Behandelter Abschnitt Mt 22,41-46
Was dünkt euch um Christus? Mt 22,41-46.
Christi zahlreiche Gegner waren am Ende ihres Wissens. Alle ihre Bemühungen, den Herrn durch verzwickte Fragen in eine Falle zu locken, waren erfolglos. Pharisäer, Sadduzäer, Herodianer und Gesetzesgelehrte waren der Reihe nach geschlagen worden. Sie konnten den Herrn durch keine ihrer spitzfindigen Fragen fangen, Er jedoch hatte diese "klugen" Herren zum Schweigen gebracht. Nach Vers 46 zu schließen, war das die letzte Begegnung Jesu mit den Pharisäern. Diese letzte Gelegenheit nahm Jesus wahr, den Männern, die auf Moses Stuhl saßen und die sich berufen fühlten, andere zu lehren, die wichtigste aller Fragen zu stellen (Vers 42). Die Gegner hatten den Herrn mit allerlei Fragen im Gesetz versucht, nun prüfte sie der Herr in den Propheten. Dazu bediente Er sich nur des 110. Psalmes, und schlug sie so gründlich, daß sich keiner mehr unterstand, Ihn weiter um etwas zu fragen. Die nächste Begegnung fand erst wieder vor Kaiphas statt (Mt 26,57). Indessen war das Passahfest nahe. Ehe des Passahlamm aber geschlachtet werden konnte, mußte es 14 Tage zur Beobachtung aufbewahrt werden, und erst nachdem es fehlerlos erfunden wurde, konnte es als Opfer geschlachtet werden. So geschah es in Wahrheit mit dem Herrn, der das wahre Passahlamm ist. Er wurde von allen Seiten geprüft, doch niemand konnte Fehlerhaftes an Ihm entdecken.
I. Die Frage des Herrn
Was dünkt euch um Christus, wessen Sohn ist Er? Hier liegt der Schwerpunkt, wie das auch die gleiche Frage in Mt 16,15 zeigt. Die Pharisäer waren schnell bei der Hand, indem sie sagten: "Davids Sohn." Ihre Antwort war richtig, wie die Hl. Schriften dies klar zeigen. Sie berührt jedoch nur eine Seite der Wahrheit über Christus, nicht aber den Kern der Frage. Darum fragte sie auch der Herr, wieso Er dann auch Davids Herr sein könne (Vers 43). Es ist zu allen Zeiten die Art des religiösen und natürlichen Menschen gewesen, sich am Kern der Christusfrage vorbeizudrücken. - Darum bleibt ihm die Tatsache, daß Christus Sohn und Herr Davids ist, ein unlösbares Rätsel. Für die Pharisäer blieb sie eine offene Frage. Die Jünger (die von den Pharisäern als Laien und ungelehrte Leute betrachtet wurden) trafen mit ihrer Antwort: "Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes" das Rechte. Diese Antwort konnte der Herr auch von den Pharisäern erwarten, da sie die Schriften kannten (Ps 2,7; 1Chr 17,13). Aber sie wollten nicht an Ihn glauben. Der Herr zeigt, wie der Christus beides ist, nämlich Davids Sohn dem Fleische nach, und Davids Herr dem Geiste nach. Er ist es:
II. In bezug auf Seine Person.
Wir sahen, daß der Herr Davids Sohn und Herr ist, also beides in einer Person.
a) Er ist Davids Sohn.
Dieses nachzuweisen war nicht schwer, das bezeugt das Geschlechtsregister. Das wußten alle. Volksmenge und Kinder hatten es eben auf offener Straße und im Tempel gesungen (Mt 21,9, 15). Es war also kein Geheimnis. Der Herr war Mensch, das zeigt Seine Geburt vom Weibe (Gal 4,4, 5). Er wuchs wie ein anderer Mensch (Lk 2,52). Er hatte Bedürfnisse wie andere Menschen; denn Er war müde, hungrig und durstig, und empfand Freude und Leid. Er war in allem den Brüdern gleich.
b) Er ist Davids Herr.
Also Sohn Gottes. Das zeigt die Schrift in vieler Hinsicht. Er ist es, denn:
Er ist von Ewigkeit her und besitzt die Herrlichkeit von Ewigkeit. Alle Engel dienen Ihm und beten Ihn an (Joh 17,5; vergl. Jes 6,1-3 mit Joh 12,41; Micha 5,2; Heb 1,6).
Er ist es in Seinen Werken. Als Schöpfer und Erhalter des ganzen
Universums; denn alles besteht durch Ihn und ist in Seiner Hand (
Groß ist, daß dieser Christus beides ist: "Gott und Mensch" (
III. In bezug auf Seinen Namen.
Der Name Christus heißt der Gesalbte. Er ist von Gott gesalbt (Jes 61,1; Mt 3,16; Apg 10,38). Der Name "Christus" ist meistens mit dem andern, dem Namen "Jesus", verbunden, und als dieser kam Er, zu retten (1Tim 1,15). Unter diesem mächtigen rettenden Namen wird Er allen verkündigt (2Kor 4,5; 1Joh 1,2).
Er hat noch viele andere hohe und erhabene Namen. Er wird der
mächtige Gott genannt (Jes 9,6). Immanuel, Gott mit uns (Jes 7,14;
Mt 1,23). Ferner heißt Er der Herr unsere Gerechtigkeit (Jes 33,6).
Er heißt auch Gott (Joh 1,1; Apg 20,28) und Gott über alles (
IV. In bezug auf Sein Werk.
Mit dem herrlichen Namen "Jesus Christus" ist auch Sein Werk
verbunden. Sein Werk ist zuerst ein Rettungswerk (Mt 1,21;
V. Was dünkt uns von diesem Christus?
Dieser große Mächtige hat Forderungen an die Menschen, und zwar nicht nur damals, sondern auch heute. Israel nahm Ihn nicht auf. Haben wir Ihn aufgenommen und uns Seiner Herrschaft unterstellt (Mt 11,29)? Ist Er unser alleiniger Lehrer (Jes 48,17)? Erweisen wir uns als Seine Erkauften (1Kor 6,19,20)? Die Pharisäer verweigerten Ihm diese Rechte.