Die Macht des Wortes (Joh 8,51)
In V. 48 sprachen die Juden schreckliche Lästerworte gegen den Herrn aus. Sie sagten, daß Er einen Teufel habe. Achten wir, wie schonend und mit welch milder Art der Herr antwortet: „Ich habe keinen Teufel, Ich ehre meinen Vater und ihr verunehrt mich. Diesem Beispiel folgte auch Paulus vor Festus, als der ihn als von Sinnen erklärte. Paulus antwortete ich rede Worte der Wahrheit und der Besonnenheit“ (Apg 26 25). Erhitze dich nie, wenn du ungerecht angeklagt wirst, das ist Kraftverlust. Anstatt daß Jesus die Schmähungen mit Drohen beantwortete, gab Er ihnen die große Verheißung, „den Tod nicht zu sehen“. Dankbar hätten sie diese Botschaft annehmen sollen, denn alle Menschen sind Knechte der Todesfurcht (Heb 2,15). Beachte:
Die Autorität Christi. „Wenn jemand mein Wort hält."
Wie ein großer Feldherr vor seinem Heer, tritt der verachtete
Zimmermannssohn auf. Der Vater steht hinter Ihm, Er hat Ihn gesandt.
Jesus beginnt mit dem uns bekannten „wahrlich, wahrlich, amen, amen, Ich
sage euch“. Ich, der Amen, der treue und wahrhaftige Zeuge (
Das Wort Christi. An welche Worte mag der Herr gedacht haben, als Er sagte „Meine Worte“. Einmal an die Schrift als Ganzheit, denn sie zeugt von Ihm (5, 39). Ferner dachte Er an das Evangelium, das Er ihnen verkündigte, ihm sollten sie glauben, daß Er es im Auftrage des Vaters verkündigte, sie vom ewigen Tode zu retten. Gewiß hat Jesus auch an das Gesetz gedacht, das die Juden alle kannten. Es bewirkt Erkenntnis der Sünde. Das Gesetz befiehlt dem Menschen, was er tun soll, und sein Gewissen verklagt ihn wegen seiner Übertretungen. Christus aber ist des Gesetzes Ende (Röm 10,4). Jesus aber verkündigte Gnade (8, I1; Lk 4,18.19). Durch den Glauben an Sein Sühnewerk auf Golgatha muß keiner verlorengehn. Das Wort ist dem Gläubigen alles, denn es ist von Gott eingegeben (2Tim 3,16; Kol 3,16).
Durch das Wort wurden wir gezeugt. Nicht aus verweslichem Samen, sondern durch das lebendige Wort (I. Pet. 1, 3.25).
Durch das Wort wächst der Gläubige (1Pet 2,2).
Durch das Wort wird er gereinigt (15, 3; Eph 5,26).
Durch das Wort wird er geheiligt (17, 17; 1Thes 5,23).
Durch Bleiben im Wort betet er erhörlich (15, 7).
Durch Sein Machtwort werden wir auferstehen (1Thes 4,16).
Durch Sein Wort dürfen wir gegenwärtig siegen (Eph 6,11).
Ein großes Vorrecht. Alle, die Sein Wort halten, es in sich aufnehmen, werden den Tod nicht schmecken ewiglich. Verweilen wir kurz bei dem Wort „Tod“.
Der Tod ist eine nüchterne grausame Wirklichkeit, gefürchtet von Menschen und Tieren. Selbst der Wurm, der merkt, zertreten zu werden, krümmt sich, er will leben. Von Natur sind alle Knechte der Todesfurcht (Heb 2,15). Christi Tod aber befreit uns davon. Der Mensch gibt Summen aus, um sein Leben zu verlängern. Hiskia weinte, als Jesaja ihm sagte, daß er bald sterben müsse (Jes 38,3). Plötzlich alles verlassen, was dem Menschen lieb und wert war, ist dem Ungläubigen unerträglich. Dazu kommt das Bewußtsein der Rechenschaft (1Pet 4,5). Anders ist es bei denen, die Jesu Wort halten. Ihnen gibt Er
Eine große Verheißung. Sie lautet: „er wird den Tod
nicht sehen ewiglich.“ Will Jesus damit sagen, daß Gläubige nie sterben?
