Behandelter Abschnitt Mt 13,47-54
Das Netz. Mt 13,47-54
Öfters redet die Schrift von Netzen. So wurden die Jünger von den Netzen hinweggerufen, um Menschenfischer zu werden (Mt 4,19). Angesichts des vollen Netzes kam Petrus zur wahren Selbsterkenntnis, indem er zum Herrn sagte: „Gehe von mir hinaus, ich bin ein sündiger Mensch“ (Lk 5,8). So demütigten ihn die reichen Segnungen. Und wiederum war es anläßlich eines gefüllten Netzes, daß derselbe Petrus seine Wiederherstellung erfuhr, und endlich zum großen Zweck seiner Berufung gelangte, ein Menschenfischer wurde, der bald volle Netze Fische einzog (Joh 21). Ganz am Ende haben wir´s nun nochmals mit einem Netz zu tun. Es ist das letzte Netz, das ausgeworfen wird und in welchem sich auch viele Fische, faule und gute, befinden. Das Netz umschließt also alles, was in sein Bereich kommt, und fängt es ein. Beschäftigen wir uns nun noch kurz mit diesem letzten Gleichnis, sowie mit dem Schluß des Kapitels.
Stille Belehrung.
Die letzten drei Gleichnisse sprach der Herr allein zu den Jüngern, sie waren also nicht für die Volksmenge bestimmt. Es gibt Wahrheiten nur für Eingeweihte; denn die, die Ihn nicht kennen, besitzen kein Verständnis dafür. Erst gilt es alles zu verlassen, erst dann verstehen sie Seine Gedanken. Der Herr belehrte also nur Seine Jünger über Israel, der Gemeinde Zukunft, sowie über das Ende im allgemeinen. Aber auch über diese Dinge erhielten die Jünger später noch vermehrtes Licht, man denke an Petrus im Hause des Kornelius (Apg 10). Wie staunte er, als er sah, daß Gott auch auf die aus den Nationen den Hl. Geist ausgoß. Die andern aber sollen erst Jesus aufnehmen, dann verstehen sie Seine Gedanken.
II. Was bedeutet das Netz?
Unter dem Netz haben wir im allgemeinen an alle Rettungsversuche Gottes durch das Evangelium zu denken, hier aber im besonderen an das Evangeliumdes Reiches, das in den Endtagen vom treuen Überrest gepredigt werden wird (Mt 24,13,14). Das Gleichnis vom Netz folgt dem der kostbaren Perle. Wenn die Perle (Gemeinde) hinweggenommen sein wird, dann folgt im speziellen die Erfüllung dieses Gleichnisses. Auch heute wirft die Gemeinde das Netz des Evangeliums der Gnade aus, bis daß die Vollzahl aus den Nationen eingegangen sein wird und dann ist ihr Dienst vollendet. Nach der Entrückung wird wiederum das Netz ins Meer (Völker) geworfen. Nochmals wird den Völkern besondere Gnade angeboten, und wie reich die Frucht sein wird, zeigt Off 7. Noch einmal geschieht ein großes Sammeln, sowohl aus Israel, als auch aus den Völkern. Furchtbar wird das Tier (Antichrist) in jenen Tagen wüten. Alle müssen dasselbe anbeten, aber die Menschheit wird besonders davor gewarnt, und auf die schrecklichen Folgen der Tieranbetung hingewiesen (Off 14). Dieses Auswerfen wird also nach der Entrückung stattfinden, während der großen Drangsalszeit, bis zur Erscheinung Christi.
III. Die große Scheidung.
Von großen Scheidungen redet die Schrift manchmal. Man denke nur an die drei Gleichnisse in Mt 25, die die großen Scheidungen in verschiedener Weise zeigen, oder an den Menschen ohne das hochzeitliche Kleid. Ferner an Mt 7,21 ff.. Wer hier nicht die Entscheidung trifft, wird dereinst vom Herrn Selbst geschieden. Die hier genannte Scheidung geht offenbar über Völker, da dieses Gericht, und jenes in Mt 25,30 ff. wohl ein und dasselbe sein dürfte. Der Zeitpunkt dieses Gerichtes liegt ganz am Ende, ehe der Herr das Reich einnehmen wird. Die Scheidung hat furchtbares Klagen, durch Heulen und Zähneknirschen ausgedrückt, zur Folge. Die Werkzeuge in diesem Gericht sind die Engel. (Vers 41, 42, 49, 50; Mt 24,31). So, wie nun Heulen und Zähneknirschen bei den einen ist, so ist großer Jubel bei den andern, die gute Fische genannt werden.
IV. Habt ihr das alles verstanden?
So fragt der Herr, und die Jünger antworten mit einem klaren „Ja“. Gewiß sind sie später in der Erkenntnis gewachsen, wie bereits aus Apg 10 angedeutet. Wir sollen nicht allein hören, wie zuvor die Volksmenge, sondern auch die Geheimnisse des Reiches der Himmel verstehen. Vielen entgeht das geistliche Unterscheidungsvermögen. Unser Hören oder Lesen, das nicht herzerforschend und persönlich ist, gleicht vergeblichem Hören. Vieler Hören besteht nur im Bewundern solcher Redner, die eine bilderreiche Sprache führen. „Verstehst du was du liesest“ fragte Philippus den Kämmerer. Wie gering ist das Wissen in göttlichen Dingen. Von Gott unterrichtete Menschen werden hier einem Haushalter verglichen, der aus seinem verborgenen Schatz Altes und Neues hervorbringt. Er gibt das Empfangene als Speise weiter. In dem Maße, wie wir erleuchtet sind, verstehen wir auch (Joh 16,12-14; 1Kor 1,24; 1Joh 2,20,27). Wenn der Sünder das Heil in Christo erkennt und versteht, dann spricht er mit dem Blindgeborenen: „eins weiß ich“ (Joh 9,25). Der Jünger aber lernt die Geheimnisse Gottes. Wir alle sollten solche Schriftgelehrte des Reiches Gottes sein, um getreue Verwalter der göttlichen Geheimnisse sein zu können.
Großes Erstaunen (Vers 54).
Leider war es nur das! Sie waren erstaunt, hatten aber nichts gelernt. Warum? Ihr Hören war nicht mit Glauben gemischt, sie sahen im Herrn nur den Zimmermanns-Sohn. Sie konnten nicht begreifen, woher ihm diese Weisheit kam, da seine Schule die Zimmerwerkstätte gewesen war. Sie kannten weder Ihn noch den Vater, sie waren blind und blieben es, weil sie voller Vorurteile waren, und das macht blind. Durch all die Belehrungen waren sie gar nicht weiter gekommen als am Anfang (Vers 13). Wie schrecklich, nur ein vergeblicher Hörer zu sein.