Behandelter Abschnitt Mt 27,31-44
Die Kreuzigung unseres Herrn. Mt 27,31-44.
Der schrecklichen Verspottung folgt noch der letzte Akt aller Leiden. Nun sollte der Herr den Rest des bitteren Leidenskelches trinken, vor dem Ihm so bangte, ‑ doch Er trank ihn willig im Gehorsam zum Vater. Begleiten wir den Herrn im Geiste auf Seinem Wege ans Kreuz.
I. Simon von Kyrene.
Nun erst wird das Lamm zur Schlachtbank geführt (Jes 53). Der Herr war durch all die furchtbaren Leiden körperlich erschöpft, besonders durch die Geißelung, die Seinen ganzen Leib zerfleischt hatte. Jeder Verurteilte hatte sein Kreuz selbst zu tragen. Da wohl die Peiniger fürchteten, daß der Herr an Erschöpfung sterben könnte, zwangen sie Simon von Kyrene, Ihm das Kreuz zu tragen. Ja, Simon trug es gezwungener Weise, der Herr aber trug es freiwillig. Ach, wo blieb jener andere Simon (Petrus), der alles Leid mit Jesu tragen wollte? Welchem Simon gleichen wir‑ wenn es gilt ein Kreuz zu tragen?
II. Am Richtplatz.
Golgatha, die Schädelstätte, war erreicht. Hier sollte das Lamm
geschlachtet werden. Nicht in der Stadt, doch nahe bei ihr (
III. Vor dem Kreuz.
Der Herr stand vor dem Kreuz, und man bot Ihm jenes betäubende Getränk an, doch Er verweigerte es. Er wollte nicht wie berauscht in den Tod gehen, sondern den Kelch des Zornes Gottes ungemindert trinken.
Dann folgte die eigentliche Kreuzigung, die von keinem der Evangelisten beschrieben wird, ‑ weder das Annageln noch diese Qualen zu erzählen. Dazu gibt die Weissagung wie Ps 22,69; Jes 53 die furchtbarsten Schilderungen. Es ist bekannt, daß der Kreuzestod der schrecklichste ist. Entblößt und also öffentlich zur Schau gestellt, verbunden mit unsagbaren Qualen, hing unser Herr dort für uns. Die unnatürliche Lage des Gekreuzigten, denn das ganze Körpergewicht hing in den Wunden, machte es um so schlimmer. Und das ist der Preis, den der Herr zahlte, um uns zu Gott zu führen.
IV. Sie zogen Ihm die Kleider aus.
Damit wurde Ps 22,18 erfüllt. Auf Seine eigenen Kosten hin gab Er uns Seine Kleider, um unsere Blöße, die wir duch die Sünde erhielten, zu decken. Die Decke im Paradies war nur vorübergehend (l. Mose 3, 21), jetzt aber gab Er Seinen Rock ohne Naht, das tadellose Kleid her. Nur auf diesem Wege wurden uns die Kleider des Heils zuteil (Jes 61,10). Am Kreuze trug der Herr keine Kleider, sondern unsere Sünde und Blöße.
V. Die Überschrift.
Pilatus schrieb diese vielleicht, um die Juden, die ihn zu dieser Tat getrieben hatten, zu reizen. Verbrechern wurde eine Beschuldigungsschrift gegeben, die sie vor allen hertragen mußten, damit alle den Grund ihrer Todesstrafe sähen. Dieses öffentliche Anklageschild, das von allen gelesen werden konnte, benützte Gott, um den Messias anzuzeigen (Mk 15,26; Lk 23,38; Joh 19,19). Der, der gekreuzigt wurde, war König. Somit waren sie des Todes ihres Königs schuldig. Wenn Er wiederkommen wird, erscheint Er als Israels König (Sach 12,10; Apg 15,14-17; Off 11,15; 17,14). Eine Wahrheit, die heute genau so energisch abgelehnt wird, wie damals. Pilatus schrieb die Überschrift in 3 Sprachen. Alle, die vorübergingen, konnten sie lesen.
VI. Der Hohn brach Ihm das Herz.
In Ps 69,21 steht geschrieben: "Der Hohn hat mein Herz gebrochen."
Die Verse 39-44 zeigen die Fülle von Hohn, womit Er überschüttet wurde.
Dabei werden 5 Klassen genannt. 1. Die Vorübergehenden. Obwohl sie dort
nichts zu tun hatten, mußten sie gaffen, lästern und spotten (
VII. Unter die Übeltäter gerechnet (Vers 44).
Es mußte die Schrift erfüllet werden. Die zwei Mörder wurden mit Ihm gekreuzigt, um noch mehr Schande auf den Herrn zu bringen. Jesus in der Mitte, ‑ um damit zu sagen, daß dieser der Schlimmste unter ihnen sei (Jes 53,12). Aber gerade einen dieser Übeltäter durfte der Herr als erste Siegesbeute heimbringen. Drängt sich uns da nicht die bekannte Frage auf: "Das tat ich für dich, was tust du für mich?"