Behandelter Abschnitt Ps 129,1-8
Die Härten der Gläubigen Psalm 129
Oftmals haben sie mich bedrängt von meiner Jugend an. Sage doch Israel, «oft haben sie mich bedrängt von meiner Jugend an, dennoch haben sie mich nicht übermocht. Die Wiederholung soll wohl auf die außergewöhnlichen Härten der Verfolgung hinweisen, wie sie David und sein Volk erdulden mußten. Indem er sagt: „Sage doch Israel“, denkt er zugleich an die Härten Israels als Volk.
Wo fingen sie bei David an? In der eigenen Familie. Jener Tag war ein großer, als Samuel im Auftrag Gottes in das Haus seines Vaters Isai trat, um einen seiner zehn Söhne zum König über Israel zu salben. Neid wird die neun erfüllt haben, als Samuel an Eliab, dem Ältesten, und den andern vorüberging und den Jüngsten salbte. Soll der über uns herrschen? Dabei werden wir an ein früheres Ereignis, s, an Joseph und seine Träume erinnert, dass es seine Brüder auch nicht ertragen konnten, dass er einmal über sie herrschen solle. Sie beneideten ihn, was später zum Verkauf führte. Auch bei ihm wurde der Pflug über seinen Rücken gezogen und verursachte tiefe Furchen. Ähnlich erging es David von seinem Bruder Eliab, der seinen Zorn über ihn ergoss (1Sam 17,28). Das war nur der Anfang. Bald aber wurde der Pflug an ihm gar tief gezogen. Dasselbe wiederholt sch bis in unsere Zeit. Ruft Gott einen Menschen für Seine Zwecke heraus, so setzt der Pflug daheim an. Bekehrt sich ein Familienglied, so wird es in der eigenen Familie verkannt, oft sogar ausgestoßen (Mk 13,12).
Was will uns das Bild des Pfluges sagen? Pflüger haben auf meinem Rücken gepflügt, haben lang gezogen ihre Furchen. Es weist auf die oft unerträglichen Leiden beider hin, auf die Davids und Israels. Man denke an Pharao, der den Pflug an Israel sehr tief ansetzte und lang zog. während vierhundertdreißig Jahren. Die Lasten, die er auf den Rücken des Volkes lud, waren oft unerträglich. Der Herr im Himmel hörte ihren Schrei und kam herab, das Seil des Pfluges zu durchschneiden (2. Mose 3,7.8). Diese Härte wird in 1. Mose 15 in einem anderen Bild m 't einem brennenden Ofen verglichen. Grausam fuhr der Pflug lange Furchen auf Israels Rücken zu verschiedenen Zeiten. Man denke an die Zeit eines Antiochus und die Zerstörungen Jerusalems durch die Babylonier und später an d e des Römerreiches. Der Schreiber sagt: „Dennoch haben sie mich nicht übermocht.“ Pharao, Sanherib, Antiochus, Haman schien ihr Vorhaben zu gelingen; aber der Prophet sagt in Jesaja 1,9: „Wenn Jahwe der Heerscharen uns nicht einen gar kleinen Ueberrest gelassen hätte, wären wir wie Sodom und Gomorra geworden.“
Das Bild des Pfluges findet besondere Anwendung am Sohne Davids, an unserem Herrn. Sie begann schon vor Seiner Geburt. Joseph, der unter falschem Verdacht stand, wollte Maria, seine Verlobte, entlassen. Aber der Herr belehrte ihn (Mt 1,19). Das Grausamste aber sollte bald durch den bethlehemitischen Kindermord geschehen (Mt 2,16).
Wollten wir beim Herrn all die Versuche Satans, den Pflug tief zu führen, aufzählen, so müssten hier viele Seiten folgen. Scheinbar gelang es ihm am Kreuz, aber Gott hat das Seil des Pfluges durchschnitten und hat Seinen Sohn zum Trutz der Feinde auferweckt. Das Bild des Pfluges findet auch seine Anwendung auf die Gemeinde des Herrn, die Satan auch vernichten wollte.
Was ist der Hintergrund dieser Austilgungsversuche? Der Schlangensame wollte den Weibessamen verschlingen. Der Drache stand vor dem Weibe, um das Knäblein zu verschlingen (Off 12,4). Die Liebe Gottes zu den Seinen ist derart stark, dass sie niemand aus Seiner Hand rauben kann (Röm 8,31). Die Gemeinde war nie so rein wie in Zeiten der Verfolgung. So hing auch David nie so fest an seinem Gott und seinem Wort wie in den Zeiten bitterster Not.
Ihr Mißerfolg. „Dennoch haben sie mich nicht übermocht.“ Wieso misslang dem Feind sein böses Vorhaben an den Heiligen? Die Antwort dürfte in Vers 4 zu finden sein: Jahwe ist gerecht. Der Feind ist bis heute am Pflügen, aber der Herr durchschneidet das Seil. Das erlebte David einige Male mit Saul. Er meinte endlich seinen Plan erfüllt zu sehen und David zu töten, da durchschnitt Gott das Seil durch die Philister, die in das Land eindrangen (1Sam 23,27). Saul musste eilends abziehen, um Israel vor den Philistern zu retten. Alle, die Zion hassen, müssen beschämt werden (Jes 37,27).
Mögen die Feinde sein wie das Gras auf den Dächern, das zu wachsen beginnt, aber bald verdorrt. Alles Siegesgeschrei der Gottlosen gleicht dem verdorrten Gras. So wird es auch den heutigen Feinden Israels ergehen.
Der herrliche Schluss. Wir segnen euch im Namen des Herrn. „Segnet, die euch fluchen, tut wohl denen, die euch hassen.“ Das tat David in nobler Weise an seinen Gegnern (Ps 35,13). Dasselbe lesen wir von Hiob, der für die drei Männer um Heilung betete und selbst geheilt und dazu überaus reich gesegnet wurde (Hiob 42). Wir sehen es auch in der Josephsgeschichte. Besonders aber bei unserem Herrn, der in Seinem qualvollen Tode am Kreuz betete: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“ Die reiche Frucht Seiner Fürbitte begann an Pfingsten zu wachsen, und das bis heute. Schließlich sei noch Stephanus genannt. Seine innige Fürbitte für seine Peiniger brachte reiche Ernte; denn sie gab Saulus den Anstoß zu seiner Bekehrung.