2. Mose 28,4 - Das Ephod
Gott befahl Mose: „Du sollst für deinen Bruder Aaron heilige Kleider machen zur Herrlichkeit und zum Schmuck“ (Vers 3). Das Ephod ist nun der dritte, kostbarste und wichtigste Teil aller Kleider Aarons. Es bestand aus Gold, blauem und rotem Purpur, Scharlach und weißer Leinwand. Es war eine Art Talar, eigentlich aus zwei Teilen bestehend, einem vorderen und einem Rückenteil, beide zusammengehalten durch zwei Schulterstücke und einen Gürtel. Dieses Übergewand mit seinem herrlichen Gürtel und den zwei Onyxsteinen auf den Schulterstücken unterschied den Hohenpriester auf den ersten Blick von den andern Priestern. Das Ephod war mit den Schulterstücken und dem Brustschild engstens verbunden. Es hing auf den Schultern und reichte etwa bis an die
Knie. Es bestand aus den edelsten und feinsten Stoffen. Die Kleider symbolisieren nach der Meinung der Rabbiner den Charakter und der Gürtel die Kraft und Energie zur Arbeit. Die Männer, die ins Heiligtum einzugehen gewürdigt sind, müssen heilig und im Charakter gefestigt sein, stark und bereit zu dienen.
Wichtig am Ephod waren die zwei goldenen Schulterblätter oder Achselstücke mit den zwei Onyxsteinen, je einen auf jeder Schulter. Sie werden „Steine des Gedächtnisses" genannt, weil durch sie der Kinder Israel gedacht wurde. Trat Aaron vor den Herrn, so sah Gott die von Ihm selbst gewählten Zeichen Seines geliebten Volkes auf Aarons Schultern. Aaron trug also, symbolisch gesehen, Gottes geliebtes Volk auf seinen Schultern. Die Schulter ist bekanntlich das Bild der Kraft. Das soll uns vor Augen stellen, daß unser Hoherpriester all die Erlösten, die Gott Ihm gegeben hat, mit Seiner starken Kraft trägt und zum Ziele führt, indem Er zugleich mit den Gebeten Seines Herzens vor Seinem Vater für sie eintritt (Joh 6,37-40; 10,27-29; 17,18-26). Ein schönes Bild hierfür gibt uns der Herr im Gleichnis des guten Hirten, wie Er Sein gefundenes Schaf auf Seine Schulter nimmt und heimträgt (Lk 15,4-7; Ps 23; 55,22; Jes 40,11; 46,4; 63,9). Damit, daß jene in Gold gefaßten Onyxsteine sich auf Aarons Schultern befanden, soll uns die herrliche und ewig sichere Stellung deutlich gemacht werden, die der Herr Seinen Jüngern mit den Worten zusagt: „Freuet euch, das eure Namen im Himmel angeschrieben sind“ (Lk 10,20). Ja, unsere wunderbare Stellung in Christo ist uns trotz unserer vielen Mängel und Schwachheiten in der Schrift deutlich vor Augen geführt (Eph 1,3-14; Hes 16,10-14; Ps 45,14-16). Der hohe Wert der zwei Onyxsteine deutet den unendlich höheren Wen an, mit dem Gott Sein Volk betrachtet und liebt.
Lieblich und sehr bedeutsam ist das goldene Brustschild (Vers 15-30). Das Brustschild war besetzt mit zwölf in Gold gefaßten, leuchtenden Edelsteinen. Es war viereckig, und die Edelsteine waren in viermal drei Reihen angeordnet. Die Namen auf den Steinen entsprachen ihrer Reihenfolge der Lagerordnung Israels, wie sie in 4. Mose 2 beschrieben wird. Lagerordnung und Brustschild korrespondierten also miteinander. Das war bei den zwei Steinen auf den Schulterstücken anders, dort stehen sie dem Alter nach verzeichnet (Vers 9-11). Israel mag in alle vier Himmelsrichtungen zerstreut sein und kann doch nicht vergessen werden vom Hohenpriester. An der Tatsache, daß seine Namen an den 12 Toren des himmlischen Jerusalems angeschrieben sein werden (Off 21,12) erkennen wir Gottes unendliche Treue mit Seinem Volke. Ja, der Dichter hat schon recht mit seinem Wort:
„Was Er sich vorgenommen und was Er haben will, das muß doch endlich kommen zu Seinem Zweck und Ziel.“
Das Reich Israels entwickelt sich nach allen vier Enden der Erde hin, bis es nach Dan 2,35 die ganze Erde erfüllen wird. Israel befand sich in einer besonderen Gnadenstellung vor Gott. Er schaute nicht auf seine Schwachheiten, sondern auf die leuchtenden Namen. Einzigartig müssen diese echten Steine in ihrer Regenbogenpracht im Lichte des siebenarmigen, goldenen Leuchters gestrahlt haben. Vergessen wir nicht, daß wir unserm Hohenpriester nicht weniger kostbar sind. Wie ermutigend und erhebend ist dieser Gedanke besonders für geprüfte, hin- und hergeworfene Gotteskinder. Das Bewußtsein, daß Gott sie beständig in unveränderlichem Glanz auf dem Herzen unseres großen Hohenpriesters sieht, sollte jeden gläubigen Christen mit neuem Glaubensmut erfüllen. Die Erkenntnis unserer herrlichen Stellung in Christo löst uns von unserem Ich-leben und macht uns bereit zu einem willigen Opferleben. Sie führt zu einem sieghaften, geheiligten Wandel, in dem wir uns praktisch als solche darstellen möchten, wie Gott sie sehen will, um Wohlgefallen an ihnen zu haben (1Joh 3,1-6; 2Thes 1,11.12).
