Behandelter Abschnitt Mt 10
Am Ende des 9. Kapitels fordert der Herr in tiefem Mitgefühl die Jünger auf, dass sie zum Herrn der Ernte um das Aussenden von Arbeitern in seine Ernte beten möchten. Am Anfang von Kapitel 10 sendet Er sie selber als Arbeiter aus. Er ist der Herr der Ernte. Die Aussendung war ein großer Schritt vorwärts angesichts seiner Verwerfung. In unserem Evangelium sehen wir nicht, wie die Jünger berufen und als Apostel eingesetzt werden. Matthäus gibt keine solchen Einzelheiten; bei ihm sind Berufung und Aussendung eins. Doch - wie wir schon festgestellt haben fand die Wahl und Einsetzung der zwölf Apostel in Wirklichkeit vor der Bergpredigt statt, obwohl Matthäus das nicht erwähnt, wohl aber Markus und Lukas (vgl. Mk 3,13-19; 6,7-11; Lk 6,12-16; 9,1-9).
Die Aussendung der Apostel fand erst später statt. Bei Matthäus wird ihre Berufung nicht von ihrer Aussendung getrennt. Dennoch steht ihre Mission hier in strenger Übereinstimmung mit dem, was dieses Evangelium verlangt. Es ist ein Aufruf des Königs an sein Volk Israel. So ausschließlich steht Israel im Blickfeld, dass der Herr kein Wort über die Versammlung (Kirche) oder den Zustand des Christentums, das dazwischen geschoben wird, verliert. Er spricht von Israel, und zwar von Israel in seinem damaligen und in seinem zukünftigen Zustand vor seinem Kommen in Herrlichkeit. Er vermeidet jedoch völlig jede Erwähnung der Umstände, die nebenbei eingeführt werden sollten. Er sagt ihnen, dass sie mit den Städten Israels „nicht zu Ende sein“ würden, bis der Sohn des Menschen kommt (V. 23).
Natürlich steht seine eigene Verwerfung vor seinem Geist; aber hier sieht Er nicht über jenes Land und Volk hinaus. Und was die Zwölf betrifft, so sendet Er sie auf eine Mission, die bis zum Ende des Zeitalters reicht. Auf diese Weise werden das gegenwärtige Handeln Gottes in Gnade, die wahre Form des Reiches der Himmel, die Berufung der Nationen und die Bildung der Versammlung (Kirche) vollkommen übergangen. Wir finden einige dieser Geheimnisse später in unserem Evangelium.
Im 10. Kapitel ist es einfach ein jüdisches Zeugnis seitens Jahwe-Messias in seiner unermüdlichen Liebe durch seine zwölf Herolde. Trotz des ständig zunehmenden Unglaubens hält Er bis zuletzt aufrecht, was seine Gnade für Israel beschlossen hatte. Er wollte passende Boten senden. Das Werk würde jedoch nicht zu Ende sein, wenn der verworfene Messias, der Sohn des Menschen, wiederkommt. Die Apostel werden also mit den dargelegten Worten ausgesandt und sind ohne Zweifel Vorläufer derer, die der Herr zu einer späteren Zeit erwecken wird. Die Zeit fehlt mir, um bei diesem interessanten Kapitel zu verweilen. Mein Thema ist, so klar wie möglich die Struktur unseres Evangeliums herauszustellen und nach dem Maß meiner Erkenntnis zu erklären, warum es diese großen Unterschiede zwischen dem Matthäus- und den übrigen Evangelien gibt. Die Unwissenheit liegt allein auf unserer Seite. Alles, was sie berichten oder weglassen, entspricht der weit reichenden und gnädigen Weisheit Dessen, der sie inspirierte.