Behandelter Abschnitt 4Mo 17,1-13
4. Mose 17,1-13 – Der grünende Stab Aarons
Der grünende Stab Aarons I.
In der Bundeslade befand sich außer den Gesetzestafeln und dem mit Manna gefüllten goldenen Krug der grünende Stab Aarons (Heb 9,4). Aus der Stelle in 4. Mose 17,4.10 könnte man schließen, daß der Stab nicht in der Lade, sondern vor ihr lag. Da aber der Stab ein beständiger Beweis der göttlichen Anerkennung des aaronitischen Priestertums sein sollte, ist wohl anzunehmen, daß er schon der Sicherheit wegen in die Lade gelegt wurde, zumal ja eine Lade zum Aufbewahren von Gegenständen bestimmt ist. Israel und damit die Stiftshütte mit der Lade war damals sehr viel auf der Wanderschaft, auf welcher der Stab hätte gar leicht beschädigt werden können.
Wir wollen das Wunder des grünenden Stabes von drei Gesichtspunkten aus betrachten, indem wir auf diesen Blättern die Veranlassung prüfen, die zu diesem Wunder führte. Im nächsten Kapitel wollen wir den grünenden Stab auf Christus anwenden und zuletzt ihn mit dem lebendigen Christen vergleichen.
Die Ursache bzw. der Anlaß zu dem hier vorliegenden Wunder war ein ungerechter, boshafter Angriff auf das aaronitische Priestertum. Darauf hat Satan es stets abgesehen. Er möchte gern die Priester Gottes lahm legen. Gelingt ihm das, dann hat er den Hauptnerv geistlichen Lebens durchschnitten. Welches Gotteskind wüßte nicht von solchen Angriffen zu berichten? In 4. Mose 16 lesen wir von einem wohlorganisierten Widerstand gegen Israels Führer, die beiden Brüder Mose und Aaron. Heute würde man solche Empörer Revolutionäre, Rebellen nennen. Daß wir sie in einer Welt der Ungerechtigkeit finden, verwundert uns nicht, aber sie in der Gemeinde Gottes zu finden, ist tief demütigend. Korah war der Anführer der Rotte, nach ihm wurde sie die Rotte Korahs genannt. Korah war verwandt mit Mose und Aaron und meinte deshalb, gleiche Rechte wie sie beanspruchen zu können. So mag schon früher Ruben besondere Ansprüche für sich erhoben haben, weil er der Erstgeborene war. Er hatte aber ganz vergessen, daß er durch eine schwere Sünde sein Vorrecht verscherzt hatte (1. Mose 49,3-4). All die anderen Rebellen waren Fürsten der Gemeinde. Bissig und vorwurfsvoll sagen sie zu Mose: „Warum erhebet ihr euch über die Gemeinde Gottes?" Dabei sagt die Schrift von Mose-. „Der Mann Mose aber war sehr sanftmütig, mehr als alle Menschen, die auf dem Erdboden waren" (4. Mose 12,3). - Kann man letzteres von dir und mir sagen? - Dennoch suchten jene Anführer eifrig nach Fehlern, die sie doch nicht fanden, ähnlich wie die Gegner Daniels (Dan 6). Wo wir Fehler suchen bei andern, da ist die Liebe dünn gesät.
