Was hat uns heute die Bundeslade zu sagen?
Die geistliche Bedeutung der Bundeslade ist so unerschöpflich wie unser hochgelobter Herr, den sie versinnbildlicht. Die Stellung und Bewegungen der Lade geben jedem Leser reichen Stoff zu anregenden und belehrenden Vergleichen zwischen dem Herrn und Seinem Volke.
Die Lade hatte stets die Führung Israels auf seinen Wanderungen (4. Mose 10,33). Sie zog, geleitet durch die Wolkensäule, vor Israel her, um es in das Land der Verheißung zu geleiten. Der gute Hirte zieht vor Seiner Herde her. Im Elsaß sah ich große Schafherden, die zu beobachten recht interessant war. Ging der Hirte, so folgten sie, blieb er stehen, dann blieben auch die Schafe .stehen. Kanaan, das Land der Ruhe, war Gottes Ziel für Israel. Das Volk sollte unter seinem Feigenbaum und Weinstock sitzen und die reichen Güter des Landes genießen. Gott will uns alle zur Ruhe führen. Schon hienieden dürfen wir ruhen von Sünde und Knechtschaft, ruhen an Seiner Brust. Bald aber wird unsere Lade Christus Jesus uns zur ewigen Sabbatruhe droben führen (Heb 4,9).
Die Lade war der Mittelpunkt, um den sich das Leben und Treiben Israels abspielte (Ps 46,5.6). Sie stand mitten im Lager, und die Stämme scharten sich um sie. Inmitten Seines Volkes zu wohnen, war, wie wir schon früher sahen, Gottes Verlangen (2. Mose 25,8). Das ist auch heute noch so. „Wo zwei oder drei sich in Seinem Namen versammeln, ist Er in ihrer Mitte“ (Mt 18,20). Er ist es, der inmitten der Gemeinde wohnt und wandelt (Off 2,1). Israels Kraft beruhte in der Gegenwart der Lade. Vor ihr bebten und zitterten die Völker (1Sam 4,5-7). Freilich aber nur so lange, als Israel seinem Gott gehorchte.
Israels Sicherheit war mit der Lade unlöslich verbunden (Jos 3). Als Israel im Begriff war, den Jordan zu überschreiten, dessen Wasser um jene Jahreszeit bis an die Ufer stieg, bereitete die Lade den Weg und gab dem Volke Sicherheit vor den Fluten. Die Priester trugen die Lade voran, und als sie ihre Füße in den Jordan setzten, teilte sich das Wasser. Mitten im Jordan stand die Lade und ganz Israel zog trockenen Fußes an ihr vorüber. Niemand fürchtete die Fluten, die sich wie Berge auftürmten, das Vertrauen aller in die Lade Gottes war unerschütterlich. Auch unsre Sicherheit ist durch die Lade gewährleistet, ist es doch unser Herr, den sie versinnbildlicht. In Seiner Gegenwart konnten die Löwen wohl einen Daniel beschnuppern, aber nicht töten. Wir sind als Seine Kinder sicher geborgen in der Felsenkluft (2. Mose 33,22). So lange die Lade noch hienieden, d. h. so lange der Herr unter Seinem Volke weilt, dürfen die Gerichtswogen nicht die Welt überfluten, so wenig wie damals der Jordan Israel schaden durfte. Bald aber wird sich die Lade erheben, der Herr wird uns, Sein Volk, ins Kanaan droben nehmen, dann werden die Fluten des Gerichtes die Welt schrecklich überfluten und heimsuchen. Die Lade war das Symbol des Sieges. Sie ging sieben Tage vor Israel her, als das Volk insgesamt dreizehnmal um Jericho zog (Tos. 6,11-20). Bei Gott ist kein Ding unmöglich (Lk 1,37). Er vermag über viel oder wenig zu helfen (1Sam 14,6). David wurde gesagt, wenn er das Rauschen in den Wipfeln der Maulbeerbäume höre, so solle er angreifen (2Sam 5,24.25). Wohl bliesen die Priester beim Angriff Jerichos die Posaunen, doch nicht in das Posaunenblasen setzte das Volk sein Vertrauen, sondern nur auf den Herrn, der auf der Lade zwischen den Cherubim thronte. Wir können wohl im Selbstvertrauen in menschlicher Weise unsere Evangeliumsposaunen blasen und ihren Wohlklang bewundern, aber dadurch fällt kein Bollwerk Satans. Das gibt keinen Sieg über die Feinde, da lacht der Teufel, denn er weiß, daß durch Menschenwerk ihm kein Schaden entsteht, wir aber allein und aus eigener Kraft vergeblich kämpfen (vgl. 1Kor 9,26; 2Tim 2,5).
