Behandelter Abschnitt Ps 133,1-3
Segen der brüderlichen Eintracht Psalm 133
Dieser kurze Psalm bietet dem nachdenkenden Leser reiche Belehrung und Erquickung. Er wird ein Lied Davids im höheren Chor überschrieben. Man nimmt an, dass er anlässlich der Krönung Davids gesprochen wurde, da ganz Israel zu David nach Hebron kam, um ihn zum König zu salben (2Sam 5,1-3; 1Chr 12,38-40). Wir wollen versuchen, die zentralen Wörter des Psalmes hervorzuheben: Siehe ‑ Brüder ‑ Einheit ‑ Salböl ‑ Tau ‑ Segen Leben in Ewigkeit.
1. Siehe. Das Wort bietet ein dankbares Studium. Am meisten braucht es Johannes, welcher der Seher genannt wird. In seinen Schriften kommt oft das Wort „Siehe“ vor. Wir können nur einige der vielen „Siehe“ nennen. Jakob erwähnt es in 1. Mose 28 viermal. Dort wurde der Grund seines Glaubenslebens gelegt in dem Bekenntnis: „Dieser Gott soll mein Gott sein.“ Ferner braucht es Johannes der Täufer. Während er sich mit zweien seiner Jünger unterhielt, sieht er Jesus vorbeigehen und sagt zu den Jüngern: „Siehe, das Lamm Gottes, welches die Sünde der Welt hinwegträgt.“ Die zwei blickten nicht nur nach Ihm, sondern sie gingen zu Ihm und folgten Ihm nach (Joh 1,39). Beim Herrn fanden sie volle Befriedigung, was aus Johannes 6,68 hervorgeht. Erwähnen wir kurz noch ein „Siehe“, das des Herrn in Off 22,12.20: „Siehe, ich komme bald.“ Dem Kinde Gottes, das dieses „Siehe“ im Auge behält, fehlt es nie an Freude und Trost in allen Lagen, sondern es erlebt stets Psalm 23. Alle, die in dieser glückseligen Erwartung leben, suchen nur noch was droben ist (Kol 3).
2. Brüder Das sind wir alle von Natur; denn Gott hat aus einem Blut alle Nationen gemacht (Apg 17,26; Mal 2,10). Weit größer ist unsere Brüderschaft. Wir sind aus Gott geboren (Joh 1,13). Gott ist unser Vater, wir sind Seine Kinder und Brüder in Christo.
3. Einheit oder Eintracht. Das betonte der Herr in Seinem letzten Gebet: „Auf dass sie alle eins seien» (Joh 17,21). David bezeichnet die Einheit mit «fein und lieblich». Dafür haben wir schöne Belege in der Apostelgeschichte 1,14; 2,1. Einigkeit macht stark. Viele feine Fäden zusammen machen ein starkes Seil. Einheit will nicht sagen, dass alle gleich handeln müssen. Asaph hatte in seinem großen Chor viertausend Sänger mit vielen Stimmen und verschiedenen Instrumenten. Alles wirkte zu einer wohlklingenden Harmonie. Wie verschieden der Geist wirkt, lernen wir in 1. Korinther 12 und 14. Satan ist der Urheber der Trennung. Wir sehen es bei Kain und Abel, Abraham und Lot (1. Mose 13). Das kommt leider noch unter Knechten Gottes vor, zum Beispiel zwischen Paulus und Barnabas (Apg 15,39). Lies Philipper 4,2.
4. Das köstliche Salböl. In 2. Mose 30,22-25 wird es beschrieben. Es bestand aus vier verschiedenen wohlriechenden Gewürzen. Der Geruch muss erquickend gewesen sein, ähnlich der Salbe der Maria (Joh 12,3). Gesalbte verbreiten einen lieblichen Geruch. Das Salböl wurde auf den Hohenpriester gegossen und floss von ihm herab, bis auf den Saum seines Kleides. Unser Hohepriester Jesus ist der Gesalbte Gottes (Lk 4,18; Apg 10,38). Wie das köstliche Salböl über Aaron floss, so salbte der Vater Seinen Sohn mit dem Heiligen Geist (Mt 3,16). Mit demselben Geist sind wir alle zu einem Leb getauft. Wir haben die Salbung; sie bleibt auf uns (1Joh 2,27). Welch unschätzbares Vorrecht! Darüber rufen wir allen Mitgläubigen ein „Siehe und staune“ zu. Bete an und bleibe in Ihm!
5. Tau. Er ist den Feldern und Wäldern unentbehrlich und ist eine göttliche Wohltat (1. Mose 27,28.29; 5. Mose 33,13; 33,28). Sein Ausbleiben war göttliche Zucht. Man denke an die Worte Elias in 1. Könige 17,1, was eine schwere Hungersnot zur Folge hatte (Hagg. 1, 10). Der Tau ist also ein weiteres Bild von reichem Segen. Er fällt unmerkbar auf Felder und Wälder während der Nacht. Er befruchtet beide, den hohen Hermon und den niedrigen Berg Zion. Der stille Einfluss des Taus ist hier mit der Bruderliebe verbunden. Achte woher er kommt: von oben. Sind es nicht oft die stillen Nachtstunden, da der Tau des Himmels auf uns fällt und fruchtbar macht? David sagt in Psalm 119,55: „Herr, ich gedenke des Nachts an deinen Namen“, und wiederum: „Lobet den Herrn, die ihr stehet des Nachts im Hause des Herrn“ (Ps 134,1). Was bewirken beide zusammen, Salböl und Tau des Himmels im Gläubigen? Segen.
6. Da hat der Herr Segen verordnet. Ist dieser Segen für alle? Beide Berge nennt der Schreiber, den 2760 Meter hohen, schneebedeckten Hermon sowie e den kleinen Berg Zion (730 Meter). Der Tau, der Segen, fällt auf beide, groß und klein (Apg 2,4; 10,44). Alle erhielten den gleichen Segen. Keiner war ausgeschlossen. Aber alle warteten auf die Verheißung des Vaters (Apg 1,4). Alle, obwohl sie so verschieden waren, erhielten den reichen Segen. Wir benötigen ihn täglich im Handeln und im Wandel.
7. Wie lange fließt dieser Segen? Leben bis in Ewigkeit, also zu jeder Zeit. Das Öl jener Witwe in 2. Könige 4,6 floss so lange, bis die vorhandenen Gefäße gefüllt waren. Wenn ich leer bin, ist Er die Fülle. In 1Thes 5,19 werden wir ermahnt, Ihn nicht zu dämpfen oder zu betrüben (Eph 5,30). Räume aus dem Wege, was den Geist hindert, damit der verheißene Segen fließe. „Geist vom Vater taue, taue, Segen auf die dürre Flur, dass Dein Liebeswirken preise die erquickte Kreatur.“