Behandelter Abschnitt Ps 126,1-6
Der Sämann Psalm 126
Ein kostbarer Psalm. Er wurde gesungen nach der großen Befreiung Israels aus Babylon, da sie viele Härten erduldeten und weinten. Dort konnten sie nicht die Harfe zum Lobe anstimmen, sondern hängten sie an die Weiden. Aber nach der Rückkehr unter der Führung Esras erschallten wiederum Jubellieder, und Freude erfüllte alle Herzen. Wir wollen aber in unserer Betrachtung eine andere Seite hervorheben, die aus den Versen 5 und 6 hervorgeht und einfach ein Bild des Sämanns schildern.
Der Sämann bei der Arbeit. Alle Gotteskinder sollen täglich guten Samen ausstreuen. Sie werden vielseitig dargestellt. Hier als Sämann, als Zeugen Jesu Christi (Apg 1,8), als Evangelisten, Hirten und Lehrer, als Mitarbeiter Gottes, als Menschenfischer. In Matthäus 13 stellt uns der Herr als Sämänner dar. Der Diener Gottes ist von Gott bestimmt. Gott selbst ruft ihn und rüstet ihn aus. Er darf das Evangelium verkündigen und die Mitgläubigen erbauen. Menschen dürfen nicht von sich aus in den Weinberg gehen, sondern der Herr des Weinbergs sendet sie selbst.
Sie müssen weise sein. Seid klug wie die Schlangen. Paulus nennt sich einen weisen Baumeister. Wir begegnen allerlei Hörern, Kritikern, Fehlersuchenden, oft den Unwissendsten. Satan widersteht ihrer Botschaft durch die Verschlagenheit der Menschen. So benötigen sie große Geschicklichkeit und Weisheit von oben.
Es ist ein mühsamer Dienst. Mit viel Mühe und Kraft durchzieht der Sämann mit dem Pflug den Acker in Sturm, Regen und Sonnenschein. Auch ist der Boden sehr verschieden. Mietlinge nehmen es nicht so genau. Aber der treue Knecht dient aus Liebe.
Der Same. Er wird edel genannt und ist überaus kostbar. Der Herr selbst wird das Wort genannt, welches der Same ist (Joh 12,24). Er ist kostbar, wertvoller als Silber und Gold, weil Jesus selbst sich das Weizenkorn nennt, das in die Erde fiel. Der Same selbst ist unscheinbar klein, nichts von Glanz für das Auge (Jes 52,14). Dieser Same ist den einen, die glauben, ein Geruch des Lebens zum Leben und den Ungläubigen ein Geruch des Todes zum Tode. Obwohl das Weizenkorn in die Erde fällt, wird es doch das unverwesliche Wort genannt, durch das wir wiedergeboren sind (1Pet 1,23). Es ist die Wahrheit, die heiligt (Joh 17,17). Es ist das Mittel zum Heil, zur Errettung und zur Befreiung.
Der Sämann geht hin, sucht Land (offene Türen), um seinen Samen auszustreuen. Er geht nach Jesu Befehl (Mt 28,20; Apg 13,2). Nach dem Beispiel seines Herrn geht er aus, um Verlorene zu suchen. Er tut es nicht in eigener Kraft, sondern in der Kraft Gottes. Nicht durch Heer oder Kraft, sondern durch Seinen Geist.
Was immer ihr tut, das tut im Namen des Herrn (Lk 24,47; Apg 3,16). Sie gehen aus, wie damals die Apostel.
Wie gehen sie aus? Paulus beantwortet es in 2Kor 5,14: „Die Liebe Christi dringet uns.“ Sie tun es, weil sie den Schrecken Gottes kennen und noch mehr aus Verantwortung dem Befehlshaber gegenüber (1Kor 5,11). Oft geht es unter Mühsal und Tränen: „Sie gehen hin mit Weinen“(V. 6). Man denke an unsern Herrn und Seine Tränen. Ebenfalls denken wir an die des Apostels (Apg 20,19). Manchmal liegen sie selbst am Boden wie einst Elia. Sie weinen über Misserfolg. Scheinbare Früchte schwinden wie Seifenblasen, die so vielversprechend waren. Das Gleichnis vom Sämann in Matthäus 13 sagt uns, dass nur ein kleiner Teil zur vollen Ernte ausreift.
Oft dienen sie unter Leibesschwächen. Das irdische Haus droht zu zerfallen (2Kor 5,1). Dennoch sagt der Apostel: «Wehe mir, wenn ich das Evangelium nicht verkündige.» Beachten wir noch: den Erfolg. Nach getaner Arbeit kehrt der Sämann heim. Wie? Mit Freuden. Er hat nach Befehl den Samen ausgestreut, den guten Kampf gegen alle Naturkatastrophen gekämpft; nun aber hält er das Erntedankfest. Sein Ziel ist erreicht, obwohl er unter viel Tränen gesät hat. Wer nie unter viel Weinen den Dienst getan hat, dem war es nie ernst. Wer nicht um Seelen weint, wird kaum welche gewinnen. Der Herr weinte, als Er die Stadt ansah, die nicht hören wollte, nun aber bald ihre Ablehnung zu fühlen bekam. Und doch trug diese den Sohn Gottes (Lk 19,41). Jene bei der Auferweckung des Lazarus (Joh 11,45), sowie einige unter dem Kreuz (Lk 23,42.48).
Was ist der Grund der Freude? Das war als erstes der Herr selbst. Welch ein Samenkorn (Joh 12,24)! Ihm wurde bald an Pfingsten eine kostbare Garbe zuteil. In Jesaja 53,12 lesen wir, dass Ihm die Menge zur Beute gegeben wurde. Durch alle Jahrhunderte hindurch brachten viele Knechte Gottes zahlreiche Garben ein. Jeder Arbeiter darf auch heute noch Garben bringen.
Der Lohn des Arbeiters. Der Herr sagt, er werde groß sein. Seelengewinner werden eine Ruhmeskrone erlangen (1Thes 2,19). Paulus freute sich, dass es die Thessalonicher und viele andere waren. Daniel sagt: „Die Lehrer aber werden leuchten wie des Himmels Glanz und die, so viele zur Gerechtigkeit weisen, wie die Sterne immer und ewiglich“ (Dan 12,3). Lernen wir, dass jetzt die Zeit der Aussaat ist. Wir streuen aus, täglich gehen wir als Sämann aus. Unser Vorbild, unsere Worte, unser Wandel sollen stets edler Same zur Ehre des Herrn sein.