Behandelter Abschnitt Mt 10,1-9
Die Berufung und Sendung der Apostel.
Im Betrachten dieses Kapitels wird vielleicht mancher Leser umlernen müssen. Man wendet es gern auf unsere Missionstätigkeit an. Sicher dürfen wir Anwendungen dieser Art machen, aber das Ganze zeigt doch, daß wir es hier keineswegs mit christlicher Missionstätigkeit zu tun haben, sondern mit einem Ruf an Israel, Seinen König Jesus anzunehmen, Ihn als Messias anzuerkennen, um mit Ihm in das verheißene und ersehnte Reich einzugehen. Der König des Reiches sendet hier Seine Gesandten aus.
Der Ruf an Seine Jünger.
In Kap. 9, 38 fordert der Herr die Jünger auf, um Erntearbeiter zu bitten. Hier nun erwählt Er dieselben und ermuntert sie. Wer Gott dienen will, muß vom Herrn der Ernte dazu berufen sein. Von einer Schule oder Missionsanstalt angenommen zu sein, ist noch kein göttlicher Ruf. Göttliche Berufung ist die Grundlage allen Dienstes. Und wen ruft der Herr? Menschen, die nichts in ihren Augen sind, und die wie ein Jesaja vor ihrer Aufgabe zittern und selbst einmal erlebten, was sie nachher predigen dürfen (Jes 6,5, 8). Solche, die wie Petrus ihre große Unwürdigkeit erkannt haben (Lk 5,8), wählt der Herr zu Seinen Mitarbeitern aus (2Kor 5,20). Groß ist die Zahl derer, die angeben, Gott zu dienen, aber ohne göttliche Berufung sind.
II. Die Namen der Jünger (Vers 2-4).
Er ruft die Seinen mit Namen (Joh 10,3), besonders aber die Diener. Die Namen der 12 Apostel sind voll schöner Bedeutung, doch darauf können wir hier nicht eingehen. Ja, die Namen sind so wunderbar, daß wir sie auf den 12 Grundlagen des himmlischen Jerusalems finden (Off 21,14). Vom Herrn gerufene Diener sind wunderbare Menschen, sie stehen unaustilgbar im Lebensbuch (2. Mose 32,32). So schreibt auch Paulus von seinen Mitarbeitern als Eingetragene im Lebensbuch (Phil 4,3). Alle, die Ihn und Sein Wort ehren, sind göttlich gekennzeichnet (Off 3,12). Leser, der du bekennst, ein Gottesdiener zu sein, kennst du diese Berufung und trägst du dieses Siegel? Von Gott berufene Diener müssen also vor allem droben registriert sein, woher sie auch ihre Aufträge erhalten.
III. Ihr Arbeitsfeld (Vers 5-6).
Es ist klar gekennzeichnet. Der Herr sagt, wohin sie nicht gehen sollen, nicht zu den Nationen. Der Zeitpunkt, an den Nationen zu arbeiten, war noch nicht da. Dies geschah erst nach der endgültigen Ablehnung des Herrn vom Volke Israel. Der Dienst an den Nationen wurde hauptsächlich erst in den Tagen des Apostels Paulus begonnen, der sich darum auch der Apostel der Nationen nannte. Dieser Dienst wird bis zur Wiederkunft Christi dauern. Nach der Entrückung wird wiederum vornehmlich an Israel gearbeitet und die Unterbrechung der Botschaft des Reiches wieder aufgenommen werden. Aber auch an den Nationen wird dann noch gearbeitet werden, denn aus ihnen sehen wir ja eine große Schar Geretteter (Off 7).
Die Jünger sollen zu den verlorenen Schafen Israels gehen. In Kap. 9, 36 hatte der Herr Israel einer hirtenlosen und verschmachtenden Herde verglichen. Zu diesen sendet Er nun Seine Jünger, die, wie die Folge zeigt, treue Hirten der Herde waren. Besonders nach Pfingsten dürfen wir sehen, wieviele verlorene Schafe sie aus dem Hause Israels zurück zu ihrem Gott führten (Apg 2,41,47; 4,4; 5,14,28).
Gottesdiener dürfen auch nicht gehen, wohin sie wollen, sondern dahin, wohin Gott sie sendet. Wieviel davon abhängt, zeigt Apg 16. Denn nach langem Suchen und Warten schickte sie der Herr nach Mazedonien, wo sie eine gesegnete Arbeit taten. Der Dienst vieler ist ein Suchen nach Arbeit, nach Verdienst. Diese können unmöglich Christi Diener nach biblischem Muster sein, sie sind vielmehr Mietlinge.
IV. Ihre Ausrüstung (Vers 1).
Sie gingen nicht in eigener Kraft, der Herr rüstete sie aus. Ihre Ausrüstung zeigt, daß ihre Mission Israel galt. Sie sollten böse Geister austreiben, selbst Tote auferwecken. Diese Zeichen sehen wir vornehmlich auf israelitischem Boden, denn wir senden heute Missionsärzte und Krankenpflegerinnen aus.
Zuerst sagte der Herr: „Bittet den Herrn der Ernte“, danach rüstete Er sie aus. Auch vor Pfingsten sehen wir die Apostel im vereinigten Gebet um Ausrüstung für ihren Dienst. Ausrüstung durch Schulung ist sehr empfehlenswert, aber wehe, wenn sie ein Ersatz für die des Hl. Geistes ist. Die Mängel der Apostel sind uns aus den Evangelien bekannt, aber wie ganz anders sehen die gleichen Männer nach Pfingsten aus. Der Herr erwählte auch darum einfache Männer, damit nicht ihr Wissen, sondern Gottes Kraft gepriesen werde. Der weise Paulus wollte unter den wissensdürstigen Griechen nichts anderes als Jesu Kreuz wissen (1Kor 2,1-4).
Ihre besondere Tätigkeit.
Vers 8 zeigt einen fünffachen Auftrag. Solche Aufträge wurden nach Pfingsten nicht gegeben. Es ist nicht Kleinglaube, wie manche meinen, wenn keine Zeichen und Wunder folgen, sondern Gottes Haushaltungen wirken sich verschieden aus. So sehen wir nach der Entrückung wiederum große Zeichen und Wunder bei den Gottesknechten. Man lese Off 11.
Ihre Botschaft (Vers 7).
Sie ist nicht das Evangelium der Gnade, das wir heute verkündigen, sondern die Einladung an Israel, sich für das Millennium bereit zu machen. Israel nahm die Botschaft nicht an, dereinst aber werden sie den Herrn erkennen, Ihn aufnehmen und in dieses Reich eingehen.