Der Grund dieses boshaften Angriffes. Es war das uralte Übel, das wir schon bei Kain und später in Josefs Geschichte, vor allem aber im Haß gegen unsern Herrn finden, den man aus Neid überantwortete (Mt 27,18). Die beiden von Gott begnadigten Männer Mose und Aaron standen beim Volke in hohem Ansehen und waren durch viele Zeichen und Wunder, sowie durch Gebetserhörungen reichlich legitimiert. Menschen mit starkem Geltungstrieb, wie Korah und dessen Rotte, können es nicht ertragen, wenn andere angesehener sind als sie selbst, und unterminieren möglichst das Vertrauen, das diese beim Volke genießen. Viele Störungen in Gemeinden haben ihre Wurzel im Geltungstrieb Unberufener, die meistens sogar versuchen, ihr Recht mit Schriftworten zu beweisen. Solches Treiben noch biblisch rechtfertigen zu wollen, ist geradezu lästerlich und endet meist in einer Katastrophe. Würden Menschen dieser Art Joh 17 lesen, dann gäbe es weder Empörung noch Trennung, sondern herzliche Fürbitte. So dunkel das Treiben der Rotte Korahs war, um so heller leuchtet:
Das Benehmen des Mose. Geistlich gesinnte Menschen können nur geistlich handeln, das sehen wir auffallend deutlich bei Mose. Er griff nicht die Gegner an, wie das meistens geschieht, sondern er schrie zum Herrn (4. Mose 16,4; 14,5; Ps 50,15; Heb 4,16). Das war geradezu seine Gewohnheit (2. Mose 15,25). Welch eine herrliche Gewohnheit! Moses wird auch um Weisheit gefleht haben, um nicht eigenmächtig zu handeln (Jak 1,5). Moses betete und ließ Gott antworten. Die schnelle Erhörung geht aus seiner weisen Antwort der Rotte gegenüber hervor (4. Mose 16,5-7). Gott bestätigt noch immer die von Ihm Berufenen. Der Gott aber, der das Rote Meer spaltete, durch das auch dereinst Korah hindurchging, der Wasser aus dem Felsen gab, aus dem auch diese Rotte trank, öffnete den Abgrund, in den die Widersacher mit fürchterlichem Geschrei hinabfuhren. Um allen weiteren Vorkommnissen solcher Art vorzubeugen, traf Gott eine weise Vorsichtsmaßnahme (4. Mose 17,2 ff.). Der Herr sprach zu Mose: „Nimm von den Kindern Israel je einen Stab für ein Vaterhaus, zwölf Stäbe; du sollst den Namen eines jeden an seinen Stab schreiben, und den Namen Aarons sollst du auf den Stab Levis schreiben. Und es wird geschehen, der Mann, den Ich erwählt habe, dessen Stab wird sprossen, und so werde Ich vor Mir stillen das Murren der Kinder Israels.“ Mose mußte des Abends die Stäbe ins Heiligtum bringen, wo sie bis zum frühen Morgen lagen.
Ein unfehlbarer Beweis. Gott antwortete auf das Murren mit einem Wunder. Jeder Stammesfürst wird mit gespannter Erwartung vor die Stiftshütte gekommen sein, in der Hoffnung, daß sein Stab grüne. Jeder wollte das große Los gewinnen. Moses kam heraus mit den Stäben, und alle sahen eindeutig, daß derselbe Mann als Hoherpriester bestätigt wurde, den sie zuvor abgelehnt hatten. Das Wunder am Stabe war ähnlich demjenigen, mit dem Gott Jona sein Unrecht nachwies (Jona 4,6). Alle sahen, daß der Stab Aarons nicht nur grünte, sondern sogar Blüten und Früchte trug. Die Bildung von Knospe, Blüte und Frucht liegt sonst zeitlich weit auseinander, aber der große Schöpfer wirkte alles in kürzester Zeit und stopfte aller Mund. Der fruchttragende Stab Aarons war der unumstrittene Beweis, das Siegel Gottes, daß Gott Aaron zum Hohenpriester auserkoren hatte.
Ein bleibendes Andenken. Gott befahl Mose, den Stab Aarons zurück ins Heiligtum zu bringen zu einem ewigen Gedächtnis. Selbst Wunder sind schnell vergessen, das hat Israel zur Genüge bewiesen. Gar bald vergaß es die großen Wunder in Ägypten, und vor allem vergaß das spätere Israel die unzähligen Wunder gar bald und so gründlich, daß es seinen Messias, den Wundertäter, ans Kreuz schlug. Aarons grünender Stab verkündigte allen kommenden Geschlechtern, daß Gott dem Hause Aarons die höchste Würde anvertraut hatte. Daß der Stab ins Heiligtum gelegt werden mußte, sollte zugleich eine Unterweisung für ihn selbst sein. Wie sein Stab, so sollte auch er dort verweilen, wo das Zeichen seiner Priesterwürde lag.
