Behandelter Abschnitt Mt 8,11-12

Zweierlei Los. Mt 8,11-12

So sehr wie der Hauptmann den Herrn durch seinen Glauben erfreute, hatten Ihn die Juden durch ihren Unglauben betrübt. Nichts erfreut den Herrn mehr als kindlicher Glaube, aber auch nichts beleidigt Ihn so sehr wie Unglaube. Darum mußte der Herr schon damals den Juden ihr Gericht ankündigen, weil sie nicht glaubten. Nicht der Sünde wegen, sondern um des Unglaubens willen geht der Mensch verloren. Weil er Jesus und Sein allein gerechtmachendes Opfer verwirft. Der Herr richtet Seine Blicke in die Zukunft und zeigt die zwei Bestimmungen der Menschen, als Folge ihres Glaubens oder Unglaubens.

Achten wir zunächst auf der Gläubigen Bestimmung.

I. Die große Familie Gottes.

"Viele werden kommen." a). Ihre große Zahl. Welch eine Ermunterung für den Herrn, Viele als die Mühsal Seiner Seele zu haben (Jes 53,11). Welche Freude aber auch für jeden Gottesknecht, eine so reiche Ernte zu sehen. Oft zwar sind wir einseitig wie Elias und übersehen die siebentausend, die nicht gleich denken, eifern und handeln wie wir (1Kön 19,18). Der Herr aber sah damals schon die großen Scharen (Off 5,11).

Zuerst erblickt Er die vollendete Gemeinde. Sie kommt aus allen Völkern, Sprachen und Richtungen.

Sicherlich schaute auch der Herr im Geiste die große Schar aus Off 7, die aus allen Völkern kommt. Der Glaube hat sie alle zu Ihm geführt. Sie sind so zahlreich, daß sie Johannes nicht zählen kann. Nun stehen sie ewig vor Ihm. b) Ihr herrliches Ziel. Darüber sagt der Herr mancherlei. Er beschreibt ihre Ruhe. Sie werden sitzen, d. h.: ruhen. Nachdem Jesus Sein Werk vollendet hatte, setzte Er sich zur Rechten Gottes (Hebr. 1, 3). So sieht Er hier die Seinen an Tischen sitzen im Reiche der Himmel; denn Gottes Volk ist noch eine Ruhe verheißen (Heb 4,9). Sie Alle, aus Ost und West, werden hier als Gottes Gäste gesehen und erquickt. c) Er zeigt ihre liebliche Gemeinschaft. Der Herr sieht sie vereint mit Abraham, Isaak und Jakob. Wer kann die Freuden der Gemeinschaft der Heiligen droben ausdenken? Wir werden Ihn sehen, wie Er ist (1. Joh. 3, 2). Gott selbst wird jede Träne von ihren Augen abwischen. Welch ein Gedanke, dort mit dem Vater und dem Sohne und allen Heiligen zusammen zu sein, mit denen, die uns vorausgegangen sind. Der Herr zeigt uns, daß wir sie wiedersehen und wiedererkennen werden. Dort wird es keinen Trennungsschmerz mehr geben, sondern ein allezeit bei Jesu sein (1Thes 4,17). d) Er deutet auf ihre ewige Freude hin. Sie werden zu Tische sitzen. Die Herrlichkeit der Gläubigen ist öfters mit Gastmählern verglichen. Schon hier auf Erden, in der Gemeinde, ist das Mahl des Herrn das Schönste. Man denke ferner an das Gleichnis vom großen Abendmahl (Mt 22). Weiter lesen wir vom Hochzeitsmahl des Lammes (Off 19,9). Auch sonst redet die Schrift noch öfters von solchen Gastmählern (Lk. 14, 15; 22, 30). Gewiß ist das Reich Gottes nicht Essen und Trinken, sondern Friede und Freude im Heiligen Geist, und diese sollen damit ausgedrückt werden (Röm 14,17). e) Der Grund ihres Dortseins. Das ist der Glaube! Das Kommen des Hauptmanns illustriert das so schön. Nicht durch Festhalten an Zeremonien und am Tempel, sondern durch den Glauben an den Sohn Gottes und Sein sühnendes Blut (Joh 1,12) hat der Mensch ewiges Leben (Joh 3,16,36; Apg 16,31). Also nicht aus eigenen Werken, die wir vollbracht hätten, wird der Mensch vor Gott gerecht (Röm 3,28), sondern allein durch den Glauben an Jesu Werk am Kreuz.

II. Die Ausgestoßenen.

Entsetzlich groß, ja unüberbrückbar ist der Gegensatz der zwei Klassen (Lk 16,26). a) Wer sind diese Ausgestoßenen? Die Kinder des Reiches. Das waren in jenen Tagen die orthodoxen Juden, Menschen, welche sagten, wir haben Abraham zum Vater, und sich des Gesetzes der Väter und der Offenbarungen rühmten. Wahrlich, viel war unter ihnen geschehen. - Mächtige Zeichen, Wunder und große Propheten hatten zum Volke geredet. Sie waren Gottes geliebtes und auserwähltes Volk, und Gott selbst wollte ihr König sein, aber sie nahmen ihn nicht auf.

Groß ist auch heute die Zahl solcher Kinder des Reiches. Die vielen Kinder gläubiger Eltern, die vergeblichen Hörer des Wortes Gottes, sie und noch viele andere zählen dazu. Auch sie werden, wie Israel, trotz aller Erkenntnis hinausgestoßen werden, wenn sie Ihn nicht aufnehmen. b) Wo sie sein werden. Da wo Heulen und Zähneknirschen ist, in äußerer Finsternis. Schrecklich und vielseitig werden die Folgen des Unglaubens beschrieben. Wer nicht glaubt, wird verdammt werden (Mk. 16, 16; 2Thes 1,8-10). c) Die Gerechtigkeit des Urteilsspruches. Jeder Mensch weiß, daß er ein Sünder ist und, daß Jesus, Sünder zu retten, gekommen ist. Diesen aber verwerfen heute viele, wie damals die Juden. Sie wissen, daß Er allein die Tür ist (Joh 10,9), daß Er der einzige Weg ist, betreten ihn aber nicht (Joh 14,6), daß Er das einzige Heil ist, ergreifen es aber nicht (Apg 4,12) und daß sie nur im Glauben an Jesus Vergebung der Sünden empfangen (Apg 10,43; Heb 9,22), kommen aber nicht, diese zu suchen. Sünde und Übertretung bringen Gericht, aber Jesus nahm die Strafe auf Sich, sühnte unsere Sünde. Da sie aber Sein Opfer nicht annehmen, bleibt ihnen nur noch der Zorn Gottes.

So sehen wir jene als sich Freuende an Tischen im Reich der Himmel sitzen, diese aber in äußerster Finsternis als Heulende. Wo wird dein Platz sein?