Wahre Freiheit (Joh 8,36 ff.)
Zu allen Zeiten blühte der Sklavenhandel, aber noch nie so stark wie in unserer Zeit. Wir Schweizer rühmen uns gern unserer Freiheit. Sind wir es wirklich? Politisch vielleicht wohl, aber sonst? Nennen wir einige Gruppen Gefangener.
Politische Gefangene. Sie zählen heute viele Millionen, sie schmachten hinter dem eisernen Vorhang. Wer es wagt, anders zu denken als ihre Führer, wandert in den Kerker.
Kriegsgefangene bilden ein weiteres Heer derer, die nach Befreiung ausschauen. Wir finden sie schon in 1. Mose 14,14.
Andere geraten durch eigene Versduldung in Knechtschaft und schreien nach Hilfe (2Kön 4,1; Mt 18,25).
Unerträglich ist die Knechtschaft Roms in Spanien. Wer sich nicht vor ihrem Götzenbild beugt, geht ins Gefängnis.
Die Unwissenheit der Sklaverei. In ihr lebten Jesu Zuhörer, sagten aber: „wir sind nie jemandes Knechte gewesen" (V. 33), dabei waren sie es von Anfang an. Sie vergaßen die Herkunft Abrahams (Hes 16,3.45), ihre lange Knechtschaft in Ägypten (2. Mose 3,7), ihren Frondienst an den fremden Völkern während der Zeit der Richter. Auch dachten sie nicht an die Gefangenschaft in Babylon, Persien, Assyrien und die, die in ihren Tagen unter der eisernen Faust Roms litten. Der Herr aber sah die Ketten ihrer Sünde. Ihre Führer mußte Er blinde Blindenleiter, Heuchler, Geizige, Erpresser der Witwen nennen (Mt 23).
In ähnlicher Verblendung lebt die Christenheit. Sie brüstet sich ihrer großen Messiasse wie die Juden, feiert die Reformatoren, baut ihnen Denkmäler (Off 3,17; Mt 23,29) und ehrt Gott mit den Lippen (Mt 15,8). Jesus offenbart ihr den wahren Zustand und das furchtbare Ende, dennoch klopft Er weiter in Liebe an (Off 3,18-22).
Die größte Sklaverei. Das ist die Sünde (V. 34). In ihr schmachten alle (Röm 3,23). Manche in groben, andere in feineren Ketten. Dabei brüsten sich alle ihrer Freiheit wie damals die Juden.
Man denke an das zahllose Heer der Wollüstlinge, etwa wie Herodes oder Felix (Mk 6,18; Apg 24,25), von der Selbstbefleckung bis zu den schamlosesten Ausschweifungen. Schrecklich sind die Folgen dieser Sünde schon hier, aber warnen wir sie auch vor dem „Dereinst"? (1Kor 6,9; Off 21,8).
Eine andere Klasse Gebundener sind die Geizigen. Sie selbst nennen den Geiz nur Sparsamkeit. Ihre Sünde ist die Wurzel alles Bösen (1Tim 6,10; Eph 5,5). Sie lieben das Geld mehr als Jesus, wie der reiche Jüngling oder wie jener Narr in Lk 12,20; Mk 10,24.
Übersehen wir nicht das Heer der Alkoholsklaven, die zugleich ihre Nachkommen schwer belasten (2Kön 5,27). Sie stürzen ihre Familien ins Elend und enden im Rausch (Dan 5,2.30).
Erwähnen wir noch die Mörder, Diebe (1Joh 3,15). Viele rütteln an ihren Ketten aber sie kommen nicht los (Röm 7,19). Der Prophet nennt sie dennoch:
Gefangene der Hoffnung (Sach 9,11.12). Obwohl der Widerstand der Juden zäh war, wirkte Jesus an ihnen auf Hoffnung hin. Inmitten dieser widersprechenden Menge waren etliche, die glaubten. Ihnen rief Jesus die wahre Freiheit aus (Lk 4,18). Es waren Zuhörer wie Lydia, Dionysius, Damaris und andere (Apg 16,14; 17 34), sie nahmen Jesu Wort auf. So ist bis heute das Evangelium den einen Heil, den andern Hölle (2Kor 2,16). Jesus macht die Suchenden auf zwei Bedingungen der Nachfolge aufmerksam: a) In Seinem Wort bleiben (V. 31). Die Worte, die Jesus sprach, waren Worte vom Vater (7, 16) und sind Geist und Leben. In Kapitel 1, 14 wird Jesus das Wort genannt. In Seinem Wort bleiben heißt in Ihm selbst bleiben. Jesus wiederholt dieselbe Wahrheit in 15, 7. Alle, die wie die zwölf Apostel Ihn aufnehmen, in Seinem Wort bleiben, sind Seine rechten Jünger und sind frei (6, 68.69). b) Die Wahrheit erkennen. In Kapitel 14, 6 nennt Jesus sich selbst die Wahrheit. Wahre Jünger sollen Ihn in Seinen Tiefen erkennen (Phil 3,10; Röm 6,3-5). Was ist die Folge?
Völlige Freiheft. Die Wahrheit wird euch frei machen (V. 32). Jesu
Zuhörer waren an die Überlieferungen der Altesten gekettet, mühselig und
beladen mit Satzungen. Ihnen verkündigte Jesus wahre Freiheit (
Von der Schuld der Sünde. Das sehen wir bei jener Sünderin, bei Saulus und vielen andern (Lk 7,37; Apg 9).
Von der Sünde Knechtschaft (Röm 6,14; Off 12,11). Von den
Fesseln Satans (Lk 13,16; Mk 16,9). Von der Menschenfurcht (
Der hohe Preis dieser Befreiung. Sklaven wurden losgekauft, so wir
von der Sünde, und zwar um sehr hohen Preis (1Kor 6,20; 7,23).
Nicht mit Gold oder Silber, sondern mit Seinem teuren Blut (