Lernen wir aus diesem Abschnitt, wie wir uns in Zeiten von Angriffen verhalten sollen
Wir dürfen alle Anliegen im festen Glauben dem Herrn hinlegen (Ps 55,23). Wir dürfen nicht voreilig handeln, sondern wir sollen geduldig auf Gottes Eingreifen warten, im festen Glauben, daß Gott stets die von Ihm Berufenen legitimiert (Ps 25,3; 27,14; 31,24; Jes 40,31).
Der grünende Stab Aarons II.
Der grünende Stab Aarons, das Kennzeichen bzw. die göttliche Bestätigung Aarons als Hoherpriester, ist zugleide ein besonderer Hinweis auf unsern Herrn, den großen Hohenpriester. Unser Abschnitt bietet uns manchen lehrreichen Vergleich zwischen Christus und Aaron.
Aaron der Erwählte Gottes. Seine Berufung erfolgte um dieselbe Zeit wie die seines Bruders Mose (2. Mose 4,15 ff.). Aber die Berufung als Hoherpriester folgte erst in der Wüste (3. Mose 8), dort sagt der Herr: „Nimm Aaron.“ Größeres lesen wir vom Herrn, von dem der Psalmist schreibt: „Du bist Priester in Ewigkeit“ (Ps 110,4). In Mt 12,18 wird besonders Seine Erwählung betont: „Siehe, mein Knecht, den Ich erwählt habe, Mein Liebster, an dem Meine Seele Wohlgefallen gefunden hat; Ich will Meinen Geist auf Ihn legen.“ Letzteres geschah als öffentliche Anerkennung schon vor der Volksmenge am Jordan, als der Herr getauft wurde. Da kam der Heilige Geist in der Gestalt einer Taube auf Ihn (Mt 3,16).
Aarons Priestertum wurde hart angefochten (4. Mose 16,3). Das geschah unserm Herrn in noch weit schwererer Art. Er wurde nicht als der Gesandte und Sohn Gottes anerkannt, sondern nur als der Zimmermannssohn, als Sohn Josefs. Die vielen Zeichen und Wunder, die Seine Beglaubigung als Sohn Gottes darstellten, bezeichnete man kurz als durch Beelzebub Bewirkt und ruhte nicht, bis Er am Kreuze verblutete. Und wer verschuldete diese Bosheiten? In beiden Fällen waren es die Obersten des Volkes.
Der dürre Stab Aarons. Sein Stab unterschied sich zunächst in nichts von den andern elf Stäben. Was aber ist in dieser Hinsicht zu sagen bezüglich des Herrn? „Er ward an Gebärden wie ein Mensch erfunden“ (Phil 2,7). Sein Äußeres glich dem anderer Menschen, wie Aarons Stab den übrigen Stäben. Er wurde geboren wie andere Kinder, und der Prophet sagt sogar von Ihm, daß Er „keine Gestalt noch Schöne hatte" und von den Menschen geschmäht, verhöhnt und verachtet wurde. Übrigens wird der Herr auch mehr oder weniger mit einem Stab verglichen. Er wird „die Rute aus dem Stamm Isais“ genannt (Jes 11,1) und in Jes 53,2 „das Reis aus dürrem Erdreich“. Wie Aarons Stab neben den andern Stäben lag, so endete unser Herr neben andern am Kreuz. Die Emmausjünger klagten: „Wir hofften, Er werde Israel erlösen" (Lk 24,21), Er war also für sie ein toter Stab. Wie andere wurde der Herr ins Grab gelegt, doch bald erfolgte das mächtige Handeln Gottes: „Du wirst nicht zusehen, daß Dein Heiliger die Verwesung sehe“ (Apg 2,27). Gott belebte den toten Stab „Christus" unendlich mehr als den des Aaron.
