2. Mose 28,2 - „Kleider herrlich und schön"
Wie alle anderen Gegenstände der Stiftshütte, so sind auch die Kleider des Hohenpriesters ein Hinweis auf Christus als den großen Hohenpriester. Die priesterliche Kleidung Aarons bestand aus sieben Stücken:
Der weiße Leinenrock.
Der blaue Rock mit den goldenen Schellen und Granatäpfeln unten an seinem Saum.
Das kunstvolle Ephod, eine Art Talar über dein blauen Kleide
Der kostbare Gürtel.
Die goldenen Schultertücke mit zwei Onyxsteinen.
Das goldene Brustschild mit zwölf Edelsteinen.
Der Turban oder Hut mit dein goldenen Schild und der Inschrift „Heilig dem Herrn.“
In diesen herrlichen Kleidern ging Aaron täglich einher, und darin unterschied er sich vom ganzen Volk. Nach Kol 3,12-14 zählt der Apostel auch siebenerlei auf, was die Priester des neuen Testamentes anziehen und auch ständig tragen sollen: „So ziehet nun an als die Auserwählten Gottes, Heiligen und Geliebten, herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Demut, Sanftmut, Geduld, Langmut, d. h. einander ertragen und vergeben. Über das alles ziehet die Liebe an, die das Band der Vollkommenheit ist.“ Letzteres ist gleich dem kostbaren und herrlichen Ephod, geschmückt mit den Edelsteinen. Wahrlich, Kinder Gottes fragen nichts nach der Mode, sie sind von Gott selbst überaus herrlich gekleidet, schöner wie Salomo in all seiner Pracht und Herrlichkeit.
Die Kleider Aarons waren aus denselben Stoffen und gleichen Farben wie die Behänge der Stiftshütte, wie der herrliche Vorhang im Allerheiligsten gefertigt. Die priesterlichen Kleider weisen auf den Charakter hin. Alles, was wir an ihnen sehen ist voll köstlicher Bedeutung, des Amtes ihres Trägers. Was der Hoherpriester Aaron in seinen kostbaren Kleidern symbolisch darstellen sollte, wurde Wirklichkeit bei unserm Hohenpriester Christus, sowohl innerlich als äußerlich. Der Herr war der Erfüller aller Wünsche und Gedanken Gottes. Die heiligen Kleider verliehen also Aaron, der auch ein Sünder war, symbolhaft die Eigenschaften, die erforderlich waren und ihn befähigten, vor Gott als Mittler für Sein Volk zu erscheinen. Die Reihenfolge der Kleider ist folgende:
Der lange weiße Leinenrock. Erst nachdem Aaron gebadet worden war, wurde ihm dieser angelegt, also nicht auf einen befleckten, unreinen Leib. Aaron legte ihn nicht selbst an, Moses tat das auf Gottes Geheiß. Das ist beachtenswert (Jes 61,10). Die Bedeutung der Leinwand lernten wir schon in unserer Betrachtung über den Vorhof kennen. Sie stellt die Gerechtigkeit der Heiligen dar. Heiligkeit war das erste Erfordernis für den Hohenpriester und ist es für jeden von uns als Seinem Priester. Das weiße Leinen erinnert vor allem an den Einen Reinen und Unbefleckten (Heb 7,26). Wollte Aaron für die Ungerechtigkeit seiner Brüder eintreten, so mußte er selbst vor Gott gerechtfertigt dastehen. Aber was verlieh ihm das Vorrecht, aus sinnen Brüdern heraus vor Gott zu erscheinen? Gewiß weder seine Geburt noch; irgend welche Verdienste oder andere Vorzüge, denn er war ein Sünder wie alle andern auch (Röm 3,23). Als Hoherpriester mußte er allen Ansprüchen eines dreimalheiligen Gottes Genüge leisten, wie das Heb 7,26 sagt. Wie aber konnte und durfte er das? Gott selbst befähigte ihn durch die herrlichen Kleider, mit denen Gott ihn antun ließ, darin lag sein hoher Vorzug vor seinen Brüdern. Also absolute Gerechtigkeit war das Erfordernis des Hohenpriesters (Ps 132,9). Diese kam in dem weißen Rock symbolisch zum Ausdruck.
Das weiße Gewand trugen aber auch die Priester. In dieser Hinsicht
bestand kein Unterschied zwischen dem Hohenpriester und den Priestern.
