Der Wert der Seele. Mt 16,26.
Der Text zeigt große Gegensätze. Eben hatte der Herr von Seinen
baldigen Leiden gesprochen. Er war gekommen, um Sein Leben (im Griech.:
Seele) als Lösegeld für die Sünde zu geben (Mt 20,28). Von diesem
Vorhaben wollte Petrus unbewußt den Herrn abhalten. Bei dieser
Gelegenheit zeigt der Herr, daß der wahre Wert des Lebens nicht im
Gewinn der Welt und ihrer Schätze, sondern im Verzicht darauf und in der
Selbstverleugnung besteht. Wir sind also nicht für die vergängliche
Welt, sondern für Seine ewige Herrlichkeit bestimmt (Joh 17,16,24).
Der hier gebrauchte Ausdruck "Seele" bezeichnet den ganzen Menschen (1. Mose 46,26). Der Mensch ist eine lebendige Seele (1. Mose 2,7;
I. Der unvergleichliche Wert der Seele.
Dieser besteht:
1. In ihrer hohen Einschätzung. Der Herr betrachtet die Seele des Menschen wertvoller als die ganze Welt. Darum gab Er Seine Seele als Lösegeld für sie. Ihr Wert besteht:
2. In ihrer Herkunft. Dem, aus dem Staub der Erde kunstvoll
gebildeten Leib (Ps 139,14), blies Gott Seinen Odem ein (
3. In ihrer Bestimmung. Die Seele ist von und für Gott geschaffen. Darum soll der Mensch Gott mit ganzer Seele lieben. Sie ist zum Lobe Gottes da, darum fordert der Psalmist seine Seele zum Lobe auf. Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiß nicht, was Er dir Gutes getan hat (Ps 103).
4. In ihrer Befähigung. Wie der Leib viele Glieder zu allerlei Tätigkeiten hat, so besitzt die Seele viele Befähigungen. Da sind die Neigungen zum Guten (Röm 7,19), das Wohlgefallen an dem Gesetz Gottes (Röm 7,22), das Verlangen und der Durst nach dem lebendigen Gott (Ps 84,2) usw. Das alles sieht man so recht beim Kinde, dessen Gemüt offen ist für das Göttliche.
5. In ihrer Umworbenheit. Zwei Mächte ringen um die Seele. Ihr Schöpfer "Gott", und Satan, der den Menschen betrog und nun gewaltsam festhalten und verderben will. Gott hat alles zu ihrer Rettung getan; denn Er will nicht den Tod des Sünders (Hes 18,32; 2Pet 3,9). Auch Satan wirbt heftig um sie (2Kor 4,3-4; 1Pet 5,8).
6. In ihrer Unvergänglichkeit. Der Leib währt 70-80 Jahre (
II. Das reiche Angebot Satans für die Seele.
Die ganze Welt. Einst bot er Jesus alle Reiche der Welt für den Preis Seiner Unterwerfung unter ihn an (Mt 4,8). Dieselbe Welt, deren rechtmäßiger Besitzer er nicht einmal ist, und die er nicht einmal zu vergeben hat, bietet er auch den durch seine List betörten Menschen an, die die Seele aber nicht befriedigen kann.
Ihre Reichtümer genügen der Seele nicht. Der Reichtum betrügt nur. Oft greifen Reiche zum Selbstmord.
Ihre Ehre bringt die Seele auch nicht zur Ruhe. Weder der Ruhm auf Schlachtfeldern oder Sportplätzen, noch Größe in den Reihen der Wissenschaftler kann sie befriedigen.
Ihre Vergnügungen sind nur eine Fata Morgana und lassen die Seele leer. Das alles ist nur eine vergebliche Jagd nach Glück, ein Haschen nach Wind (Pred 2,3-11).
Alles, was aber auch ein Mensch je von der Welt gewinnt, kostet ihn den hohen Preis seiner Seele. Satan verschweigt, daß die Welt und ihre Luft vergehen (1Joh 2,17).
III. Die große Gefahr, in der sich die Seele befindet.
Wie der Mensch einst im Paradies durch Satans List dem Tode verfiel, so fallen noch heute unzählige der Lockspeise "Welt" zum Opfer und entscheiden sich für sie und damit dem Verderben. Wodurch verliert der Mensch seine Seele? a) Durch das Erwählen der Welt (1Joh 2,15-17; Heb 11,25). b) Durch seinen Unglauben (Ps 14; Lk 12,20). c) Durch Gleichgültigkeit. Viele glauben an Gott und Ewigkeit, verharren aber in der Sünde und gehen verloren (Spr 29,1). d) Durch das Verwerfen des angebotenen Heils (Heb 2,3). e) Durch Festhalten an der eigenen Gerechtigkeit, die dem Gewand jenes Mannes in Mt 22,12 gleicht.
IV. Ihre unmögliche Wiederherstellung.
Der Herr fragt: Wie kann der Mensch seine Seele wieder lösen? Gewinn der Welt bedeutet Verlust der Seele. Als der erste Mensch die von Satan angebotene Frucht angenommen und gegessen hatte, sah er sich betrogen und verkauft (1. Mose 3,13b) und war fortan außerstande, seine Seele zu lösen. Und wenn der arme Mensch, der für den Gewinn der Welt seine Seele hergegeben hat, den Schaden erkennend, die Welt wieder für seinen Seele zurückgeben möchte, so würde das umsonst sein. Niemand kann seine Seele wieder lösen. Da ist es gut, daß der Sohn des Menschen seine Seele nicht hergab für die Reiche der Welt, wohl aber als Lösegeld für viele (Mt 20,28).
Wie kann nun ein Mensch seine Seele retten?
1. Wenn er zu dem einzigen Lösegeld, dem Blute Christi, im Glauben greift und diesen hohen Preis anerkennt (1Pet 1,18).
2. Wenn er dem Verderben der Welt entflieht (2. Petr. 14b) und, wie ein Lot aus Sodom, aus ihr ausgeht (1. Mose 19) und zurückkehrt zu dem Hirten seiner Seele (1Pet 2,25).
3. Wenn er sich enthält der fleischlichen Lüste, die wider die Seele streiten (1Pet 2,11). Solche tragen den größten Gewinn davon, das ist die Errettung ihrer Seele (1Pet 1,9).