Behandelter Abschnitt Mt 9,31-34
Ein Stummer. Mt 9,31-34.
Geheilt und fröhlich verließen die zwei Blinden das Haus. Aber schon ist ein anderer im Wartezimmer des großen Arztes. Es ist diesmal ein Stummer, ja weit mehr als das, dieser Ärmste war besessen. Wunderbares geschah an jenem Tage, es waren wirklich ausgefüllte Stunden im Leben des Herrn. Bei Ihm gab es kein Müdewerden im Gutestun, wie etwa bei uns, wenn wir durch solche, denen wir halfen, enttäuscht worden sind. Die zwei Kapitel 8 und 9 zeigen uns in gedrängter Form die Gnadenfülle, die in Christo Jesu ist. Alle, die gekommen waren, gingen geheilt davon. Keiner wurde abgewiesen oder nur auf morgen verschoben. Welch eine Ermunterung für uns alle, doch besonders für jeden suchenden Sünder. Er darf kommen, wann er will, und darf den Herrn als Retter von Schuld und Macht der Sünde erfahren.
I. Das zehnte Wunder.
Müde muß der Herr nach dieser vielen Arbeit gewesen sein, wenn wir bedenken, daß nach all den Heilungen Kraft von Ihm ausging (Mk 5,30). Es scheint auch, als sei Matthäus im Berichten müde geworden, weil er dieses letzte Wunder an dem Stummen und Besessenen nur kurz streift. Werfen wir also auch einen kurzen Blick auf das Wunder. Und was sehen wir dabei?
1. Einen leidenden Mann. Zweierlei wird über ihn ausgesagt, erstens, daß er stumm war. Er konnte nicht reden, ja nicht einmal dem Herrn seine Not sagen. Ach, die einen sind stumm und die andern mißbrauchen ihre Stimme zum Schwatzen (Spr 10,19-21; 13,2-6; 15,1-4; 18,4; 29,11; Pred 10,14; 12,11). Zweitens war der Mann besessen, und zur Behausung der Dämonen geworden. Unendlich groß ist selbst in unsern Tagen die Zahl der Menschen, die von Satan und dessen Lust erfüllt sind. Aber der Herr kann sie alle heilen. da hilft nur eins, sie dem Herrn bringen, wie es in den Tagen des Erdenlebens Jesu geschah.
II. Der hilfsbereite Herr.
Keiner muß ihn erst überzeugen, gütig zu sein, zu helfen, zu retten. Wir lesen, daß der Dämon ausfuhr, und daß der Stumme redete. Sind nicht vieler Zungen stillgelegt wegen Sünde? Manchmal dürfen wir diese oder jene Sünde nicht strafen, weil uns unser eigenes Herz verurteilt, weil wir dasselbe getan und noch nicht abgelegt haben. Aber wie mutig durfte Petrus an Pfingsten den Mund öffnen, und den Juden sagen: "Jesum Christum, den ihr verleugnet habt." Wie durfte das Petrus? Sehr einfach, seine Sünde war bekannt, zugedeckt geheilt, darum konnte er seinen Mund öffnen. Ist dein Zeugnis durch Sünde zerstört, dann rufe den Herrn um Heilung an. Er vermag wiederherzustellen zu einem fröhlichen Zeugnis wie zuvor.
1. Ein lebendiger Zeuge. Der Stumme redete. Wir wissen nicht, was er redete, sicher wird er dem Herrn gedankt haben. So sollen alle, die die Gnade erlebt haben, die große Befreiung und den großen Befreier rühmen. Viele haben Heilung erfahren, aber sie schweigen. Jene 4 Aussätzigen sagten: "Schweigen wir, so wird uns Schuld treffen" (2Kön 7,9). Sie wußten, daß durch ihr Schweigen viele nichts von den reichen Schätzen der Syrer erfahren konnten und vor Hunger sterben müßten. Darum eilten sie nach Samaria und verkündigten die frohe Botschaft. So müssen wir es im geistlichen Leben machen.
III. Die erstaunte Menge.
Obwohl Matthäus dieses aufsehenerregende Wunder so kurz faßt, sehen wir doch, wie die ganze Volksmenge staunte, mehr als über die Heilung der zwei Blinden. Ein Mann, der mit zwei großen Übeln behaftet war, wurde in einem Augenblick heil. Alle waren außer sich darüber, was geschehen war! Ach, wie wenig wahres Christentum, Gebetserlebnisse und Glaubensleben sind in unsern Tagen das Staunen der Volksmenge. Daß uns doch der Herr in Gnaden heimsuchen möchte!
IV. Erbitterte Gegner.
Auch die Pharisäer sahen, was geschehen war. Vor allem erblickten sie die begeisterte Volksmenge, und das erfüllte sie mit Wut. Anstatt Gott zu preisen für die Heilungen an diesen Ärmsten, wollten sie den Arzt töten. Sie mußten entweder Ihn und Seine Wunder anerkennen und Ihn aufnehmen oder ablehnen. Leider taten sie letzteres! Ja mehr, sie lästerten Ihn und stellten Seine Wunder als Teufelswerke hin. Damit hofften sie die Volksmenge von Ihm abwendig zu machen. Sie werden gedacht haben, wenn der Herr die Wunder durch Satan tut, dann wird sich Israel vor Ihm hüten. Wie furchtbar, Gott zu lästern.
Aber was sollen wir vom Volk sagen, von denen, die die großen Wunder staunend betrachteten und dankbar waren? Die Wunder sahen sie und erkannten sie auch an, aber wir lesen nicht, daß es tiefer ging. Auch sie nahmen den Herrn nicht auf. Entrüstet blicken wir auf die Pharisäer, wie aber mag der Herr das Volk angeschaut haben? Die einen waren offene Feinde, und die andern glichen den Leuten in Elias Tagen, die auf beiden Seiten hinkten. Da war keine Entscheidung für den Herrn. Ob sie verhärtet wie ein Pharao oder Herodes waren, ob verstrickt wie ein Judas, ob sie Ihn offen und frei heraus ablehnten, oder nur äußerlich anerkannten - das alles bleibt sich gleich. Wer nicht aus Gott geboren ist, geht (wie sie) demselben schrecklichen Schicksal, dem Feuersee entgegen. Lieber Leser, zu welcher Klasse gehörst du? Wohl kaum zu den offenbaren Gegnern. Vielleicht aber zu jenen, die dem Christentum freundlich gesinnt sind, selbst aber den Herrn nicht erlebt haben? Sieh, wie gefährlich das ist!