Behandelter Abschnitt Joh 1,41.42
Petrus (Joh. 1,
41.42 )
Mit Petrus kommen wir zu dem Manne, der einer der hervorragendsten unter den Aposteln wurde. Wir mögen über seinen Fall verschieden denken, er wurde trotzdem eine Säule (Gal 2 9), einer, der seine Brüder stärkte und voller Energie und aufopfernder Liebe war.
Andreas, sein leiblicher Bruder, war nicht nur ein guter Fischer, sondern ein Menschenfischer. In Petrus hatte er einen sehr großen einen „Walfisch", gefangen, der mehr als zehn andere galt! Andreas sagte zu Petrus: „Wir haben den Messias gefunden." Was diese Worte für einen Juden bedeuteten, erfassen wir kaum. Das Herz des Andreas war voll von Bruderliebe, wie das jener vier Aussätzigen in 2Kön 7,9. Andreas wußte noch wenig vom Evangelium, und so führte er den Simon direkt zur Quelle. Der Zuwachs in den christlichen Gemeinden wäre stark, wenn sie viele Andreasse hätte (Mk 5,19). Viele Gläubige vermögen wenig öffentlich zu sagen, aber sie dürfen vor einzelnen zeugen.
Petri erstes Erwähnen. Hier wird der Mann, von dem die Schrift so viel redet, zum ersten Male erwähnt. Beachtenswert ist, daß nicht Petrus, sondern Andreas und Johannes die ersten Apostel waren. Rom würde noch größeren Lärm über ihn machen, wenn Petrus zuerst genannt wäre. Tatsache ist, daß Petrus überall als Apostel, Evangelist, Hirte, Lehrer und Schreiber hervortritt.
Petri erste Begegnung mit Jesus. Zweifellos hörte er schon durch Johannes den Täufer vom Kommen des Messias. Daß er Ihm aber so bald selbst begegnen werde, sogar sein Auserkorener sein würde, ahnte er kaum. Beachten wir:
Jesu Allwissenheit. Andreas stellte dem Herrn seinen Bruder Simon vor. Mit einem Blick wußte Jesus alles über ihn (Joh 2,25; 4,18.19). Jesus kannte ihn von jeher (Eph 1,4). So wußte der Herr Bescheid über seine Herkunft und über seinen Namen. Damit hob Jesus seine Vergangenheit hervor. Die Worte „du bist Simon, der Sohn Jonas" mußten Simon fragend machen und ihn zur Annahme führen, daß der Messias selbst mit ihm rede. Das war ein kurzer Rückblick, den Jesus hielt (l. Mose 16, 8). Bald aber ging Jesus zu einem Ausblick über und sagte: „Du wirst Petrus heißen, ein Stein." Das war es, was Jesus in ihm in Zukunft sah. Der neue Name bedeutete Gunst, Ehre, etwa wie einst bei Jakob (1. Mose 32,28; Jes 62,2; Off 2,17). Keiner war darüber mehr erstaunt als Petrus selbst. Er wußte, daß er mehr dem Sande glich als einem Stein. Der Herr selbst machte aus Petrus, was Er später über ihn sagt: „Ich habe für dich gebetet“, daß du Stein bleibst und sogar deine Brüder stärken werdest. Petrus glaubte der Botschaft und ward ein lebendiger Stein. Später erwähnt er es selbst in 1Pet 2,4.5. Jener Tag blieb für Petrus unvergeßlich. Es war der Tag, an dem seine Sündenschuld abgetan ward, obwohl sie hier nicht erwähnt wird.
Sein Apostelamt. In Mt 10,1.2 wählte der Herr Seine zwölf Apostel, und hier wird wie immer sein Name zuerst genannt. So wurde Petrus bevorzugt, aber nicht, daß er Macht über andere ausübte. Er nennt sich in 1Pet 5,1 nur ein Mitältester, und doch spornte er die andern an (Joh 21,2). Als Apostel mußte er später von Jesus zeugen, und so wurde er in Gottes Pläne eingeweiht (Mt. I6, 21-28), die er manchmal schwer begriff (2Pet 3,15.16). Kennen wir Gottes Absichten mit uns (Eph 1,4; Röm 8,29)?
Sein Bekenntnis. Lies Mt 16,16. Kaum hätte Petrus ein klareres Bekenntnis ablegen können. Jesus war hocherfreut darüber; zugleich zeigt es ein inneres Wachstum. Überwältigend war dieses Bekenntnis: „Du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes.“ Der Herr lobte ihn dafür. Die große Bedeutung des Bekenntnisses des Apostels ist klar. Das Reich mußte gebaut werden, und hier wurde der Grund gelegt, welcher ist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes. Jesus ist der erste, der Grundstein des großen Baues. Petrus baute darauf, erst in Jerusalem, als er Israel das Wort verkündigte, und später in Cäsarea, als er denen aus der Völkerwelt das Heil anbot (Apg 10). Allen wies er den Weg zu Christo, dem alleinigen Grund der Seligkeit. Petrus war:
Hervorstehend unter den Aposteln. Sein Name wird außer dem des Herrn am meisten genannt. Nicht umsonst wird er eine Säule genannt (Gal 2,9). Jesus sprach auch mehr zu ihm als zu irgendeinem anderen Jünger, beides, lobend und tadelnd. Auch zu keinem, außer Judas, sprach Er so harte Worte (Mk 8,33; 14,37; Lk 22,31). Auch keiner der Jünger redete so viel wie er. Z. B. „Herr, gehe von mir hinaus" ‑ „Herr, wir haben alles verlassen" ‑ „Du bist Christus, Du hast Worte ewigen Lebens. Wie oft soll ich meinem Bruder vergeben? Nimmermehr sollst Du mir die Füße waschen. Herr, Du weißt alle Dinge.“ Daß Petrus eine führende Rolle einnahm, steht fest, denn stets wird er unter den Aposteln zuerst genannt. Und doch war er bei allem am wenigsten ausgeglichen. Der Ton war gut, aber schwer zu verarbeiten. Seine Fehler lagen in seiner Ungeduld. Zugleich war er der mutigste Mann. Man denke an Worte wie Apg 2,23; 3,13; 4,10. Und all das von demselben Manne, der einst so versagte.