Behandelter Abschnitt Ps 120,1-7
Ein Gebet in Bedrängnis Psalm 120
Das ist der erste der 15 Psalmen, die mit Stufenliedern bezeichnet sind. Sie waren für die Pilger nach Zion geschrieben, die von allen Gauen des Landes kamen und viele aus dem Ausland, um an den Festen Jahwes teilzunehmen (3. Mose 23). Andere Ausleger sagen, dass sie von den Gefangenen aus Babylon auf ihrer Rückkehr unter Esra und Nehemia gesungen wurden, um ihre Freiheit zu bejubeln. Wieder andere glauben, dass sie diese auf den 15 Stufen des Tempels sangen, ehe sie auf dem Feste anbeteten. Kurz, aus allen Teilen strömten sie in Gruppen herbei und sangen Lied um Lied. Ihre Gesänge waren eine Art innere Vorbereitung für die bevorstehende Anbetung. Mit Freude erfüllt betraten die Pilger die heilige Stadt und den Tempel. Das war ein großes Erlebnis besonders für die Jugend, die viel von ihren Vätern von Jerusalem gehört, sie aber nie gesehen hatte, ihre Herzen waren mit großer Freude, Ehrfurcht und mit heißer Sehnsucht erfüllt, heiligen Boden zu betreten, und so sangen sie zur Ehre des Herrn. Eine wichtige Frage: Wie gehen wir zu den Gottesdiensten? Innerlich zubereitet, voller Erwartung oder wie jener Jüngling, der noch im Bus die Krawatte anlegte? Wer ohne innere Zubereitung geht, wird kaum viel empfangen.
Der schöne Anfang. Zu Jahwe rief ich. Warum? Der Sänger war in Bedrängnis, Ihn anrufen ist der einzige Ausweg aus Nöten aller Art. Gott selbst befiehlt es uns (Ps 50,15; Phil 4,6). Das haben David und viele andere reichlich getan. Und was durfte er bezeugen? Der Herr hörte mich. Wer wenig Erlebnisse mit Gott macht, bezeugt, dass er wenig betet. Der in Gemeinschaft mit Gott lebende Christ hat täglich Grund zum Danken, für Erhörungen und Bewahrungen.
Worum betete der Schreiber? Um Bewahrung vor Lug und Trug, um Schutz vor den Pfeilen des Bösen, den glühenden Kohlen, um Bewahrung an schweren Orten und vor den Räubern Kedars. Er sehnte sich nach Frieden, aber die Feinde wollten Krieg, um Bewahrung vor bösen Zungen. Es ist oft leichter, Wunden durch das Schwert zu tragen, als Verletzungen durch die Zunge. Sie sind mit tödlichem Gift verglichen und schmerzen Tag und Nacht. Sie verletzen nicht alleine das eigene Herz, sondern schädigen den Leumund. Oft haben Lügen und Verleumdungen zu harten, unverschuldeten Strafen geführt, die das weitere Leben erschwerten. Einen Joseph führte die verleumderische Zunge ins Gefängnis und unseren geliebten Herrn an das Kreuz. Paulus brachten falsche Beschuldigungen viele Jahre lang ins Gefängnis und in den Tod. Verleumdungen an Mitmenschen müssen Menschen bekannt werden. In der Seelsorge durfte ich Menschen zu Christo führen, die lange zögerten, ihre Verleumdungen, um derentwillen andere schwere Strafen erduldeten, vor Gericht zu bekennen. Ohne Wiedergutmachung solcher Sünden kommt niemand zur Ruhe. Erst durch das Bekenntnis wird man los vom bösen Gewissen (Heb 10,22).
Er bittet um Bewahrung vor den scharfen Pfeilen.
Ich rufe zu Dir: „Hilf mir.“ Welches Kind Gottes erfährt sie nicht, beides von Mitmenschen und von den feurigen Pfeilen des Bösen (Satan) (Eph 6,16). David bat gewiss darum, und die Spieße Sauls gingen in die Wand (1. Sarah. 19, 10), dasselbe erfuhr Jonathan (1Sam 20,33). Der König Josia aber zog freiwillig in den Streit; er wurde nicht nur verwundet, sondern starb infolge seiner Verwundung (2Chr 35,24). Ähnlich erging es Josaphat (2Chr 18,31). Wer sich freiwillig den Pfeilen Satans aussetzt, kann keine Bewahrung erwarten. Wer schmutzige Bilder liebt, unterliegt oft ähnlichen Sünden. Und wer sich der Welt aussetzt wie Lot, gerät in Sünde und Schande wie er (1. Mose 19).
Er bittet ferner um Bewahrung inmitten glühender Kohlen. Das haben die drei Jünglinge in Babylon zum Erstaunen der ganzen Umgebung erfahren. Tanzboden, Kino usw. sind solche glühende Kohlen und hinterlassen oft bleibende Narben. Wer mit dem Feuer spielt, verbrennt sich und fügt andern Schaden zu.
Er bittet um Ausharren. Er wohnte unter unerträglichen Stämmen in Mesech und in den Hütten Kedars. Wer sie waren, ist ungewiss.
Manche meinen, dass sie umherziehende Plünderer waren. Der Psalmist will Frieden, aber die Feinde trachten nach Krieg. Der Engel (Älteste) von Pergamus wohnte, wo Satan seinen Stuhl hatte, aber der Herr ermahnt ihn zu überwinden (Off 2,13.17). Oft müssen Friedliebende neben unerträglichen Nachbarn wohnen, aber diese sind oft durch Liebe überwunden worden. Wer glaubt, dass ihn der Herr auch an solchen Orten umgibt, ist ruhig und trägt den Sieg davon; das haben viele Missionare auf Missionsfeldern erfahren, die rachsüchtige Feinde zu Freunden, ja mehr, zu Mitarbeitern machen durften. Der Herr vermag die Wüste in ein Eden umzugestalten, weil Er uns von allen Seiten umgibt (Ps 139,5; Heb 13,6b).
Er bat um Schutz vor den Zelten Kedars. Das waren rohe Räuberbanden, plündernde Beduinen.
Er sehnte sich nach Frieden, aber sie erklärten ihm den Krieg. In solchem Falle gibt der Herr den Sieg. Josua wurde von 21 Königen angegriffen und besiegte sie. Ähnliches erlebten die Richter und David. Unsere Aufgabe ist, dem Frieden nachzujagen. Jaget nach dem Frieden gegen jedermann und der Heiligung, ohne welche wird niemand den Herrn sehen (Heb 12,14).