Behandelter Abschnitt Ps 113,1-9
Den Demütigen gibt Gott Gnade Psalm 113
Das ist wiederum einer der Psalmen, der an den großen Festen des Herrn gesungen wurde und der auch vom Herrn und Seinen Jüngern mitgesungen wurde. Wir finden die Feste im 3. Buch Mose, Kapitel 23, und sie sind für den denkenden Leser sehr lehrreich. Das erste dieser Feste war das Passahfest, das nach 2. Mose 12 alljährlich gefeiert werden musste. Es ist ein Lobgesang dem Herrn, dessen Name dreimal genannt wird. Vielleicht gilt diese dreimalige Nennung des Namens des Herrn der Dreieinigkeit Gottes.
Achte von wem dieser Lobgesang gesungen werden sollte. Er ist nach Vers 1 an die Knechte Gottes gerichtet. In dem Fall an Priester und Leviten. Knechte und Mägde des Herrn sollten alle Kinder Gottes sein, denn alle sind zum Loben und Dienen berufen (Eph 2,10). Wer es unterlässt, macht sich der Unterlassungssünden schuldig. Leider dienen nicht alle Gläubigen allein dem Herrn. Viele dienen noch dem Mammon, andere dem Tabakgenuss, der Ehrsucht, oder sogar noch niedrigeren Trieben. Viele Juden, die damals die Freiheit erhielten, aus Babylon auszuziehen, blieben daselbst und nahmen die Freiheit nicht an. Und so bleiben heute noch viele in ihren Gebundenheiten. Gebundene Gotteskinder können kein Zeugnis sein. Treue Gottesknechte wie beispielsweise Mose, Josua und Kaleb dienten mit Hingabe dem Herrn. Man kann diesen kurzen Psalm in vier Abschnitte teilen:
Die Ermahnung oder Aufforderung zum Lobe Gottes (V. 1‑3); die Beschreibung der Größe Gottes (V. 4‑6); die erstaunliche Herablassung Gottes (V. 7), und der Umfang des Lobes Gottes.
Vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang (V. 3) oder nach Vers 2 von nun an bis in Ewigkeit.
Die Aufforderung zum Lobe Gottes. Sein Name sei gelobt. Der Schreiber weist auf das Millennium hin; dann wird der Name Gottes überall gelobt werden. In der Jetztzeit wird er mehr gelästert als gepriesen. Immerhin lobt und dient Ihm eine kleine Schar, beides im Kämmerlein und in den Zusammenkünften der Gläubi-gen. Sonst aber ist es wie Psalm 2 sagt: „Die Könige der Erde lehnen sich auf und sagen: Lasset uns zerreißen ihre Bande und von uns werfen ihre Seile. Manche zwar rühmen die hohe Moral des Herrn, verachten aber das Kreuz. Sie begehren nicht Seine Nachfolger zu sein; andere dienen Ihm mit Freuden (Ps 100). Heute ist es die Gemeinde des Herrn, die Herausgerufene aus allen Völkern. Seine Bluterkauften sind Ihm geweiht (Off 1,5). Sie weiß sich berufen in Seinem Namen Sein Heil zu verkündigen. Sie ist Sein heiliges Priestervolk und verkündigt des Herrn Tugenden (1Pet 2,9). Vielerorts sind ihre Zusammenkünfte gar klein; aber der Herr selbst ist in ihrer Mitte (Mt 18,20). Bald aber werden sich alle Knie vor Ihm beugen (Phil 2,10).
Die Beschreibung Seines großen Namens (V. 4‑6). Wer vermag den, dessen Name hoch über alle Nationen und über alle Himmel ist, zu beschreiben? Wer gleicht Ihm, der auf dem Throne sitzt? Das Alte Testament gibt Ihm sieben Namen voll unergründlicher Bedeutung. Nicht mehr lang, und wir werden Ihn sehen, wie Er ist. Und als König der Könige wird Er das Weltall regieren. Wer Hebräer 1 nachdenkend liest, muss stille stehen und Ihn anbeten. Paulus geriet ihretwegen in Staunen (1Kor 2,9; 2Kor 12,4). Er ist der Allweise, Allmächtige und Allgegenwärtige und führt auf den Fittichen des Windes. Die Erlösten beten Ihn an (2. Mose 15; 1Sam 2,2; Hiob 5,9; Röm 11,33.34). Nur einer wagte es, sich über Ihn zu erheben: Satan. Er ist von seiner Höhe, Luzifer, d. h. Lichtengel, tief hinabgestürzt (lies Jes 14; Hes 28). Das endgültige Urteil, der Feuersee, wird noch folgen (Off 20).
Seine unaussprechlich tiefe Herabneigung unseretwegen. Der, der gottgleich war, stirbt als der schwerste Verbrecher, um uns aus tiefster Not auf Seinen Thron zu bringen. Er schaut auf das Niedrigste, erhebt einen Hirtenknaben zum König über ein großes Volk. Er erhebt den Niedrigen aus dem Staube und den Armen aus dem Kot. Die Unfruchtbare macht Er zur Mutter zahlreicher Kinder (1Sam 2). Das hat auch Sarah erfahren, die er als die Unfruchtbare zur Mutter der größten Nation machte (V. 9). Joseph sagte nach seiner Erhöhung: Gott hat mich fruchtbar gemacht im Lande meines Elends (1. Mose 41,52). Zacharias und Elisabeth besingen aus dem gleichen Grunde die Treue Gottes (Lk 2,67). Den Demütigen gibt Gott Gnade.
Der Umfang des Lobes. Nach Vers 2 währt er von Ewigkeit zu Ewigkeit. Oder nach Vers 3 vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang. Letzteres steht noch aus und harrt wie manche Weissagung seiner Erfüllung. Keine Verheißung geht verloren, auch wir dürfen Ihn in unseren Nöten und Verlegenheiten daran erinnern. Der Psalmist beginnt und endet den Psalm mit Lob, wie er das oft tut, oder handelt wie sein ganzes Volk, das nicht nur ein beständiges Morgenopfer brachte, sondern ebenso das tägliche Abendopfer. Wie überaus reich sind die alttestamentlichen Vorbilder, uns zum Vorbild gegeben. Je mehr wir den Herrn in Seiner Größe, aber auch in Seiner Niedrigkeit, in Seiner Herablassung zu dem Geringen betrachten, um so lauter werden unsere Lobgesänge erklingen. Wer an seine trübe Vergangenheit denkt, zugleich aber über die Erbarmungen Gottes über ihn, der sagt mit David: Ich will noch geringer werden, und betet im Staube an.