Behandelter Abschnitt Mt 27,45-54
Golgatha. Mt 27,45-54.
Unser Wort führt uns in den Mittelpunkt der Leiden Christi. Der Herr litt 6 Stunden am Kreuz, von 9‑15 Uhr. Während der ersten 3 Stunden war es hell, wie andere Tage auch, hingegen herrschte während der letzten 3 Stunden dicke Finsternis über das ganze Land, etwa wie damals in Ägypten, als Israel erlöst werden sollte. Unser Abschnitt ist auch voll Zeichen und Wunder. Nach einem Zeichen vom Himmel hatten die Pharisäer gefragt (Mt 16,1). Nun sollten sie dieses und eine ganze Reihe anderer erhalten; nicht nur das Zeichen des Propheten Jonas, nein, sondern auch sichtbare und fühlbare Zeichen, solche, die ihre Herzen mit Angst erfüllen mußten.
I. Golgatha ist die Stätte der Wunder.
Verschiedene Wunder werden genannt, die wir noch einzeln besehen müssen. 1. Da war Seine Macht, zu retten. "Andere hat Er gerettet!" So spottete man, vergaß aber, daß damit eine große Wahrheit ausgesprochen wurde, und auch das Paradies offen war. z. Eine dicke Finsternis trat ein, mitten am Tage. 3. Der Vorhang im Tempel zerriß von oben bis unten. 4. Als Nächstes wird ein großes Erdbeben gemeldet. 5. Dann wird das Bekenntnis des Hauptmanns erwähnt, der den Herrn durch die Zeichen und Wunder als Sohn Gottes erkannte. Wahrlich, Golgatha ist die Stätte der Wunder. Das Größte von allem aber ist und bleibt, daß Gott Seinen eingeborenen Sohn für uns sterben ließ. Und wo immer diese Wunder von Golgatha auch heute noch verkündigt werden, geschehen Wunder an Menschenherzen.
II. Die dreistündige Finsternis.
Wer vermag sich die Eindrücke auf Golgatha, ja, das Staunen des ganzen Landes vorzustellen, als plötzlich mittags 12 Uhr eine nächtliche Finsternis hereinbrach. Da erschraken die Gewissen. Das war nicht etwa eine Sonnenfinsternis; denn es war ja Vollmond. Die Frommen werden gedacht haben, wenn Gott heute nicht eingreift, dann ist das unbegreiflich. Und siehe, es geschah. Israel sollte erkennen, daß es ein schreckliches Werk der Finsternis begangen hat. Dicke Finsternis umgab den Sohn, als Er für uns in den Riß trat. Dicke Finsternis wird eine der Strafen derer sein, die in der Finsternis ihres Herzens vor dem Richter erscheinen werden.
III. Das vierte Kreuzeswort.
Während der Finsternis herrschte eine tiefe Stille. Plötzlich wurde sie unterbrochen durch einen lauten Schrei: "Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen?" Bis dahin hatte der Herr durch Menschen gelitten, jetzt aber wurde Er von Gott gestraft. Der laute Schrei zeigt die Tiefe Seiner Seelennot, die Stärke Seines Glaubens nd die Sehnsucht nach Seinem Gott. Hier lernen wir, was unsere Sünden verdient haben. Zwischen Gott und Sünde ist keinerlei Gemeinschaft, und da Jesus die Sünden der Welt am Kreuze trug, kam Er in solch tiefe Not. Hier ist das Zentrum aller Leiden Christi, hier hat Seine Seele gearbeitet, hier rief Er, aber Gott antwortete nicht (Ps 22,3). Hier waren Ihm die Wasser bis an die Seele gestiegen (Ps 69). Das war der hohe Preis, den Er für die Versöhnung zahlte.
IV. Unglaublich, aber doch wahr.
Reges Treiben herrschte auf Golgatha während der ersten 3 Stunden unter allen, die dort waren. Der Spott fand kein Ende. Aber auch der Herr selbst war auf dem Kreuze viel beschäftigt. Kaum war das Kreuz aufgerichtet, da tat Er Fürbitte, rettete den reuevollen Schächer, und sorgte für Seine Mutter. Daß aber nach der Finsternis der Spott der Juden noch einmal einsetzen sollte, erscheint unglaublich, und doch berichten es die Verse 47‑49. Das ist die Frucht von Herzensverhärtung.
V. Der letzte Schrei (Vers 50).
Die Sühnung war getan. Der Herr durfte ausrufen: "Es ist vollbracht!", und so konnte Er wiederum zum Vater gehen. Der laute Schrei zeigt, daß da keine Entkräftigung war; denn Er gab Sein Leben freiwillig dahin. Der Herr hatte Sein letztes Wort gesprochen; doch siehe, da redete Gott nochmals durch Wunder; diese waren:
VI. Das Zerreißen des Vorhangs (Vers 51).
Das war einzig und allein Gottes Tat; denn dadurch hatte Er einen neuen Weg geöffnet (Heb 10,19-22). Daß sich später so viele Priester bekehrten, ist wohl diesem Wunder zuzuschreiben (Apg 6,7). Erschreckend muß es für die amtierenden Priester gewesen sein, als der Vorhang zerriß, der Weg ins Allerheiligste offen war und sie nicht starben (3. Mose 16, z. 13). Das war ein Zeichen dafür, daß das Zeremonialgesetz aufgehoben war, weil Er es eben erfüllt hatte. Christi Opfer war angenommen.
VII. Das Erdbeben.
Da wankte alles, nur das Kreuz nicht. Als das Gesetz kam, bebte der Sinai, und als der Gesetzgeber das Gesetz durch Seinen Tod befriedigte, bebte die Erde wieder. Das war ein Schrecken für die Mörder. Dadurch lenkte Gott aller Aufmerksamkeit auf Seinen Sohn. Alles zusammen zeigt die Schrecklichkeit der Sünde, aber auch die geradezu unfaßliche Liebe Gottes, die nicht müde wird, den Sünder durch jedes denkbare Mittel von seinen Sünden zu überführen.
VIII. Die Gräber öffneten sich.
Der große Wundertäter war in Seinem Tode von Wundern umgeben. Die offenen Gräber verkündigten Jesu Sieg über den Tod (Heb 2,14,15; 1Kor 15,55-57). Vers 53 muß alle mit Entsetzen erfüllt haben. Bald werden sich wiederum die Gräber öffnen (1Thes 4,16), vielleicht erlaubt dann Gott Ähnliches wie in Vers 53.
Die Frucht solcher Wunder, und vor allem solchen Sterbens, mußte sich zeigen. Der Schächer tat Buße und nahm seinen Messias auf. Der Hauptmann glaubte und bekannte den Herrn als Sohn Gottes.