Aarons Stab wurde zusammen mit andern ins Heiligtum gebracht. Dort geschah das alle überzeugende Wunder am toten Stab. der Knospen, Blüten und Früchte trug. Der Herr wurde, wie Paulus in Röm 1,4 schreibt,
„kräftig erwiesen als Sohn Gottes nach dem Geiste, da Er auferstanden ist aus den Toten“. Rings um Ihn her tote Stäbe (andere Gräber), Er aber als der Auferstandene lieferte allen den Beweis, daß Er lebt. Petrus verkündigte es laut der vieltausendköpfigen Menge: „Den hat Gott auferweckt, dessen sind wir alle Zeugen.“ Wo bleibt die starke Wache, und was ist's mit dem schweren Stein und dem kaiserlich römischen Siegel? Alle wurden zuschanden wie die Rotte Korahs. Oft hören wir die Frage: Sind nicht andere Religionen genau so gut wie die christliche? Sind nicht Männer wie Buddha, Konfuzius oder Mohammed mit ihrem weit größeren Anhang sogar Christus überlegen? Darauf dürfen wir antworten: sie sind gestorben, Christus aber lebt! Alle Religionsstifter und Sektengründer gleichen den toten Stäben und sind längst dahin. Christi Auferstehung aber ist der kräftigste Beweis, daß Er auch heute noch lebt und Früchte trägt. „Wenn Er das Schuldopfer gebracht haben wird, wird Er Samen haben und in die Länge leben" (Jes 53,10). An Ihm sehen wir das große, dreifache Wunder Gottes. Er ist aus den Toten auferstanden, blühte, d.h. erfreute und belebte die Jünger, hauchte sie an und befruchtete sie: „Nehmet hin den Heiligen Geist.“ Schon vor Seinem Tode lesen wir von diesem dreifachen Wunder. Er weckte drei Tote auf, und viele glaubten auf Grund dieser Beweise Seiner Sendung und Berufung (Joh 11,45). Er heilte jenen Mann, der stumm, blind und besessen war, von seinem dreifachen Gebrechen, worauf Ihn das Volk für den Messias hielt (Mt 12,22.23).
Nur Aarons Stab wurde in die Lade gelegt. Dort wurde er zu ewigem Andenken aufbewahrt. Heut zwar ist er nicht mehr sichtbar für unser Auge, aber festgehalten im Wort (Heb 9,4). Unser Hoherpriester ist dort, wo Johannes die Lade im oberen Heiligtum sah (Off 11,19). Dorthin ist Christus aufgefahren und weilt als großer Hoherpriester, grünt (lebt), blüht und trägt Früchte. Sein Priestertum ist nicht das des Aaron, der starb. Er lebt immerdar (Ps 110,4; Heb 7,24). Er hört nicht auf, Früchte zu tragen. - Aaron ging hinein ins Allerheiligste, besprengte den Gnadenstuhl, um für sich und sein Volk Sühnung zu erlangen. Unser Hoherpriester sitzt auf dem Gnadenstuhl, und empfängt uns, Seine Priester, allezeit. Er steht für uns vor Gott und tritt vor Ihm für uns ein.
Aarons Stab wird noch einmal blühen. Bald wird sich Israel wiederum im neuerbauten Tempel zu Jerusalem unter seinem Hohenpriester versammeln und seine Gottesdienste verrichten. Das geschieht dann aber unter einem größeren Hohenpriester, als Aaron war, unter dem Priesterkönig Christus Jesus. Er wird kommen und die Rotte Korahs, d.h. den Antichristen mit seinem ganzen Anhang, vernichten, und wie die Rotte Korahs in den Abgrund fuhr, so werden dann der Antichrist und der falsche Prophet in den Feuersee geworfen (Off 19,20 f).