Gewiß nicht! In Heb 9,27 lesen wir, daß es dem Menschen gesetzt ist
zu sterben. Der Tod ist zu allen Menschen hindurchgedrungen (
Zweierlei Tod. Die Schrift redet vom leiblichen und vom ewigen Tod dem Feuersee. In unserem Textwort meint Jesus den zweiten Tod, den Feuersee. Jesus selbst wird als Richter an jenem Tage auf dem weißen Thron sitzen und alle, die nicht im Lebensbuch stehen, werden in den Feuersee gehen (Off 20,8.15). Vor diesem furchtbaren Ausgang wollte Jesus Seine Zuhörer bewahren. Seine Retterliebe zu ihnen war so groß, daß Er selbst der schmachvollen Lästerungen nicht achtete, wenn sie Ihn nur erkennen, zu Ihm kommen und sich retten lassen. Beachten wir:
Die Kraft des Wortes Gottes. Sie rettet vom ewigen Tode.
So jemand mein Wort hält, der wird den Tod nicht sehen ewiglich", gilt allen, die glauben. Keiner Seiner Zuhörer war ausgeschlossen, denn Jesus stößt niemanden hinaus, auch die Lästerer nicht, vielmehr betet Er für sie (Lk 23,34). Alle, die an Jesus glauben, sind aus dem Tode ins Leben hindurchgedrungen.
Behandelter Abschnitt Joh 9,1-24
Der Blindgeborene (Joh 9)
Der Blindgeborene hatte nie das Licht der Sonne gesehen, bald aber sollte er in doppelter Weise sehend werden. Erstens, indem ihm Jesus die Augen öffnete und zweitens, daß er Ihn als das Licht der Welt erkannte. Das Augenlicht ist ein besonderes Geschenk. Brauchst du es wie die Griechen (Joh 12,21) oder zur Augenlust wie Eva, Achan, David oder für schlechte Lektüre? Jesus war von vielen Blinden umgeben. Zu den Pharisäern sagte Er: wäret ihr blind ‑. Sie waren von Natur geistlich blind wie alle Menschen (Eph 4,18; 2Kor 4,4; Ps 14,3).
Der Zustand des Blinden. Er war ein armer blinder Bettler. Viele gingen an ihm vorüber, andre gaben ihm eine Münze. So verbrachte er seine Jahre in Armut und Hilflosigkeit. Der Herr aber sah ihn mit Augen des Erbarmens an. Er wußte, was Er vorhatte. So sieht Er noch heute alles Elend.
Die Frage der Jünger. Wer hat gesündigt (V. 2)? Wer ist am Übel schuld, der Kranke oder die Vorfahren? Oft erben Kinder die Sünden ihrer Eltern wie die des Gehasi (2Kön 5,27; Lk 13,1-5), aber lange nicht immer. Viel ist an Kranken gefehlt worden, indem man sie zu einem Sündenbekenntnis zwingen wollte. Hüten wir uns vor solchem Urteil. Selbst die Jünger waren davon angesteckt.
Die Antwort des Herrn (V. 3). Gott hatte dieses Leiden Seiner eigenen Herrlichkeit wegen zugelassen. Ähnlich wie bei Lazarus in Kapitel 12. Gewiß gibt es selbst verschuldete Leiden, man denke nur an die Folgen der Fleischessünden. Hier war es anders, die Zeit bis zur Kreuzigung war kurz, darum mußte noch viel durch Wunder geschehen, um zu erkennen zu geben, daß Jesus der Sohn Gottes sei (V. 4). Darum, sagt ER:
Ich muß wirken. Wie lange? Solange es Tag ist. Jesu Stunde nahte. Bedenken wir das auch? Denken wir daran, daß wir zu guten Werken berufen sind (Eph 2,10)? Wirken wir wie die jungbekehrten Thessalonicher (1Thes 1,8.9)? Wir haben so viele Möglichkeiten zu wirken. Durch unser Zeugnis, unsern Wandel, durchs. Gebet, durch Gaben, durch Verteilen von Traktaten usw. Unser Herr wirkte noch am Kreuz.
