Behandelter Abschnitt Mt 4,12-17
Der König und Seine Botschaft. Mt 4,12-17.
Zwischen den Versen 11 und 12, also zwischen der Versuchung und diesem Auftreten des Herrn in Kapernaum liegt eine lange Zeit, über welche uns Johannes in seinem Evangelium Aufschluß gibt. Matthäus will, wie wir schon öfters sahen, den Herrn als den König, als den Messias Israels, in Seiner Beziehung zum Reich, darstellen, und so übergeht er offenbar diese Begebenheiten. Plötzlich sehen wir den Herrn in Galiläa - und Matthäus bringt uns besonders viel auf des Herrn Tätigkeit daselbst.
I. Alle Dinge müssen zum Besten dienen (
Das traf selbst im Leben des Herrn zu, denn verschiedene Umstände werden genannt, warum der Herr nach Galiläa kam und predigte.
1. Er verließ Judäa, weil Johannes ins Gefängnis geworfen war und verließ so das Bereich des Herodes.
2. Er kam nach Kapernaum (Ort des Trostes),
weil Ihn die Bewohner Seiner Vaterstadt töten wollten (
3. Schließlich kam der Herr nach dem
Galiläa der Nationen, weil die Schrift erfüllt werden mußte (
II. Der neue Wohnort.
Das Land Sebulon und Naphtali wird auch das Galiläa der Nationen genannt. Kapernaum war offenbar Sein Wohnort. Hier geschahen nun die mächtigsten Zeichen und Wunder. Über diesen Landstreifen zweier Stämme hat schon Jakob in seinem Segen gesprochen (1. Mose 49,13,21), und dieses Wort zeigt uns die Erfüllung desselben. Wir sehen Sebulon an den Gestaden des Meeres wohnen und Handel treiben auf Schiffen, und Naphtali gleicht einer losgelassenen Hündin. Jesaja sah nun diese Stämme im Abfall und der Vermischung wegen wurde die Gegend das "Galiläa der Nationen" genannt. Früher, als die Stämme mit Gott wandelten, waren sie abgesondert (4. Mose 23,9); nun aber hatten sie sich mit den Völkern vermischt, was Gott verboten hatte. Jerusalem, das selbstzufrieden wie Laodizäa war, blickte mit besonderer Geringschätzung auf jene Gegend (Joh 7,52).
Ist es nicht höchst beachtenswert, daß das große Licht gerade hier zuerst scheinen mußte, hier am dunkelsten, am verkommensten Ort? Die Schrift mußte erfüllt werden. Wir wissen, daß der Herr immer ein Auge auf die Gesunkensten hatte und gerade darum auch verachtet wurde. Er wußte, daß Zöllner, Hurer und Ehebrecher eher zu Ihm kommen werden, als die Selbstgerechten. Ahmen wir doch darin mehr unseren Herrn nach, und der Erfolg solcher Arbeit wird nicht ausbleiben.
III. Die große Botschaft.
Wir sahen eben den Herrn am neuen Wohnort, in ganz anderer Gegend. Und was war Seine Botschaft dort? Es war dieselbe, die Er überall verkündigte, nämlich "tut Buße" und mit diesem wichtigen Wort müssen wir uns noch beschäftigen. Buße ist eine Sinnesänderung, die aus Betrübnis über begangene Sünden und aus dem Verlangen davon frei zu werden entspringt. Manchmal ist sie auch gekennzeichnet vom Gefühl hereinbrechender, wohlverdienter Strafe. Der Sünder blickt zurück und erkennt, daß er Gottes gerechte Forderungen mißachtet und gegen Ihn gefehlt hat, und das gerade tut ihm leid, und so klopft er an die Tür der Gnade.
1. Die Wichtigkeit der Buße. Sie zeigt uns
die Tatsache, daß sie der Herr selbst verkündigt hat (Mt 4,17;
Achten wir auf das, was zur Buße führt. Da ist mancherlei:
a) Die Geduld Gottes (1Pet 3,20; 2Pet 3,9; 1. Mose 6,3).
b) Die Güte Gottes (Röm 2,4;
c) Die Züchtigungen (1Kön 8,47-51; 1Kön 17,18; Off 3,19).
d) Die Predigt des Wortes (Jona 3,5-10; 1Thes 1,5, 6,9).
Beachten wir ferner, wie sie sich offenbart. Sie zeigt sich in tiefer
Trauer und Demütigung über die Sünden (2Chr 7,14; Jak 4,9-10),
in wahrer Abscheu über sich selbst (Lk 3,10-14), in aufrichtigem
Bekenntnis der Sünden (Apg 3,19; 26,20; Ps 32), ja im völligen
Wegwenden von ihr (2Chr 6,26; Hes 14,6; 1Thes 1,9). Im
Aufgeben der bisherigen sündigen Wege (1Sam 7,3; Mt 3,8;
Einige Beispiele wahrer Buße können dazu besonders dienen. Denken wir an das Volk Israel in Ri 10,15-16. Ferner an den König David in seiner Sündennot (2Sam 12,13; Ps 51). Ein besonderes Beispiel ist der König Manasse (2Chr 33,12-13; Hiob 42,6). Denken wir ferner an Ninive (Jona 3,5-8; Mt 12,41), an Petrus (Mt 26,75), an Zachäus (Lk 19,8) und an den Schächer (Lk 23,40-41).
Wir haben auch Bilder falscher Buße, z. B. Saul (1Sam 15,24-30), Ahab (1Kön 21,27-29), Judas (Mt 27,3-5) usw.
Zuletzt, aber nicht etwa erschöpft, seien noch auf einige Resultate der Buße hingewiesen. Da ist große Freude beim Sünder selbst und vor den Engeln im Himmel (Lk 15,7-10). Wahre Buße führt zum Empfang des Hl. Geistes (Apg 3,19-21). Und, wenn Gottes Volk Buße tat, so hat dies stets zu großen Segnungen geführt.