Aarons grünender Stab wird dann nicht nur für Israel, sondern für alle Völker blühen und Früchte tragen. Alle Völker der Erde werden durch Ihn gesegnet werden. Dann wird nicht nur der Stab blühen, sondern die Wüste wird blühen und in einen Gottesgarten verwandelt werden.
O großer Tag, wir warten dein mit Sehnen!
Der grünende Stab Aarons III.
Aarons Stab ein Bild des lebendigen Gläubigen.
Zuletzt wollen wir einen Vergleich zwischen Aarons grünendem Stab und dem Leben eines fruchtbaren Gotteskindes ziehen. Aaron war ein Priester und Diener Gottes. So ist jedes Gotteskind zu beidem berufen. (1Pet 2,9; Off 1,5.6; 1Thes 1,9). Vergessen wir aber nicht, was wir einst waren:
Tote Stäbe. Aarons Stab war genau wie die andern dürr, so auch unser Stab, verglichen mit dem seinen. Wir waren tot in Sünden und in Übertretungen. Leider waren wir noch mehr, wir waren, wie Korah, Feinde Gottes (Röm 5,10). Lehnten wir uns nicht auch auf gegen unsern Hohenpriester Jesus Christus? Wir wollten nichts von Ihm wissen, dienten vielmehr mancherlei Lüsten und Begierden (Tit 3,3). Wir hätten das gleiche Gericht verdient wie jene Rotte Korahs, die in die Hölle hinabfuhr; aber unser Hoherpriester ging für uns ins Gericht; ja weit mehr als das, Er suchte uns Rebellen und machte aus uns:
Zum Leben berufene Stäbe. Aaron wurde, wie wir bereits lasen, zweimal berufen (2. Mose 4,15-17; 3. Mose 8). Er wurde angetan mit den herrlichen Priesterkleidern, empfing die Salbung und diente fortan seinem Gott. Trotz mancherlei Schwächen blieb er dennoch ein Diener Gottes. Gottes Gnadengaben und Berufungen können Ihn nicht gereuen. (Röm 11,29). Welch ein Trost für uns! Aber sind wir nicht auch ähnlich berufen und gekleidet worden? Gerufen mit heiligem Ruf (2Tim 1,9) und gekleidet mit den Kleidern des Heils und dem Rock der Gerechtigkeit (Jes 61,10). Unsere Berufung besteht also gottlob nicht nur durch eine menschliche Organisation, sondern besteht bereits von der Grundlegung der Welt her (Eph 1,4). Wir sind aber auch oft wie Aaron:
Angegriffene Stäbe. Aaron war der höchste Würdenträger in Israel, aber er wurde sehr beneidet von manchen. Das beweist der Aufruhr der Rotte Korah. Paulus schreibt in 1Tim 3,1: „So jemand ein Bischofsamt begehrt, der begehrt ein köstlich Werk." Der Beweggrund zu diesem Dienst muß echt sein, nicht Machtgelüste oder Ehre dürfen die Triebkraft sein, sondern nur die Liebe Christi, die uns drängt. (2Kor 5,14). Aaron wurde hart angegriffen. Das ist stets Satans Werk. Seine Angriffe fangen schon vor der Bekehrung an, indem er diese zu verhindern sucht. Aber der Herr behält den Sieg. Wenn der angefochtene Mensch nur seinerseits die Treue hält, erlebt er oft die Wahrheit in Mt 10,36, daß des Menschen Feinde seine eigenen Hausgenossen sind. Die bekehrte Frau leidet um ihres Glaubens willen schwer unter ihrem ungeretteten Mann, Kinder unter ihren Eltern und umgekehrt. Wir werden angegriffen von Nachbarn, von Freunden, von Mitarbeitern im Beruf. Oft sind diese Angriffe mit schweren Verlusten verbunden (Mt 19,29). Die Hebräer erlitten dabei den Raub ihrer Güter mit Freuden (Heb 10,34). Angriffe sind aber dann am schwersten zu ertragen, wenn sie von Mitgläubigen ausgehen. Das erlebten Mose und Aaron, Oft werden leider Diener Gottes von andern zu Unrecht angegriffen. Dieserhalb sind schon viele Tränen geflossen, das kennt der Schreiber dieser Zeilen aus eigener Erfahrung zur Genüge. Heimliche Verdächtigungen, Beschmutzungen, Verleumdungen sind nicht immer so leicht zu überwinden. Ich empfand es einst bitter, als man meinen Dienst am Evangelium als durch dämonische Mächte getrieben hinstellte, um damit dessen Erfolg zu erklären. Was sollen wir in solchen Fällen tun? Moses nachahmen, der betete. Gottlob, wenn wir dann sagen dürfen: „Wir sind nicht von denen, die da weichen, sondern die da glauben und die Seele erretten“ (Heb 10,39).