Der Arbeiter `an der Arbeit. Ich muß wirken; und Er tut es.
Jesus sah den Blinden (V. 1). Stets sah der Herr die Leidenden, die Hungrigen und besonders die Heilssuchenden. Sehen wir sie auch, oder gehen wir an ihnen vorüber, wie jener Priester und Levit an dem unter die Mörder Gefallenen (Lk 10,31)?
Das merkwürdige Heilmittel. Jesus machte einen Kot aus Erde und Speichel und bestrich damit seine Augen. Was mag die Umgebung dazu gesagt haben? Was würde heute ein Augenarzt dazu sagen? Das Mittel diente menschlich gesprochen eher zur Verschlechterung als zur Heilung. Doch der Blinde blieb stehen, ließ den Herrn wirken. So benützt der Herr zur Rettung von Menschen noch heute Mittel, die uns fragwürdig erscheinen. So läßt Gott vieles zum Heile anderer zu. Die Eltern des Blinden mögen oft ein „Warum“ gehabt haben, später aber gingen auch ihnen die Augen auf, und wir hoffen, auch innerlich.
Jesu Befehl (V. 7). „Gehe hin zu dem Teich Siloah!“ Jesus, der Gesandte, sendet ihn nach Siloah, d. h. „gesandt". Der Befehl an den Blinden glich dem an die zehn Aussätzigen (Lk 17,14) oder jenem Mann mit der verdorrten Hand: Strecke deine Hand aus (Mk 3,5). Sie alle hatten Glauben an den Herrn und gehorchten Seinem Befehl. Auch der Blinde tat, was Jesus befahl (V. 7). Alles hing von seinem Gehorsam ab. Nicht die eigenartige Salbe noch das Wasser zu Siloah hatte ihm geholfen, sondern der Glaube an Jesu Wort (Mt 9,22.29; Apg 3,16). Das Wunder geschah, ehe die Menge zusammenlief.
Auf daß die Schrift erfüllet würde. Vom Kommen des Messias sagt die Schrift, daß Blinde sehen werden (Jes 29,18; 35,5). Israel sollte in diesen Wundern die Erfüllung der Verheißung sehen und erkennen, daß der Messias in ihrer Mitte ist und Ihn aufnehmen.
Der glückliche Ausgang. Nachdem sich der Blinde gewaschen hatte, ward er sehend. Wir können. uns kaum vorstellen, was seine ersten Blicke bedeuteten. Er sah den Teich, Menschen, Blumen, Bäume, Häuser usw. Das war ein unbeschreibliches Erlebnis. Gewiß stieß er einen lauten Freudenschrei aus. Sein Glaube an den Herrn Jesus hatte ihm das Gesicht gegeben.
Was tat der Geheilte? Er bekannte, daß er einst blind war (V. 8.9), und berichtete, wie der Herr ihn geheilt habe (V. 10.11). Er bezeugte es furchtlos vor Jesu grimmigen Feinden (V. 15.33). Er stand treu zu seinem Herrn trotz bitterer Feindschaft (V. 15. 17). Ja, mehr, er tadelte die Gegner und offenbarte ihre Heuchelei (V. 27).
Beachten wir auch, was er um Jesu willen erduldete. Sie führten ihn vor die Gegner (V. 13), schmähten ihn als besonderen Sünder (V. 28. 34) und stießen ihn hinaus (V. 34).
Beachtenswert ist, was der Geheilte über den Herrn sagte. Zuerst nannte er Ihn einen Menschen (V. 11), nachher einen Propheten (V. 17), ferner einen Sündlosen (V. 31.32), einen von Gott Gesandten (V. 33), und schließlich bekennt er Ihn als den Sohn Gottes (V. 35. 38) und betet Ihn an (V. 38). Wem gleichen wir, diesem dankbaren Geheilten oder jenen neun undankbaren Aussätzigen, die damit Jesus betrübten (Lk 17,17)?