Wichtig ist dieses Bild auch für unser Gemeinschaftsleben. Lernen wir unsere Mitgläubigen als Edelsteine Gottes anschauen, dann werden wir sie lieben und auch in den Schwachheiten tragen, wie Gott es tut.
Doch nehmen wir die Schulterstücke und das Brustschild als Gesamtheit, was ergibt sich da für ein herrlicher Dienst: Schulter- und Herzensdienst. Diesen Dienst verrichtet der Herr beständig an den Seinen, und wir, verrichten wir ihn ebenso an unsern Mitgläubigen? Lieben und tragen wir mit derselben Geduld auch solche, die uns schwer zu tragen geben, wie unser Herr uns trägt? Wie wir alle einst verlorene Sünder waren, so sind wir nun alle Seine Geliebten, alle mit demselben kostbaren Blut erkauft, Seine Edelsteine.
Es werden ferner die „Urim und Thummim“ erwähnt. Ihre Bedeutung ist Licht und Recht. Das untere Ende des goldenen Brustschildes war nach unten umgeschlagen und bildete eine Art Tasche, und in dieser Tasche befanden sie sich. Wir wissen nicht, aus was sie bestanden, ob es auch Steine waren oder Stäbe oder eine Art Lose, deren man sich bediente, um den Herrn zu befragen. Das tat z. B. Josua (4. Mose 27,21). Auch der verworfene König Saul versuchte es, aber Gott antwortete ihm seiner Untreue wegen nicht (1Sam 28,6). Gott läßt die Seinen nicht im Dunkel, Er weist ihnen den Weg. Heute tut Er es hauptsächlich durch Sein Wort. Wir dürfen aber die Schrift nicht als eine Art Loskästlein gebrauchen, wie es jener Mann tat, der gewohnt war, die Augen zu schließen und dann den Finger auf eine Stelle zu legen. Er bildete sich ein, so den Willen Gottes zu erfahren. Als er es eines Tages wieder tat, legte er den Finger auf Mt 27,5: „Und er ging hin und erhängte sich.“ Nein, sagte er sich, das kann nicht richtig sein. Er probierte nochmals, legte den Finger auf Lk 10,37 und las dort zu seinem Schrecken: „Gehe hin und tue desgleichen.“ Da merkte der Freund, daß das nicht der Gott wohlgefällige Weg war, die Schrift zu gebrauchen. Er flehte den Herrn an, und der Herr zeigte ihm den richtigen Weg. Wir kennen gottlob den, der da heißt: „Wunderbar, Rat . . .“ (Jes 9,5; 28,29). Wer Ihm folgt, bleibt nicht im Unklaren (Joh.
8,12). Ja, er darf merken, der Herr wohnt in uns durch Seinen Geist
(Röm 8,10.11). Er lehrt und erinnert uns an alles (
Wir finden auch den kostbaren Gürtel erwähnt, aus Gold und sehr kostbaren Stoffen hergestellt. Er hielt das Ephod zusammen. Der Gürtel ist das Symbol des Dienstes. „Gürte dich und diene“, so lesen wir in Lk 17,8. Elias gürtete seine Lenden (1Kön 18,46). Zu Gehasi sagte Elisa, als er ihm einen Befehl gab: „Gürte deine Lenden“ (2Kön 4,29). Da der Gürtel des Hohenpriesters solch ein Kunstwerk war, hatte auch er gewiß eine besondere Bedeutung. In Joh 13 sehen wir den Herrn, wie Er sich anschickt, den Jüngern zu dienen, und sich umgürtet (Vs. 4). In Off 1,13 sehen wir Ihn mit einem goldenen Gürtel umgürtet. Er war stets zum Dienst bereit, ob auf Erden oder im Himmel. Er ging stets einher und diente allen, die sich dienen lassen wollten (Apg 10,38). Unablässig dient uns der Umgürtete und vermittelt uns reiche Segnungen, Gnade, Barmherzigkeit und Kraft für den inwendigen Menschen, vor allem aber völligen Sieg über die Sünde (1Kor 15,57; 2Kor 2,14). „Umgürtet eure Lenden“, ruft uns Paulus zu (Eph 6,14), d. h. seid dienstbereit für Ihn selbst und an euren Brüdern, wie Er selbst uns ein Beispiel hinterlassen hat (Joh 13,15).
Zuletzt sei noch das goldene Stirnblatt erwähnt (Vers 36-38). Das befand sich an einer Mütze oder Turban und trug die Inschrift ,.Heilig dem Herrn". Das goldene Stirnblatt mit seiner Inschrift ist eine Darstellung der göttlichen Heiligkeit unseres großen Hohenpriesters. Es mußte im Amte Aarons beständig an seiner Stirn sichtbar sein, ein bedeutsamer Hinweis auf die Beständigkeit seines Dienstes an Israel. Unser Hoherpriester weilt beständig in der Gegenwart Gottes um unsertwillen. Seine Heiligkeit überträgt sich auf unsere Stellung vor Gott und bringt uns selbst dahin, wofür wir bestimmt sind, in die Stellung, die uns zugesichert ist (1Pet 2,5.9).
Die Zeit wird kommen, da in Israel nicht nur der Hohepriester die Inschrift „Heilig den, Herrn“ tragen wird, sondern sie wird an den Schellen der Rosse, ja sogar an den Kochtöpfen stehen (Sach 14,20.21). So soll es heute schon bei uns sein. Das „Heilig dein Herrn“ soll allenthalben, zusehen sein, in allen Räumen und an allen Orten, wo immer wir uns auch befinden mögen. Dann dürfen wir mit Jakob sagen: „Hier ist die Pforte des Himmels.“