Glaubende Stäbe. Als Mose und Aaron auf so unerhörte Art angegriffen wurden, warfen sie sich nieder vor Gott und schrien zu Ihm. Mose sagt: „Du, Herr Gott, bist unsere Zuflucht für und für“ (Ps 90). Als man David steinigen wollte, lesen wir: „David stärkte sich in seinem Gott“ (1Sam 30,6; Ps 3,4). Als Petrus und Johannes vor dem Hohen Rat standen, siegten sie im Glauben über ihre Widersacher (Apg 4). Glaubensgebete werden sichtlich beantwortet, das erfuhr Mose damals, als Israel des Wassermangels wegen gegen ihn murrte (2. Mose 15,24 f). Sollte, im Bild dieses Wortes gesprochen, ein „angegriffener Stab“ diese Zeilen lesen, dann suche er nicht menschliche Hilfe, sondern werfe sich nieder im Glauben vor Gott wie Mose und suche Ihn ernstlich im Gebet. Die göttliche Rechtfertigung kommt sicher zur rechten Zeit, und dann stehst du da als:
Sprossender Stab. Wie gründlich Gott Aaron rechtfertigte, wissen wir bereits. Welches ist wohl die beste Rechtfertigung? Frucht, die der Herr durch uns wirken kann! Der Herr sagt: „Dazu seid ihr erwählt, daß ihr hingehet und Frucht bringt und eure Frucht bleibe“ (Joh 15,16). Bitten wir um die Rettung von Seelen, sie ist mit die beste Rechtfertigung. In Ps 1,1.3 wird uns ein schöner Weg der Rechtfertigung gezeigt. Wenn Gott für uns ist, wer mag wider uns sein? (Röm 8,31). Der Stab muß in jeder Form gesehen werden, nicht nur, daß er grünt d. h. Leben hat, er muß blühen, d. h. wir müssen durch unser Leben die Tugenden Christi verkünden. Paulus nennt „grünende Kinder" (Eph 6,1-3), Petrus „blühende Frauen“ (1Pet 3,1-6) und in 1Tim 2,8 werden
,fruchttragende Männer" genannt, die allenthalben heilige Hände aufheben wie Moses. Wahre Herzensumwandlung redet am lautesten und stopft den Mund der Widersacher.
Aufbewahrte Stäbe. Aarons Stab wurde zurück ins Heiligtum gebracht und in der Lade aufbewahrt. Die Lade stellt den Herrn selbst dar, und Er sagt uns: „Bleibet in Mir, und ihr werdet viel Frucht bringen“ (Joh 15,5). Wie der Stab in der Lade blieb, so ist unser Platz allein in Ihm. Gehe nicht nur gelegentlich ins Heiligtum, sondern wohne daselbst, dann hörst du nicht auf, Früchte zu tragen (Jer 17,8).