Behandelter Abschnitt Ps 122,1-9
Segenswünsche eines Pilgers für Jerusalem Psalm 122
Der Psalm beginnt mit dem schönen Satz: „Ich freute mich.“ Freude macht das Leben süß und wirkt auf andere (Apg 4,13), weil sie eine Frucht des Geistes ist (Gal 5,22).
Ich freute mich. Worüber? Als sie mich einluden mitzugehen in das Haus des Herrn. Bereiten wir anderen auch diese Freude? Solch Mitgenommene haben oft Ewigkeitsschätze heimgenommen: Vergebung der Sünden durch das Blut Jesu. Die Königin von Reich‑Arabien verließ Jerusalem mit inneren und äußeren Schätzen (l. Kön. 10). Ein praktisches Beispiel solches Mitnehmens finden wir in Johannes 1. Die, welche Jesus gefunden hatten, führten ihre Brüder zu Christo. Der, welcher andere zu Jesus führt, bereitet sogar Freude im Himmel (Lk 15,7).
Was war hier der Grund zur Freude? Die Reise nach Jerusalem. Dahin ziehen die Stämme. Das war eine heilige Verordnung (2. Mose 23,17). In Lukas 2,41 sehen wir den Herrn mit seinen Eltern hinaufziehen. Gewiss war Seine Freude, das Haus Seines Vaters, in das die Pilger mit Lobgesang eingingen, zu sehen, groß (Ps 100). Unsere Füße werden in Deinen Toren stehen. Her war liebliche Gemeinschaft. Ganze Familien zogen hinauf. Je näher sie der Stadt kamen, umso lauter erscholl der Lobgesang. Einer trug des andern Lasten, zum Bespiel Väter ihre müden Kinder.
Was war der Grund der weiten Reise? Den Namen Jahwes zu preisen. Ist das auch unser Sehnen und Vorhaben, wenn wir zu unseren Gottesdiensten gehen? Besondere Freude erfüllte die Pilger aus der Ferne in das Land der Zierde zu pilgern. Was sie vorher nicht kannten, war ihnen ein großes Vorrecht (Dan 11,16). Immer eiliger wurden die Schritte, je näher sie Jerusalem kamen. Es wird die schöne Stadt genannt wegen seiner Paläste. Es war die Königsstadt; denn dort waren die Throne. Es wird die heilige Stadt genannt; denn dort offenbarte sich der Dreimal Heilige Seinem Volk.
Das größte Erlebnis. Bald durften sie die Stufen des Tempels betreten. Doch was sahen sie beim Eingang in den Vorhof? Lodernde Flammen, ein Lamm, das anstelle des Sünders auf dem Altar verbrannte und für ihn Sühnung tat. Gewiss weckte das ihr Schuldbewusstsein vor dem Dreimal Heiligen Gott. Und so ergeht es uns, wenn wir unter dem Kreuz stehen und im Geiste das Lamm für uns bluten sehen. Darnach erblickten sie die Priester am Waschbecken, wie sie sich Hände und Füße gegenseitig wuschen. Hier lernten sie, dass nur Gewaschene, Gereinigte, in das Heiligtum eingehen durften (2. Mose 30,17-31). Unreine Kleider mussten abgelegt werden (Sach 3,3.4). Sie bestaunten die Priester im heiligen Schmuck und lauschten auf ihre Lobgesänge, die sie selbst in den Nächten hörten (Ps 134). Sie werden den herrlich gekleideten Hohenpriester bestaunt haben, der auch für sie in das Allerheiligste ging, um Sühnung für sie zu tun und mit einem reichen Segensspruch herauskam. Auch wir haben ein Haus Gottes, äußerlich nicht zu vergleichen mit dem Tempel. Vielmehr sehr oft bescheiden (Heb 11,38) ‑ und doch der Tempel Gottes (Mt 18,20; 1Kor 3,16.17). Gehen wir auch mit Dank und großen Erwartungen hinein? Gehen wir hin, um nur eine Predigt zu hören, oder mit dem Verlangen, Jesum zu sehen (Joh 12,20.21; Mt 17,8)? Unsere Gottesdienstbesuche müssen den einen Zweck verfolgen, eine Begegnung mit Gott zu haben.
Was sahen die Pilger weiter? Throne. Sie machen stets tiefen Eindruck. Man denke an Jesaja 6 oder an Offenbarung 20,11. Israel war ein Rechtsstaat und führte die Gesetze aus bis zu Todesstrafen. Salomo baute eine Gerichtshalle. Sein weiser Richterspruch aus 1. Könige 3,16-28 ist uns bekannt und erfüllte alle mit tiefstem Ernst. Daneben ist der Thron Davids genannt, der gegenwärtig vakant ist, aber nach Lukas 1,32 durch den Sohn Davids besetzt werden wird. Der wahre Richter aus dem Hause Judas wird noch kommen (Jes 11,3f).
Es folgen einige Bitten. Bitte um die Wohlfahrt Jerusalems. Lass Deine heilige Stadt nicht wieder belagert und zerstört werden wie zuvor. Bewahre Du uns selbst vor Götzendienst, der Dich veranlasst, Dein Heiligtum den Hunden zu geben.
Bitte für die Bewohner Jerusalems. Gott selbst hat diese Bitten in ihren Mund gelegt. Wenn es uns unmöglich ist, viel für die Gemeinde des Herrn zu tun, so dürfen wir für sie beten. Als Paulus während der Gefangenschaft nur Briefe an die Gemeinden senden konnte, betete er Tag und Nacht für sie. Gebet ist Arbeit, weit mehr ein Kämpfen und Ringen wie Jakob (1. Mose 32,24).
Bitte für die Standhaftigkeit der Festungswerke. Sei Du selbst Schild unseren Festungen, wenn Feinde sie erstürmen wollen. Gib tapfere Soldaten wie David selbst war und viele seiner Helden. Heute bitten wir um Helden des Glaubens.
Noch mal bittet er um die Wohlfahrt der Brüder. Worin bejahen wir diese Bitte heute? In wahrer Bruderliebe, einander zu lieben. Gleichwie Jesus uns geliebt hat. Bereit zu sein, das Leben für die Brüder zu lassen (Röm 16,3.4; 1Joh 3,16).
Er tut was Er kann. Um des Hauses Jahwe, unseres Gottes willen, will ich Dein Bestes suchen. Das hat David in unübertroffener Weise am Haus Gottes getan. Sein alles gab er für dasselbe her. Man lese nachdenkend 1. Chronik. 29 und prüfe oder vergleiche sein Handeln oder Wirken am Hause Gottes mit dem Davids.