Die Lade auf einem neuen Wagen (lies 1Sam 6,7-12). Die Philister, die die Hand des Herrn schwer auf sich lasten fühlten (1Sam 5,6), schickten die Lade auf einem neuen Wagen zurück ins Land Israel. Er wurde gezogen von zwei jungen Kühen, die bis dahin noch nie im Joch gegangen waren, und ohne von Menschen geführt zu werden. gingen sie nach Beth-Semes, ohne vom Weg abzuweichen. Das war die Hand des Herrn, die das tat. In diesem Tun dürfen wir Seine Sehnsucht nach Israel erkennen und merken, wie des Herrn Herz Sich nach den
Abgeirrten sehnt. Der Herr zeigt uns das sehr eindrucksvoll in Lk 15. Wie unendlich groß war das Verlangen des Vaters nach seinem Sohne! Als die Lade von den Philistern entführt worden war, sagte man: die Herrlichkeit ist von Israel gewichen (1Sam 4,22). Ein Gleiches erlebte der verlorene Sohn, als er zum Schweinehirt herabgesunken war. Doch der Herr führte nicht nur diesen jungen Menschen ins Vaterhaus, Er liebt und sucht auch heute noch Sein Volk und hilft ihm zurecht (Off 3,20).
Die Lade war das Zeichen von Segnungen (2Sam 6,1-11). Nach dem Gericht über Usa fürchtete sich David, die Lade zu sich zu nehmen, aber das Haus Obed-Edoms wurde durch sie reich gesegnet. Der Heilige, der sonst über der Lade in Silo wohnte, weilte nun auf einer Tenne. Das erinnert uns an das Wort: „Der Ewige wohnt beim Elenden“ (Jes 57,15). Wo man Ihn aufnimmt, fließen die Segnungen in Strömen. Viele berauben sich Seines Segens, weil sie Ihm in Herz und Haus keinen Raum gewähren. Darf ich dich fragen: steht auch dein Haus dem Herrn zur Verfügung wie dort die Tenne Obed-Edoms? Ist der Herr bei dir so daheim wie in Bethanien (Joh 11), oder ist es gar eine Versammlungsstätte wie bei Philemon (Philem. 2)? Gehören Ihm deine Güter wie die Israels, als es zur Mithilfe zum Bau der Stiftshütte aufgerufen wurde?
Die Lade im Zelt Davids (1. Chron. 15,1; 16.1). Erst bereitete David ein Zelt für die Lade. Später brachte er große Opfer, um ihr ein Haus, den Tempel, zu bauen. Doch die Lade im Zelt darf uns eine besondere Wahrheit illustrieren. Das Zelt ist das Zeichen der Fremdlingschaft, und in der Fremde lebte unser Herr, die wahre Lade, in vollkommenster Weise. David durfte der Lade nur ein Zelt bauen, weil er ein Krieger war. Unsere gegenwärtige Stellung ist gekennzeichnet durch die Begriffe Kampf und Fremdlingsschaft. Er ist mit uns als Pilger und hat keine bleibende Stadt (Heb 13,14). Bald aber dürfen wir, wie damals die Lade, die Stiftshütte verlassen und in den Tempel einziehen (Joh 14,2.3).
Die Lade im Tempel (1. Kg. 8). Wir hörten schon, wie David große Vorbereitungen für den Bau des Tempels getroffen hatte, aber erst Salomo durfte ihn errichten. Nach dessen Vollendung zog die Lade ein. Die Stangen zum Tragen wurden nun herausgenommen, weil sie fortan nicht mehr getragen wurde: sie war sozusagen zur Ruhe gekommen, es gab kein Wandern mehr für sie. Das ist ein Hinweis auf das kommende Millennium, das tausendjährige Friedensreich, wo alles Umherirren Israels ein Ende gefunden haben wird (Jes 11,9; Jer 31,2; Hab 2,14). Dasselbe aber ist schon heute für uns eine beseligende Tatsache, denn wir sind der Tempel aus lebendigen Steinen erbaut und haben die Lade in unserer Mitte. Bald wird auch sie zusammen mit uns in das nicht mit Händen gemachte Heiligtum einziehen, um immerdar in seinem Schatten ruhen zu dürfen.