Behandelter Abschnitt Mt 11,28-30
Eine vierfache Einladung. Mt 11,28-30.
Im vorhergehenden Abschnitt sahen wir bereits schon etwas von des Herrn Stellungnahme zu den Mühseligen und Beladenen; doch da gerade dieses köstliche Wort des Herrn Scharen von Menschen diente, wollen wir uns nochmals mit dieser freundlichen Einladung beschäftigen. Alle, die dieser Einladung gefolgt sind, haben die darin enthaltene Verheißung erfahren. Israel hat sie in seinem Unverstand abgelehnt, und es ist, als sage der Herr nochmals, kommt zu mir, und ich will wieder zu euch kommen mit all den Segnungen und Heilungen, die gerade ihr Städte Kapernaum, Bethsaida und Chorazim so reichlich erlebt habt. Aber vornehmlich wendet sich der Herr hier an Einzelne aus Israel, denn er redet im besonderen die Mühseligen und die Beladenen an. Die Menge lehnt Ihn auch heute ab, aber Einzelne ruft Er, und diejenigen, die Seine Stimme hören, dürfen schmecken und sehen, wie freundlich der Herr ist (Off 3,20-21). Bei dieser Einladung treten besonders vier Worte hervor, und mit diesen wollen wir uns noch kurz beschäftigen.
I. Kommt.
Sehr oft begegnen wir diesem Zuruf in der Schrift. Von Anfang bis zum Ende der Bibel sehen wir ihn immer wieder. Und wem rief der Herr hier im besonderen zu?
1. Den Mühseligen. Allen, die sich selbst abmühen durch gute Werke aller Art, selig zu werden. Sie finden es unendlich schwer. Wer kennt nicht die Bußübungen eines Luthers und anderer und ihr Abmühen, um zur Ruhe zu kommen. Aber es war umsonst. Nicht aus Werken (Eph 2,9), noch aus strengem Beobachten des Gesetzes (Röm 3,28) kommt der Mensch zur Ruhe, sondern allein im Kommen zum Herrn. Allen, die am Ende ihrer eigenen Kraft sind, die entmutigt am Boden liegen, enttäuscht in sich selbst und von ihrer Umgebung sind, gibt Er die genaue Richtung an, wohin sie sich in ihrem Elend wenden sollen, nämlich "zu mir".
2. Den Beladenen. Was sind das für Menschen? Das sind solche, denen die Sünde schwer macht. Bei denen das Gewissen aufgewacht ist. Leute, die ausrufen: "Herr, gedenke nicht der Sünden meiner Jugend." Die klagen müssen: "Tag und Nacht lag deine Hand schwer auf mir" (Ps 32). Es sind Personen, wie jene Sünderin, die weinend zu Jesu Füßen kam (Lk 7,38), oder wie ein Saul von Tarsus, der 3 Tage fastend und betend über seine Sünde zubrachte. Menschen, die wie ein Manasse mit einer Unmenge von schweren Sünden beladen sind (2Chr 33) und sehnsüchtig nach Vergebung ausschauen. Alle dürfen kommen (Jes 6,37).
II. Ruhe (Erquickung).
Der Herr sagt: "Ich will euch Ruhe geben." Luther übersetzt "Ich will euch erquicken." Wie atmen Mühselige und Beladene auf, wenn sie endlich einmal zur Ruhe kommen. Wie wohltuend ist die Ruhe, denken wir an die Nacht- oder Sonntagsruhe und wie sie uns immer wieder Erquickung bietet. Doch die Ruhe dieses Wortes ist eine weit größere. Dazu redet der Herr in diesem Wort zweimal von Ruhe. In Vers 28 sagt Er: "Ich will euch Ruhe geben", und in Vers 29 wiederholt Er: "Ihr werdet Ruhe finden." Die Schrift redet von verschiedener Ruhe. Da ist:
1. Die Ruhe des Gewissens. In Heb 10,22 steht der Ausdruck: "Los vom bösen Gewissen." Es ist unerträglich, vom bösen Gewissen geplagt zu sein. der erste, der diesbezüglich in der Hl. Schrift genannt wird, ist Kain. Aber der Weg, den er einschlug, um davon los zu werden, war verkehrt; denn er ging vom Angesicht des Herrn hinweg, des Herrn Einladung jedoch lautet: "kommet her zu mir". Ruhe des Gewissens ist nur beim Herrn zu finden. Er hat unsere Sünden auf Sich genommen, sie am Kreuz gesühnt (Jes 53,4-6; 1Pet 2,24). Wer auf das Kreuz blickt, von dem rollt die Last der Sünde, wie das Bunyan so schön beschreibt.
2. Die Ruhe der Seele. Nicht nur das Gewissen, auch das Herz kommt beim Herrn zur Ruhe. Wir bringen alle Anliegen im Glauben zu Ihm. Da ist kein Anliegen zu klein, aber auch keine Not zu groß, da wir nicht wirklich Ruhe fänden (Phil 4,6).
3. Die ewige Sabbatruhe. Sie ist hier nicht genannt, aber in
III. Lernet.
Der zum Herrn Gekommene hat die verheißene Ruhe erhalten. Nun beginnt sein Leben der Jüngerschaft. Wie Maria darf er zu des Meisters Füßen sitzen und lernen (Lk 10,39). Zwei wichtige Dinge soll er lernen: a) Sanftmut und b) Demut. Wir gehen wie Schüler täglich zu Ihm zur Schule, und sitzen zu den Füßen des großen Meisters (5. Mose 33,3).
1. Lernen von Seinem Beispiel (Joh 13,13-17; 1Pet 2,21).
2. Lernen von Seinem Wort (Joh 5,39; 2Tim 3,15-16).
3. Lernen von Seinen Werken (Joh 14,12).
IV. Dienet.
"Nehmet auf euch mein Joch." Ruhen und dienen sind zwei Gegensätze,
aber hier sind sie es nicht. Wer am meisten an Seiner Brust ruht, wird
dem Herrn am besten dienen. Wir sind durch den Glauben an Jesus mit dem
Herrn zusammengejocht. Das ist Gnade, an einem Joche mit dem Meister zu
ziehen. Früher waren wir im Joch der Knechtschaft der Sünde, nun aber
von der Sünde frei gemacht, Sklaven der Gerechtigkeit. Wir dienen Ihm
aus Liebe. Die Liebe Christi treibt uns dazu (2Kor 5,14;