Behandelter Abschnitt Mt 19,16-30
Einer wagt es. Mt 19,16-30.
Der entscheidende Moment im Leben des reichen Jünglings war gekommen. Offenbar hatte der Herr sein Herz tief erfaßt. Ein Ruck und er befreite sich von seiner Umgebung, eilte zum Herrn und warf sich zu Seinen Füßen nieder.
I. Ein schönes Bild.
Selten denken Reiche an den Herrn und ans ewige Leben, und am wenigsten in der Jugendzeit. Gewinn, Genußsucht und Ehre sind ihre Interessen. Dieser Jüngling war dazu ein Oberster (Lk 18,18). Obwohl er das Gesetz nach bestem Gewissen beobachtete, fühlte er doch einen inneren Mangel. Daher kam er zum Herrn. Achten wir darauf, wie er zu Ihm kam.
Sehr eilig; denn er lief zum Herrn. (Eile, rette deine Seele!)
Sehr ernst und demütig; denn er fiel nieder (Mk 10,17).
Sehr bekümmert; denn er fragte: Was soll ich tun, daß ich das ewige Leben ererbe?
II. Die wichtigste Frage.
Der Jüngling fühlte, daß mehr als bloßes Beobachten des Gesetzes nötig sei, um selig zu werden. Darum stellte er die Frage: "Was soll ich tun, daß ich das ewige Leben ererbe?" Er verlangte also nach dem ewigen Leben. Obwohl er ein Gesetzesgelehrter war, so war er doch, wie viele andere seinesgleichen, bis zum heutigen Tage höchst unwissend in bezug auf das ewige Leben. Er fragte, was soll ich tun? Noch keiner hat ewiges Leben durch eignes "Tun" erlangt (Joh 3,14-16; Röm 6,23). Menschen, die aus Gesetzeswerken selig werden wollen, muß der Herr zum Gesetz schicken. Das Gesetz bewirkt Sündenerkenntnis (Röm 3,19-20; 7,7), es ist vollkommen und heilig (Röm 7,12); aber retten kann es nicht. Der Jüngling konnte auf des Herrn Frage zunächst eine befriedigende Antwort geben (Vers 17-18), dennoch kannte er weder sich selber, noch das Gesetz.
III. Die durchrichtende Antwort.
Den groben Auswüchsen der Sünde hatte der Jüngling widerstanden, darum fragte er erstaunt den Herrn: "Was fehlt mir noch?" Was aber antwortete ihm der Herr?
1. "Eins fehlt dir." Das Zwiegespräch zeigte, daß er ein Götzendiener war; denn er liebte das Geld. Geldliebe ist die Wurzel alles Übels und Abgötterei (1Tim 6,10; Eph 5,5). Ihm fehlte somit die Erfüllung des allerersten Gebotes.
2. Verkaufe alles, was du hast." Das war hart für ihn, weil er viele Güter hatte und daran gebunden war. Damit zeigte er, daß er dieses Leben mehr liebte als das ewige.
3. "Gib es den Armen." Also den Nächsten lieber haben als sich selbst! Auch hier versagte er. Jüngerschaft fordert alles!
4. "Komm und folge mir nach." Des Herrn Forderung umfaßte sein Geld, seine Stellung und seine Laufbahn. Dazu soll er noch einem folgen, der so arm ist, und nicht hat, da Er Sein Haupt hinlege.
5. "Du wirst einen Schatz im Himmel haben." Neben den Forderungen gab ihm der Herr auch reiche Verheißungen, Schätze im Himmel. Hierfür fehlte ihm der Glaube.
IV. Gänzliches Versagen.
Wie schrecklich eine einzige Gebundenheit sein kann, zeigt dieses Wort. Der Jüngling sollte sich vom Zeitlichen trennen, um Ewiges zu ererben. Des Herrn Forderung offenbarte sein völliges Versagen, so daß sein Ernst und seine Besorgnis schmolzen wie Schnee an der Sonne. Plötzlich zeigte sich, daß ihm alles fehlte, nämlich Erkenntnis, Glaube an den Herrn, ein neues Herz und Selbstverleugnung. Alles scheiterte an der Geldliebe!
V. Er ging traurig davon.
Alle, die vom Herrn weggehen, sind traurig; aber alle, die mit Ihm wandeln, sind fröhlich (Apg 8,39). Wohin aber ging er? Zurück zu den leeren Formen, den löchrigen Brunnen, zuletzt zu seinem Grab und zum Gericht. Und das alles ohne ewiges Leben. So erfreulich das Bild anfänglich war, so trostlos ist es am Ende. Er kam suchen, ernst, demütig, jedoch wie ging er davon? Er wollte beiden, Gott und dem Mammon dienen, und das ist unmöglich (Mt 6,24). Er war mal sehr nahe und doch weit entfernt. Darum sagt der Herr: "Erste werden Letzte sein."
VI. Ein hartes Wahrlich (Vers 25).
Es ist unmöglich, selig zu werden, ohne auf Jesus zu vertrauen. Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als Reiche in das Reich Gottes. Nur Er ist die Tür, das Leben und das Heil. Vor Gott gilt nur ein Werk, und das ist das Opfer Christi und die Annahme desselben. Aus Gesetzeswerken wird kein Fleisch selig.
VII. Erschrockene Jünger (Vers 25).
Petrus fragt: "Herr, wer kann dann selig werden?" Menschlich gesprochen keiner, aber bei Gott sind alle Dinge möglich. Er kann den Schlimmsten retten. Dabei denkt Petrus an seine und seiner Brüder Bekehrung. Herr, wir haben alles verlassen, wir haben Deine Forderungen erfüllt. Wir haben Haus, Beruf und Familie verlassen, was wird uns dafür? Sie hatten im Vergleich zum reichen Jüngling nicht viel, was sie verlassen konnten, aber es war doch alles. Liebe zum Herrn und nicht Lohn bewog sie zur Nachfolge, denn was konnte ihnen der Herr geben?
VIII. Der Lohn der Jesusnachfolge.
Er ist sehr groß und vielseitig. Groß war die Drangabe, aber größer der Lohn. Die Jünger sollen mit dem Herrn im Reiche herrschen und auf 12 Thronen sitzen, Seine Mitregenten sein. Die, die Seine Schmach tragen, erhebt Er dereinst zu höchster Ehre.
Solche, die Häuser, Äcker, Verwandte usw. drangeben, sollen alles hundertfältig zurück erhalten.
Sie sollen das ewige Leben haben.
Sie sollen einen Schatz im Himmel haben. Es lohnt sich, dem Herrn zu folgen und Seinetwegen alles dranzugeben!