Behandelter Abschnitt Ps 121,1-8
Was der Herr den Seinen in Psalm 121 ist
Hohe Berge haben ihren besonderen Reiz zu allen Jahreszeiten. So kommen aus allen Ländern Touristen, um die schneebedeckten schönen Alpen zu bewundern, die reine frische Luft zu genießen, sich an der weiten Aussicht auf Seen, Wiesen und Wälder zu erfreuen. In den Tälern lauscht der Wanderer gern dem Alphorn und bewundert das unvergessliche Alpenglühen.
Für die Juden waren die hohen Berge wie der schneebedeckte Hermon, der Tabor, der schöne Libanon und andere bekannte Berge Wegweiser. Unter all den Bergen gaben sie den Pilgern die Richtung an, wie die Sterne den Seefahrern in früheren Zeiten. Im Mittelpunkt all dieser Berge war es einer, zu dem es den frommen Pilger zog: der Berg Zion, nicht seiner Höhe wegen, sondern weil der Höchste dort Seine Wohnung hatte und von dem ihre Hilfe kam. Unser Psalm ist bis heute einer der beliebtesten. Oft wird er bei festlichen Anlässen mit Freuden gesungen, und der reiche Inhalt zur Festpredigt verwendet. Was ist uns der Besungene?
Ein Helfer. Meine Hilfe kommt von dem Herrn, von dem Allmächtigen, der Himmel und Erde geschaffen hat, und alles was darinnen ist. Es ist ein Helfer, der nie versagt. Er vermag das Unmöglichste: Wasser in Strömen aus dem harten Felsen der Wüste zu geben und Himmelsspeise vom Himmel regnen zu lassen. Er ist der Herr über alles. Er vermag die wütendsten Stürme zu stillen und Tote aufzuerwecken, Gebundene zum Erstaunen aller in sanftmütige Menschen umzugestalten (Luk, 8,2. 35). Dieser Jahwe war Israels Helfer. Er rettete sie aus der Knechtschaft Pharaos und brachte sie zurück aus Babel. Von Ihm sagen auch wir: „Er ist mein Helfer.“ Wer Seinen Namen anruft, wird errettet. (Apg 2,21).
Er ist mein Bewahrer. Er lässt nicht zu, dass mein Fuß wanke. Fehltritte geschehen besonders viel in den Bergen. Durch einen solchen sinkt der Bergsteiger in die tiefsten Tiefen hinab. Aber was sagt unser Bewahrer? Niemand wird sie aus meiner Hand reißen (Joh 10,28). Ich habe für dich gebetet, dass dein Glaube nicht aufhöre (Lk 22,34). Wenige haben Seine Bewahrung so viel erfahren wie David. Er bewahrt die Seinen bis ans Ende. Bis heute ergeht es vielen wie jenen in Hebräer 11,35, andere aber wurden gefoltert; sie nahmen die Befreiung nicht an, weil sie wussten, dass sie eine bessere Auferstehung erlangen werden.
Der Herr ist mein Wächter. Der Hüter Israels schläft noch schlummert nicht. Das ist unfasslich für uns, die schnell müde werden. Wir mögen schlafen wie die Jünger in Gethsemane, oder aber trotz Schläfrigkeit wachen und seine Herrlichkeit sehen (Menge‑Übersetzung). Wir mögen vor Müdigkeit einschlafen wie ein Elia, aber der Wächter ist auf dem Wege den Müden aufzurichten und zu stärken (1Kön 19). Leider gibt es viele schlafende Gotteskinder (Mt 25). Ihnen ruft der Wächter zu: Wache auf, der du schläfst!
Beschirmer. Der Herr behütet dich. Er wird deinen Fuß nicht wanken lassen. Hier fehlt es nicht an Beispielen. Zunächst sei Israel selbst genannt. Pharaos Absicht war Israel zu vernichten. Dieselbe Absicht hatte auch Haman, nach dem Buch Esther, und das haben die Araber gegen Israel noch vor bis heute. Oftmals haben es einzelne Gläubige erfahren; man denke nur an die drei Männer im Feuerofen und an Daniel in der Löwengrube oder an Petrus im Gefängnis (Apg 12). Vierzig Männer mögen sich mit einem Eid verfluchen nicht zu ruhen, bis sie den Apostel Paulus umgebracht haben. Der Herr aber rettet Paulus. Hier könnten viele Missionare Wunder über Rettungen aller Art berichten. Meine heimgegangene Frau fuhr einmal mit dem Fahrrad zu einer Kranken. Plötzlich platzte der Schlauch, und es gab einen lauten Knall. Was geschah? Etwa fünfzig Meter vor ihr erwachte ein Löwe, stand auf und ging gemütlich weiter.
Er ist dein Schatten. Um den Schatten zu genießen müssen wir in dessen Nähe sein, im Sonnenschein leben; denn Schatten gibt es nur durch die Sonne. Der Herr ist uns Sonne und Schild. Ähnliches lesen wir in Psalm 91, wo der Psalmist viele Gefahren nennt: „Wer im Schatten des Allmächtigen bleibt, der spricht: Meine Zuversicht und meine Burg, mein Gott, auf den ich hoffe.“ In Hohelied 2,3 und 17 wird der Schatten des Freundes als Bild inniger Zuneigung und Freude hervorgehoben, und der Psalmist sagt, dass er juble im Schatten Seiner Flügel (Ps 63,7). Aber schließlich wird unser Leben mit dem Dahingehen eines Schattens verglichen
Jahwe ist der Hüter. Er behütet vor jedem Fall. Als Hüter dürfen wir Ihn als unsern Hirten betrachten, wie der Herr oft in den Psalm 23 und 80 und in den Propheten genannt wird.
Er ist der Beschützer vor Sonnenglut. Das hat Israel beständig erfahren. Die Wolkensäule glich einem gewaltigen Schild, der das Volk in der brennenden Wüstensonne bei Tag schützte wie den Wanderer der Wüste in der Oase. Die Feuersäule bot ihnen Wärme in den kühlen Nächten. Wer den Psalm zu seiner Seele reden lässt und sieht, was uns unser Herr alles ist, muss danken.
Er behütet vor allem Übel. Denke ein wenig über Ausgang und Eingang nach. Manches geht des Morgens aus, aber kehrt am Abend nicht zurück. Hier aber denkt wohl der Psalmist an den Ausgang aus dieser Welt und den herrlichen Eingang droben (2Kor 5,1).