Behandelter Abschnitt Mt 26,36-46
Mt 26,36-46. Gethsemane.
Gethsemane heißt Ölpresse, und damit ist schon in einem Wort alles Folgende gesagt. Gethsemane ist das furchtbare Eingangstor zu den sühnenden Leiden Christi. Hier gilt es: Ziehe deine Schuhe aus"; denn nur in solch innerer Einstellung erlangen wir den uns zugedachten Segen. Ganz gleich, wohin hier das Auge blickt, überall sieht es Erstaunliches.
I. Das Gebet des Herrn.
Wir haben eine Anzahl Gebete vom Herrn in den Evangelien, aber aus allen tritt dieses in Gethsemane besonders hervor. Das Gebet war:
1. Einsam. Der Herr war oft nach Gethsemane zum stillen Gebet gegangen (Joh 18,1) und hatte sich in der Einsamkeit der Nacht erquickt. Wohl wählte Er sich 3 Seiner Vertrautesten aus, die mit Ihm gingen, diese aber schliefen. Einst waren sie Zeugen Seiner Herrlichkeit (Mt 17), nun sollten sie Zeugen Seiner Qualen sein (Klage. 1, 12). Der Herr mußte die Kelter allein treten. Er betete, die Jünger aber schliefen. Noch heute wünscht Er, die Seinen in den stillen Gebetskampf zu führen, aber wo sind diejenigen, die auf heiliger Wacht stehen? (Ps 134.)
2. Demütig. Der Herr kniete nieder, ja mehr, Er fiel auf Sein Angesicht. Die Prophetie sagt, daß Er ein Wurm war und kein Mensch (Ps 22,6). Seine ganze äußere Haltung gibt gleichzeitig Einblicke in Seine innersten Empfindungen. Die Schrift nennt auch einige andere Beispiele demütigen Betens (Ps 95,6; 1Kön 18,42; Sera 9, 5; Hiob 4,4; Dan 6,11; Eph 3,14). Der 102. Psalm ist der Gethsemanepsalm.
3. Kindlich. Wir hören die lieblichen Worte: "Vater, Mein Vater, Abba Vater" (Mk 14,36). Dieses kindliche Vertrauen hat der Herr keinen Augenblick verloren. Bei Ihm zeigt sich in jeder Lage jenes "Dennoch des Glaubens".
4. Ernstlich. "Er betete" und wiederum "Er betete heftig". Der Herr hat nie anders als ernst gebetet; aber hier, da die Schatten des Kreuzes und die ganze Macht der Finsternis Ihn umgaben, betete Er so ernst, daß Sein Schweiß wie große Blutstropfen wurde, die auf die Erde fielen.
5. Ausharrend. Er betete dreimal dieselben Worte. Ähnliches tat Paulus (2Kor 12,8). Beide, der Herr und Paulus, erhielten die nötige Kraft von Oben, Gott zu verherrlichen.
6. Ergeben. "Nicht mein, sondern dein Wille geschehe." Der Herr hat nicht nur gelehrt, nach Gottes Willen zu beten (1Joh 5,14-15), sondern hat es auch selbst getan.
II. Der große Beter. Große Beter finden wir öfters in der Schrift: z. B. Abraham, Moses, Hanna, Samuel, David, Daniel, Paulus u. a. Aber wer ist dieser Beter von Gethsemane?
1. Der Sohn Gottes. Der, der in des Vaters Schoß war (Joh 1,18), durch und für den alle Dinge geschaffen sind (Kol 1,16-19). Hier fleht Er als der Allerbedürftigste in heftigem Gebet. Er ringt, wie keiner vor noch nach Ihm.
2. Der Menschensohn. Um für Menschen leiden
und sterben zu können, mußte Er Fleisch werden (Joh 1,14;
III. Die Ursachen Seines heftigen Betens und heißen Ringens.
Da werden eine Anzahl genannt.
1. Die furchtbare Last der Sünde. Joh 17 enthält das hohepriesterliche Gebet, und hier bringt Er das hohepriesterliche Opfer (Heb 5,7-8). Er sprach zu den Jüngern wie einst Abraham "bleibet ihr hier" (1. Mose 22,5). Diesen Weg mußte und konnte Er nur allein gehen. Als Lamm Gottes nahm Er die Schuld auf sich (Joh 1,29; Jes 53,6). Er mußte die Schuld aller zahlen (Ps 69,5), und der bessere Bürge für alle sein (Heb 7,22).
2. Die Macht Satans (Lk 22,53;
3. Die Gewalt des Todes (Lk 22,44). Der Herr rang mit dem Tode und überwand ihn. Gläubige sind darum nicht mehr Knechte der Todesfurcht (Heb 2,15; 2Tim 1,10). Hier ist der heißeste Todeskampf ausgefochten worden.
4. Die Schrecken des Kreuzes. Die Stunde, vor der Ihm bangte, nahte (Joh 12,27). Der Herr kannte die ernsten Weissagungen über das Kreuz. Man denke an einige Schriftstellen wie Ps 22,69 und Jes 53. Hier sollte die Ölpresse zur vollen Anwendung kommen und den Heiligen zermalmen.
III. Die Erhörung dieses heißen Gebetes.
In Heb 5,7 steht: "und Er wurde erhört". Worin bestand diese Erhörung? Nicht darin, daß Er vom Kreuz verschont blieb, dafür war Er ja nicht in die Welt gekommen, sondern in anderer Weise.
1. Ein Engel stärkte Ihn. Damit bezeugte der Vater die Erhörung. Vermöge dieser Stärkung verließ der Herr den Garten und ging wie ein Held Seinen Feinden entgegen, die vor Ihm ohnmächtig zu Boden fielen.
2. Er wurde befreit von Angst und Not. Er betete nicht, vom Tode, sondern aus dem Tode gerettet zu werden. Die Erhörung bestätigte sich am Auferstehungsmorgen. Siegreich ging Er hervor und triumphierte über alle Feinde.
3. Sein Verlangen "Dein Wille geschehe" wurde erfüllt. Die Menschheit zu erlösen, war Alleinzweck Seiner Fleischwerdung. Und diesen Dienst, von dem Satan Ihn auf allerlei Weise abhalten wollte, hat Er vollendet.