Behandelter Abschnitt Mt 27,55-66
Die Grablegung des Königs. Mt 27,55-66.
Das große Schuldopfer war gebracht. Der Herr hatte Seinen Geist aufgegeben, und auf Golgatha war es still geworden. Tief gebeugt verließ der Hauptmann den Ort mit dem Bekenntnis: „Dieser ist Gottes Sohn gewesen.“ In Unwissenheit hatten sie den Herrn geschmäht (l. Kor. 2, 8).
Einige Frauen blieben zurück (Vers 55-56). Unvergängliche Liebe
verband sie mit dem Gekreuzigten, dem sie nachgefolgt waren und dem sie
mit ihrer Habe gedient hatten (Lk 8,2-3). Sie warteten, um zu sehen,
was mit dem Leib des Herrn geschehen werde. Gott selbst wachte darüber,
daß dieser Leib nur noch in liebende Hände komme; denn die Schrift mußte
erfüllt werden, daß Ihm kein Bein zerbrochen werde (Joh 19,33;
Geheime Jünger.
Die elf Jünger hatten versagt. Alle waren geflohen. Ihr Versagen aber brachte Gott nicht in Verlegenheit; denn plötzlich erscheinen zwei andere Jünger, Josef von Arimathia und Nikodemus. Beide waren Glieder des Hohen Rates. Josef tritt dabei besonders hervor. Er war ein reicher Mann, ein Ratsherr, der in den bösen Rat nicht eingewilligt hatte (Mk 15,43; Lk 23,51). Mutig ging er zu Pilatus und bat um den Leib des Herrn. Das war wie eine neue Anklage gegen Pilatus, der Jesus hatte geißeln und töten lassen, als er sah, wie Josef diesen Gekreuzigten noch im Tode ehrte. Pilatus erkundigte sich beim Hauptmann, ob Jesus wirklich tot sei (Mk 15,44). Was wird wohl dabei unter anderem der Hauptmann erzählt haben? Der arme gewarnte Pilatus hat gewiß schlechte Ostern gefeiert. Die wachehaltenden Frauen schlossen sich nun gern den zwei Jüngern an, um den Leib vom Kreuze zu nehmen (Joh 19,38). Behutsam wurden die großen Nägel herausgezogen und die Dornenkrone beseitigt. Was müssen sie dabei empfunden haben, als Jesu Leib in ihren Armen lag? Mit heißer Liebe erwiesen sie dem König die letzte Ehre. Josef hatte reine Leinwand gekauft, Nikodemus 100 Pfund Salbe. Beide, Josef und Nikodemus, waren durch Christi Tod mutig geworden. Sie achteten auf keinerlei Feindschaft, sondern bekannten sich offen zum Herrn. Laßt auch uns mehr für der. Herrn und Sein Evangelium wagen und Opfer bringen.
II. Das Grab des Königs.
Es war eine königliche Gruft, ganz neu, und in einen Felsen gehauen, ‑ darin ruhte jetzt der Fels „Christus“. Der Herr soll ja im Tode bei einem Reichen sein (Jes 53,9). Das Grab selbst war in einem Garten. Der erste Adam sündigte in einem Garten (Paradies) und verdarb ihn; der zweite Adam aber lag als Folge der Sünde im Garten begraben, machte den Schaden gut und eröffnete dem Schächer (Sünder) das Paradies. Es war ja Ostern und Frühlingsleben, da neues Leben sproßte; aus dieser Felsengruft aber brach unvergängliches ewiges Leben hervor.
III. Der Urheber des Lebens unter den Toten.
Wir staunen, daß der Fürst des Lebens im Staube des Todes liegen soll. Er ist begraben nach den Schriften (1Kor 15,4). Das Grab selbst legte Zeugnis davon ab, daß Er tot war. Die Kreuzigungsgeschichte gibt uns viele Beweise dafür, daß der Herr nicht scheintot, sondern wirklich gestorben war, und daß darum seine Auferstehung Tatsache ist.
Die Soldaten brachen den Schächern die Beine; als sie aber zu Jesus kamen, unterließen sie das, weil sie sahen, daß Er schon gestorben war (Joh 19,3237).
Die Feinde baten Pilatus um eine Wache, das Grab zu hüten, damit die Jünger den Leichnam nicht stehlen könnten. Auch Grab und Wache bezeugen, daß Er wirklich tot war.
Ja, der Herr war gestorben und begraben nach den Schriften. Die Gläubigen aber sind mit Ihm gestorben und auch begraben in Seinen Tod. Sie wünschen Ihm in allem gleichgestaltet zu werden (Phil 3,10). Wie der Herr wollen wir eingehüllt in die reine Leinwand (Gottes Gerechtigkeit) und gesalbt als Mitgestorbene und Mitbegrabene auf den Tag der ersten Auferstehung warten.
Gegenwärtig ist Sein Grab leer, weil Er auferstanden ist. Das erfüllt alle Gläubigen mit lebendiger Hoffnung und nimmt ihnen jede Todesfurcht und jedes Todesgrauen.
IV. Die unermüdliche Tätigkeit der Feinde Christi (Vers 62 bis 66).
Die Feinde ruhten nicht, trotzdem ihr Ziel erreicht war. Sie erinnerten sich der Worte Jesu über Seine Auferstehung. Sie gingen daarum zu Pilatus und verlangten eine starke Wache, damit keiner Zugang zu Ihm habe. Dazu versiegelten sie das Grab. Mit ihrem Grabessiegel aber besiegelten sie erst recht Seine Lehre. All ihre Furcht hatte ihren Grund im schlechten Gewissen über das begangene Verbrechen; denn weder die Jünger hätten Ihn stehlen können, noch die Frauen den Stein beseitigen. Bei alledem dachten sie nicht daran, daß sie gerade durch diese Vorsichtmaßregeln einen der gewaltigsten Beweise für die Auferstehung und den großen Triumph des Herrn gaben
Der neue Sammelplatz.
Bald darauf sollte das Grab der Treffpunkt der Nachfolger Christi werden. Die Salbung mit Spezereien nach der Sitte der Juden war beendet. Indessen, aber harrten die Frauen am Grabe, solange als es ihnen das Gesetz wegen des hereinbrechenden Sabbats erlaubte. Die wollten genau wissen, wo ihr Herr war, um in aller Frühe des ersten Wochentages zur Stätte, da Er lag, zu kommen. Er war die einzige Beschäftigung des Herzens.