Behandelter Abschnitt Ps 117,1-2
Aufruf zum Lobe Gottes Psalm 117
Dieser Psalm ist bekanntlich der kürzeste von allen Psalmen, aber nicht an Lobgesang noch Evangelium. Dreimal wird zum Lob aufgerufen: „Lobet ihn, rühmet ihn alle Völker», und nochmals am Schluss: „Lobet ihn!“
Ferner sind zwei Worte besonders beachtenswert: Gnade und Wahrheit. Sie weisen auf den hin, der in Johannes 1,14 „voll Gnade und Wahrheit“ genannt wird, also auf das Evangelium. Beachtenswert ist, dass dieser Psalm sowie der folgende 118. am Passahfest gesungen wurde. So hat ihn der Herr am Abend vor einer Kreuzigung mitgesungen. Vor der schweren Stunde, vor der Ihm bangte (Lk 12,50). Wer vermochte zu ermessen, was während des Singens durch des Herrn Seele gehen musste. Er wusste, dass Er das wahre Passahlamm sei (2. Mose 12; 1Kor 5,7). Dasselbe lesen wir in Psalm 118, wo der Herr „der Stein“ genannt wird, den die Bauleute verworfen haben (V. 22; Mt 21,42). Er ist der lebendige Stein, auf den auch wir gebaut haben (1Pet 2,4.6). Auch muss es dem Herrn schwer gewesen sein, wenn Er Psalmen wie den 22. und den 69. las, die Seine Leiden beschreiben und besonders Jesaja 53, da Seine Schmerzen in Einzelheiten beschrieben werden. Wir fragen uns: wie konnte der Herr mitsingen? Wohl besonders aus zwei Gründen: weil Er als das geschlachtete Lamm vor Grundlegung der Welt bestimmt war (Off 13,8) und zugleich über Seine Leiden hinwegschaute und die vor Ihm liegende Freude sah, die in diesem Wort zum Ausdruck kommt (Jes 53,10-12).
Ein Beispiel für uns. Lasst auch uns über Leiden und Trübsal hinwegsehen, hin auf das herrliche, ewige Ziel! In Römer 8,18 schreibt Paulus: „Ich halte es dafür, dass die Leiden der Jetztzeit nicht wert sind verglichen zu werden mit der zukünftigen Herrlichkeit, die an uns soll geoffenbart werden“ (I. Joh 3,2; 1Pet 1,4). Im Blick auf Jesu Leiden werden wir gestärkt (Heb 12,3). Im Geiste sehen wir uns jetzt schon unter jener Schar, die das geschlachtete Lamm anbetet und Ihm Loblieder singt (Off 5,11-14) und wie das Lamm ihre Tränen trocknet (Off 7,14-17).
Johannes, der Schreiber der Offenbarung, nennt sich Leidensgenosse in Trübsalen, aber auch Teilhaber am Reich. Er wusste was er nach Offenbarung 1,5 war und singt diese erhebende Doxologie. Wer soll Ihn nach unserem Psalm loben? Alle Völker. Wen rühmen sie in der Jetztzeit wie zu allen Zeiten? Die Götzen (Dan 5,23).
Aber wann wird das hier genannte Lob erschallen? Nicht in der Jetztzeit. Gegenwärtig erschallt es aus dem Munde einzelner aus den Völkern, den Gliedern Seines Leibes. Nach den Worten des Apostels weht das Banner des Evangeliums jetzt schon in aller Welt, die er mit dem Evangelium erfüllt hat (Röm 15,19), doch nur von einzelnen Zungen wie von dir und mir. Dereinst aber von allen Völkern.
Wie wird das vor sich gehen? Israel wird endlich den erkennen, den es durchstochen hat (Off 1,7), sich bekehren und in der Folge die Verheißung an Abraham erfüllen: durch dich und durch deinen Samen sollen alle Völker der Erde gesegnet werden (l. Mose 12, 3). Israel wird das große Missionsvolk der Erde sein. Zuvor hat es wie Saulus den Namen des Herrn geschmäht. Dann aber wird es Ihn rühmen. Eine gute Erklärung des Werdegangs kommender Ereignisse gibt uns der Apostel Petrus in Apostelgeschichte 15,14-18 und Paulus in Römer 15,8-12. Ferner werden zwei große Worte hervorgehoben:
Gnade und Wahrheit. Sie weisen auf Christus hin, der in Johannes 1,14 voller Gnade und Wahrheit genannt wird. Unser Psalm ist also eine große Weissagung auf den Herrn, ein Hinblick auf die Völker im Millennium, wenn Ihm alle Nationen den Ihm gebührenden Lobpreis bringen und Seinen Namen rühmen werden. Beachten wir das Wort:
Gnade. Die heilbringende Gnade ist erschienen allen
Menschen (Tit 2,11). Nicht nur Israel, sondern auch den Nationen. Sie
strömte zu allen, weil alle von Natur unter dem Zorn Gottes stehen. Sie
floss auf Frauen wie die Samariterin und die Ehebrecherin, auf Männer
wie Zachäus, den Zöllner im Tempel und schließlich auf den Schächer am
Kreuz (2Kor 6,9). Wir selbst durften sie erfahren, ja weit mehr, sie
ist jeden Morgen neu, wie bei Israel das tägliche Manna. Und am Ende
werden wir mit Paulus rühmen: „Seine Gnade ist nicht vergeblich an mir
gewesen.“ Bezeichnend ist, dass das letzte Wort der Schrift mit Gnade
endet (Off 22,21). Diese Gnade wird, wenn der Herr nach Offenbarung 19 in Macht und Herrlichkeit erscheint, sich zunächst dem bedrängten
Israel annehmen und anschließend durch Israel den Nationen zufließen,
denen es durch die Propheten längst verheißen ist. Dann werden dem Herrn
alle Völker das Lob darbringen. Das nächste Wort heißt
Wahrheit. Der soeben Gnade genannt wird heißt „die
Wahrheit“ (Joh 14,6). Der Wahrheit wegen kam Er in die Welt (
Ein Befehl. Rühmet Seinen Namen, das soll unser beständiger Lobpreis sein (Ps 34,1).