Da wir Priester Gottes genannt werden, wissen wir also, wie wir allezeit
erscheinen sollen: Im Weiß der Gerechtigkeit Jesu Christi. Jeder, der
die Gerechtigkeit tut, ist aus Gott geboren (1Joh 2,29;
Der blaue Rock (2. Mose 28,31-35). Er war herrlich gewirkt ohne Naht und blau in der Farbe des Himmels. Während das weiße Kleid die Gerechtigkeit der Heiligen darstellt und zugleich auf Jesum als den einzigen gerechten Menschensohn hinweist, so weist der blaue Rock hin auf Den, der vom Himmel kam. Jesus war Gott und Mensch. zugleich, einzigartig gewirkt durch den Heiligen Geist in der Jungfraugeburt (Lk 1,35; Joh 1,14). Der Hohepriester Aaron erschien somit in dem himmlischen Blau, in das er ganz eingehüllt war. Wohl geschah sein Dienst auf Erden, aber er wurde als ein himmlischer Dienst angesehen. Ebenso wird Christi Hoherpriesterdienst im Himmel ausgeübt. Auf Erden konnte unser Her: nicht Hoherpriester sein, weil er nicht aus dem Hause Aaron, sondern aus Juda stammte. Dennoch haben wir ein herrliches Vorbild Seines hohenpriesterlichen Wirkens in Johannes 17.
An diesem blauen Gewand befanden sich unten am Saum zwei Verzierungen:
Goldene Glöckchen (Vers 33,34). Nach jüdischer Überlieferung waren es 72 an der Zahl. Diese Glöckchen hatten eine größere Bedeutung, als man heute annehmen möchte; denn es heißt: „Aaron soll diesen Rock anhaben, wenn er dient, daß man seinen Klang höre, wenn er aus- und eingeht in das Heilige vor dem Herrn, auf daß er nicht sterbe“ (Vers 35). Die Glöckchen sollten offenbar Gott daran erinnern, daß Sein Knecht für die Geliebten des Herrn mit all ihren Bedürfnissen eintrat. Die Israeliten selbst konnten den Hohenpriester im Heiligtum nicht sehen, durch den Klang der goldenen Glöckchen aber konnten sie jeden Schritt, den er für sie unternahm, hören und ihm im Geiste folgen.
Die Glöckchen sind sicherlich auch ein Bild des Zeugnisses. Aaron ging ja nicht nur hinein ins Heiligtum, sondern kam auch segnend heraus. Alle sollten die frohe Botschaft hören, die er auszurichten hatte, und den Segen empfangen.
Laß den lieblichen Klang des herrlichen Evangeliums vor allem durch deinen Wandel überall vernommen werden! Man hörte ja die Glöckchen nur, wenn Aaron wandelte. O, daß niemals etwas anderes als die goldenen Schellen gehört werde (Jes 52,7.8; Nah 2,1). Das Gold selbst weist auf die Schönheit und Kostbarkeit des Schmuckes hin und der Schall auf den rechten lieblichen Klang, der vom Dienste Aarons ausgehen sollte.
Die Granatäpfel. Sie waren aus denselben Stoffen wie die Kleider gefertigt und stellten vor allem andern einen fruchtbaren Baum dar, bei dem ebensoviel Frucht zu sehen war, wie Worte der Gnade zu hören. Der Herr, unser Hoherpriester, ist „der Baum gepflanzt an Wasserbächen", der nicht aufhört, Früchte zu tragen (Ps 1,3; Jer 17,8). Von der Mühsal Seiner Arbeit wird Er Frucht sehen (Jes 53,11.12). Der Herr ist hineingegangen ins Allerheiligste mit den wohlklingenden, goldenen Glöckchen, und Sein Dienst wirkt für uns reiche Frucht. Nennen wir einige Früchte, die uns durch Sein Hineingehen geworden sind:
Da ist der verheißene Tröster, der Heilige Geist, den Er gesandt hat (Joh 14,16; Apg 2,33). Ferner ist es eine wunderbare Frucht, daß wir in Seinem Namen zum Vater gehen dürfen (Joh 14,13.14), wie auch die herrliche Freiheit, hintreten zu dürfen zum Throne der Gnade, um vereint mit unserm Herrn dort vor Seinem Vater zu erscheinen (Heb 10,19). Bald werden wir die am heißesten ersehnte Frucht genießen, wenn die letzte Seiner Bitten für uns erhört sein wird, wenn wir bei Ihm sein werden (Joh 17,24). Die goldenen Glöckchen sind gleich den Bitten, die Er für uns ausspricht, und die Granatäpfel gleich der Erhörung.
Auch das darf ein Fingerzeig für uns sein: Es waren gleichviel Glöckchen wie Granatäpfel. Wer in Ihm bleibt, der hört nicht auf, Früchte zu tragen (Joh 15,1-8). Oder sind wir etwa nur ein tönend Erz oder eine klingende Schelle? (l. Kor. 13,1). Wenn am hohenpriesterlichen Kleid ebensoviel Granatäpfel wie Glöckchen vorhanden waren, so sagt uns dies, daß bei normaler Entfaltung des Lebens Christi in uns die praktischen Früchte der Gerechtigkeit im täglichen Leben in demselben Maße gesehen werden müssen, wie das Bekenntnis unseres Mundes gehört wird. „Wer da sagt, daß er in Ihm bleibt, ist schuldig zu wandeln, wie Er gewandelt ist“ (1Joh 2,6). Wer aber Ihn bekennt und Seine Gebote nicht hält, ist unfruchtbar und ein Lügner (Jak 2,14-17; 1Joh 2,4).