Behandelter Abschnitt Mt 9,27-30
Was uns zwei Blinde sagen. Mt 9,27-30.
Blinden begegnen wir oft in der Schrift. Blindheit ist im Orient sehr verbreitet. Zwei – von Nacht und Dunkel umhüllt – fanden den Weg miteinander zum helfenden Sohn Davids. Die meisten Blinden jener Tage lebten vom Betteln. Das Gesetz forderte Güte für sie (3. Mose 19,14; 5. Mose 27,18). Die Propheten aber verhießen ihnen mehr, nämlich einen Messias, der ihnen die Augen auftun werde (Jes 29,18; 35,5). Und hier sehen wir die erste Erfüllung davon.
Zwei Suchende.
Menschen sind Suchende nach ihrem Glück, jeder in seiner Art. Diese zwei suchten ihr Augenlicht. Vieles können wir von ihnen lernen.
Ihr Notschrei, ihr Gebet. Das war sehr schlicht. Nicht alle Gebete sind so. Viele sind mehr Vorlesungen aus Gebetsbüchern. Gott bedarf unserer Vorlesungen nicht, noch erwartet Er schöne Worte. „Rufe Mich an“, so ermuntert Er uns. Arme, blinde, übersehene Bettler können tiefgläubige Beter sein.
2. Ihr gemeinsames Gebet. Die Schrift legt großen Wert auf gemeinsames Gebet. Der Herr hat es im Besonderen angeordnet, und viel Segen ist schon daraus geflossen. Einheit im Gebet ist von großen Verheißungen begleitet und gibt Kraft.
3. Ihr Ausharren. Sie schrien und schrien und folgten dem Herrn den ganzen Weg – bis ins Haus hinein. Nichts konnte sie dabei hindern, obwohl sie sich führen lassen mußten. „Haltet an am Gebet“, so lautet der göttliche Befehl.
4. Ihr großer Ernst. Dieser zeigt sich in ihrem fortgesetzten Schreien. Sie ließen sich weder hindern noch abweisen. Viele sind sehr um ihr leibliches Wohl oder um ihr Geld besorgt, sind sie es aber auch um ihr Seelenheil? Wieviel ernster sollte der Schrei sein, wenn es gilt, von Herzensblindheit geheilt zu werden. Da sollte jeder sofort die empfohlene Augensalbe kaufen (Off 3,18).
5. Ihre Selbsterkenntnis. Sie bitten, habe Erbarmen mit uns. Ungenannt sprachen sie damit ihre Unwürdigkeit aus, riefen sie doch um Gnade. Ganz genau so ergeht es dem Sünder, er hat kein Anrecht, aber die Gnade macht selig (Eph 2,8).
II. Wunderbare Gotteserkenntnis.
Da sind zwei arme, blinde, und doch reiche Bettler. Sie sehen mehr als manche Sehenden, denn sie rufen den Herrn als Sohn Davids, als Messias Israels an. Sie glaubten also an seine große Mission und an Ihn als den Wiederhersteller, von dem die Propheten geweissagt hatten. Durch ihr Rufen ehrten sie Ihn und waren ein Zeugnis (Mt 15,22; Mk 10,47). Damit glaubten sie aber auch an Seine Kraft zu heilen, und gaben somit der Verheißung Ehre (Jes 35,5). Den Herrn zu erkennen, war Paulus` höchstes Streben (Phil 3,10). Durch diese Erkenntnis und ihren Glauben erhielten die zwei ihr Augenlicht.
III. Des Herrn Heilsbedingung.
Sie ist eine einzige – der Glaube. So war es damals und so ist es heute. „Glaubt ihr, daß ich dies tun kann?“ Der Herr stellt den Glauben in all den 10 Wundern von Mt 9 und 10 in den Vordergrund. Nicht um Taten, sondern um den Glauben ist es Ihm zu tun. Und es ist so, als sage Er, glaubt ihr wirklich, daß ich euch sehend machen kann? Von eurem Glauben wird es abhängen, ob ihr blind oder sehend heimgehen werdet. Warum beteten und schrien sie zu Ihm, und warum folgten sie Ihm sogar bis ins Haus hinein, wenn sie nicht glaubten, daß Er heilen könne? Der Glaube ist die Hand, die das Angebotene entgegen nimmt. Was nützt dem Dürstenden der volle Brunnen, wenn er kein Schöpfgefäß hat. Das ist der Glaube. Also nicht Formen oder Zeremonien, sondern der Glaube allein heilt und rettet (Apg 16,31). Der Herr verlangt weder Würde noch Tugend, sondern nur kindlichen Glauben.
IV. Der Blinden klare Antwort.
Sie sagen zum Herrn: „Ja Herr“. Ihre Antwort war kurz, klar und bestimmt. Ja, ihr Glaube war groß, denn sie nannten Ihn „Sohn Davids“, was bis dahin zum ersten Male von Menschen ausgesprochen wurde. Es ist, als sagen sie, Du wecktest Tote auf (Vers 25), heiltest dieses hoffnungslose Weib (Vers 22) und viele andere, im besonderen aber Blinde. Welch köstlicher Glaube! Der Sünder darf sagen, der, der andere rettete, rettet gewiß auch mich.
Sofortige Heilung.
Es geschah ihnen nach ihrem Glauben. Sofort waren sie sehend. So dürfen und müssen auch wir mit unsern Anliegen kommen. Wir dürfen kommen, glauben, nehmen und auch für das Erbetene danken.
Ein Verbot (Vers 30).
Schweigend sollten sie heimgehen. Es ist, als sage Er: Ich muß Zeit haben, das Evangelium zu verkündigen, sonst suchen mich die Menschen nur wegen ihren leiblichen Nöten. Der Herr mied allen öffentlichen Ruhm (1Sam 18,8). Das samaritische Weib erfuhr eine innere Heilung, und deshalb mußte sie das Werkzeug sein, daß es das ganze Dorf vernahm und zum Herrn kam (Joh 4). Nicht Zeichen und Wunder, sondern Herzensheilungen stellt der Herr in erste Linie.
VII. Israels Zustand.
Die zwei Blinden sind ein Bild von Israels heutigem Zustand dem Evangelium gegenüber. Paulus schreibt, daß dem Volke Blindheit widerfahren sei (Röm 11,25). Der Herr kam unter sie, aber sie erkannten ihn nicht, und nahmen Ihn nicht auf. Sie glaubten nicht, trotz der Zeichen und Wunder. Für den gefangenen Johannes dagegen war die Heilung der Blinden ein Zeichen der Messianität Christi (Mt 11,2-5). Der Moment wird kommen, da das blinde Israel den Herrn erkennen wird. Dann werden auch sie unaufhörlich schreien wie diese zwei Blinden, und sehend werden, und überall Seinen Ruhm verkündigen.