Behandelter Abschnitt Ps 131,1-3
Ruhe in Gott Psalm 131
Beim Lesen dieses kurzen Psalmes bekommen wir einen Einblick in das Innenleben Davids, das bei näherer Betrachtung unser aller Sehnen ist (V. 1). Er hebt ein dreifaches Negativ hervor.
Nicht hoch ist mein Herz. Noch tragen sich hoch meine Augen, und ich wandle nicht in Dingen, die zu hoch und zu wunderbar für mich sind. Wer denkt nicht bei diesem Selbstzeugnis Davids an den, der sich der Sohn Davids nennt? Wie war sein Herz? Demütig. Seine Augen waren stets auf den Vater gerichtet und nicht auf die Dinge dieser Welt, die Satan ihm bot (Mt 4,9). Sein Wandel war vollkommen: „Ich tue allezeit was meinem Vater wohlgefällt.“ Diese drei Wahrheiten, die David hier nennt, sollen uns kurz beschäftigen. David war gering in seinem eigenen Herzen. Von Natur ist jeder das Gegenteil. Gott selbst sagt in 1. Mose 6,5, dass das Herz böse ist von Jugend auf. Der Prophet stellt ihm ein trauriges Zeugnis aus (Jer 17,9). Des Herrn Urteil über unser Herz ist erschütternd (Mt 15,19). Aber der Herr kann es erneuern; das bezeugt auch David von sich in Psalm 51, ebenso der Prophet Hesekiel (Hes 36,26). David wurde sogar von seiner Frau Michal seiner Demut wegen verachtet. Er aber sagt: „Ich will noch geringer werden“ (2Sam 6,22). Diese schöne Tugend sehen wir oft in der Schrift, auch bei Abraham (1. Mose 18). Von Mose sagt das Wort (4. Mose 12,3): „Mose aber war sehr sanftmütig, mehr als alle Menschen, die auf Erden sind.“ Man denke ferner an Frauen wie Hanna, die Mutter Samuels, und an ihre Demut (1Sam 1). Auch im neuen Testament sind uns viele Beispiele bekannt. Petrus fand sich unwürdig, den Herrn in seinem Hause aufzunehmen (Lk 5,8). Ähnlich sprach der Hauptmann von Kapernaum von sich (Mt 8,8).
Leider sehen wir bei andern das Gegenteil, wie zum Beispiel bei
Salomo, der anfänglich klein in seinen Augen war. Worum bat er, als Gott
ihm Wünsche vorlegte? Nicht um irdische Größe, sondern um ein weises und
demütiges Herz (l. Kön. 3). Ähnliches lesen wir von Usia (
Davids Trachten. Es war nicht nach hohen Dingen, obwohl er der Höchste war. „Noch trugen sich hoch meine Augen.“ Augenlust hat viele zu Fall gebracht. Wir sehen es bei Eva. Sie sah, dass die verbotene Frucht gut war und nahm (l. Mose 3, 6). Derselben Sünde verfiel Achan (Jos 7,28). Ein weiteres trauriges Beispiel sehen wir in Gehasi, dem Diener des Elisa (2Kön 5,20-27).
Der Sitz des Hochmuts. Diese bittere Wurzel hat
seinen Sitz im Herzen (Mk 7,22.23). Der Psalmist fleht in
Davids Wandel. „Ich wandle nicht in Dingen, die zu groß und zu wunderbar für mich sind.“ David wünscht dasselbe zu tun: vor Gott wandeln wie Abraham (l. Mose 15). Wandle vor Gott will sagen: entsage allem, was Ihm nicht gefällt. Paulus achtete sogar irdische Vorzüge als Verlust, weil sie den Platz beanspruchen, der dem Herrn gehört. Die Schrift redet auffallend viel vom Wandel der Gläubigen. Schlage deine Konkordanz nach, und du wirst reiche Belehrung und Ermahnung finden. Der Herr drückt unseren Wandel mit dem schönen Wort aus: „Folge mir nach“, d. h. wandle wie Ich. Petrus ermahnt zum Nachwandeln in Jesu Fußstapfen.
Ein vielsagender Vergleich. Er betrachtet sich mit einem entwöhnten Kinde. Paulus sagt: „Als ich ein Kind war, redete ich wie ein Kind (l. Kor. 13, 11). Nun aber bin ich ein Mann und habe das kindische Wesen abgelegt.“ Das sagte auch David von sich. Ein entwöhntes Kind sehnt sich nicht mehr nach der Brust der Mutter, sondern es genießt starke Speise. Wir haben es sogar wie Mose: wir verzichten auf alle Vorzüge dieser Welt, damit allein Christus in uns Gestalt gewinne (Heb 11,24-26). Ein entwöhntes Kind ist zufrieden mit dem, was es hat. Es entsagt den Vorzügen der Welt und ehrt Gott in seinem Dienst, es folgt dem Beispiel des Apostels (1Kor 7,29-31). Jesus genügt ihm, weil in Ihm alles ist (Kol 2,9). Ein entwöhntes Kind schreit nicht mehr nach der Muttermilch. Es weiß: ich habe den Gott, der sich der Allmächtige, Allweise und Allgegenwärtige nennt. Selbst in schweren Tagen nimmt es wie Hiob alles aus den Händen seines Gottes und Vaters und sagt: „Der Herr hat's gegeben, der Herr hat's genommen; der Name des Herrn sei gelobt.“ Mit dem Dichter singt es: „Alle meine Quellen sind in Dir.“