie alle brauchen mich, gehet hin und zeuget von mir.
Die große Treue jener Zeugen. Die Jünger taten genau nach der befohlenen Reihenfolge und fingen in Jerusalem an. Selbst die Feinde bezeugen den großen Erfolg der Jünger indem sie sagen: „Ihr habt Jerusalem erfüllt mit eurer Lehre“ (Apg 5,28). Als nächstes Arbeitsfeld wird Judäa genannt, und Kapitel 8, 4 berichtet, wie treu die zerstreuten Gläubigen ihren Auftrag erfüllten. Als weiterem Arbeitsfeld begegnen wir Samaria, das reif war zur Ernte (Joh 4,35), und wo Philippus die reifen Garben einsammelte. Die folgenden Kapitel zeigen, wie Paulus den Rest des Auftrages ausführte und die ganze Welt mit dem Evangelium erfüllte (Röm 15,19). Überallhin, ja, bis in des Kaisers Haus drang die frohe Botschaft (Phil 4,22). Haben auch wir unsere Aufgabe erkannt und erfüllen wir den göttlichen Auftrag?